War ich wirklich bereit?
Was Firmung für mich bedeutet(e)
Wenn mal wieder einer dieser Tage ist, an dem das Wetter einen beinahe dazu zwingt, das Haus keinesfalls zu verlassen, verkrieche ich mich in meinem Zimmer und schwelge in Erinnerungen. Da sind die ganzen Gedanken, Wünsche und Hoffnungen der letzten Jahre, die mich immer wieder verfolgen. Und dann plötzlich fällt mir mein Fotoalbum in die Hände. Ich blättere darin, bis ich eine Aufnahme MEINER Firmung finde. Irgendwie fasziniert mich dieses Bild immer wieder. So ein denkwürdiges Ereignis – und man erlebt es nur einmal …
*Nur ein Brauch?*
Damals, als es soweit war, machte ich mir eigentlich weniger Gedanken darüber. Firmung, hin oder her – es war nun einmal Brauch, wurde erwartet – und somit auch von vielen einfach hingenommen und durchgeführt. Die Firmstunden waren ein lustiges Unterfangen, das Firmwochenende diente der Unterhaltung mit neu gewonnen Freunden. Aber so richtig zur Besinnung gekommen sind wir wohl alle dabei nicht. Erst jetzt, ein paar Jahre später, habe ich mich wirklich mit dem Sakrament der Firmung auseinandergesetzt. Schließlich musste doch mehr dahinter sein, als nur die Aufforderung der Eltern, den Brauch fortzusetzen. Es musste auch mehr dahinterstecken, als nur die Erwartung von allen, die man zu erfüllen hatte. Doch was war es? Die Verbindung zu Gott zu erhalten, neu aufzubauen, zu reinigen oder gar erst richtig zu schließen? Mittlerweile ist mir klar geworden, dass Firmung für jeden etwas anderes bedeuten kann. Für mich ist es heute die Gewissheit an meinen Glauben.
*Kino und Pizza statt Besinnung*
In der Schule wurde einem „beigebracht“, an Gott zu denken, zu glauben – und den Gottesdienst zu besuchen. Aber so wirklich christlich fühlte sich dabei wohl keiner von uns. Bei der Taufe gaben meine Taufpaten das Versprechen – aber erst durch die Firmung konnte ich meine Gedanken selbst ordnen und Gott meine eigene Ehrlichkeit und Zustimmung entgegenbringen. Auch wenn es damals nicht viel für mich bedeutet hat. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass es richtig war. Manchmal braucht man wohl einfach etwas Zeit, um die nötige Reife zu erlangen, die Firmung als das einzusehen, was es ist. Denn die Firmung ist mehr als nur ein paar lustige Firmstunden mit netten Betreuern, es ist ein Sakrament, das wohl jeder von uns ernst nehmen sollte. Warum auch immer. Meine Firmstunden früher hatten wenig mit Besinnung zu tun. Wir machten Kinobesuche, aßen gemeinsam Pizza. Aber soweit ich mich zurückerinnern kann, sprachen wir nur ein oder zweimal über Gott oder die Kirche. Im Nachhinein finde ich das schade.
*Reif genug*
Ich denke, man könnte den Jugendlichen gerade in diesem Alter noch so vieles mitgeben – und sie nicht einfach unvorbereitet auf die Firmung zustürmen lassen. Viele Jugendliche sind in einem Alter von 15 Jahren noch nicht wirklich bereit dazu, dieses Sakrament zu empfangen. Allerdings bin ich mir auch nicht sicher, ob eine Firmung in späteren Jahren viel mehr bewirken würde. Ob, wann, warum oder wieso – jeder Mensch ist unterschiedlich. So auch das Empfinden. Der eine scheint mit 15 Jahren schon vollreif zu sein, erkennt das Sakrament der Firmung als das an, was es auch ist. Mehr als nur ein Brauch, ein Versprechen zu Gott. Andere allerdings werden selbst mit 18, 20 oder vielleicht auch noch mit 30 Jahren nicht reif genug sein, die Bereitschaft zu zeigen, sich wirklich Gedanken über den Sinn der Firmung zu machen. Ein generelles Alter für dieses Sakrament daher festzulegen, wäre sinnlos. Auch wenn sich beinahe jeder mit 15 oder 16 Jahren dazu bereiterklärt, diesem wichtigen Ereignis beizuwohnen, denke ich trotzdem, dass man dieses Sakrament wirklich erst empfangen sollte, wenn man in sich selbst gekehrt ist und im Herzen fühlt, dass man dazu bereit ist.
Autorin / Autor: bblloonnddiiee - Stand: 2. Mai 2006