Ich sitze auf einer Bank, lausche dem Gesang der Vögel und atme tief die frische Luft ein, die vom Meer zu mir hinüberweht. Es ist Frühling, das merkt man. Fahrradfahrer radeln schon seit Tagen am Ufer entlang und auch die Eisbuden haben wieder geöffnet. Neben mich setzt sich ein Mann. „Ich mag den Frühling nicht.“, sagt er und verzieht dabei keine Miene. „Ich mag die Menschen nicht, die auf einmal gut gelaunt durch die Straßen laufen, und dabei vor Freude lächeln. Ich mag den Duft des Frühlings nicht.“ Ich atme erschöpft auf. Es ist so, als ob der Mann eine schwarze Wand vor seinen Augen hätte. Eine Wand, die all die schönen Dinge vor seinen Augen zu verschließen versucht. Ich frage ihn: „Wie wäre es, wenn die Welt so wäre, wie sie es sich wünschen?“ Der Mann schaut mich irritiert an und stottert: „Ja, dann wäre sie nicht toll.“ Ich bin verwirrt. Er wünscht sich doch die Welt haargenau so, wie er mir sie eben beschrieben hat und jetzt will er doch nicht so haben? „Was wäre denn, wenn sie einmal alle guten Dinge aufzählen würden, die Ihnen in ihrem Leben passiert sind? Er antwortet: „Mh, also da wäre einmal meine Hochzeit vor zehn Jahren. Ja, und dann noch mein schönes Haus, das ich erst seit kurzem renoviert habe. Achja, und mein Kind, dass ich über alles liebe, pardon geliebt habe.“ „Wieso geliebt?“, frage ich ihn. „Es war erst drei, als es passierte. Wir waren zusammen spazieren, als uns plötzlich ein Kampfhund begegnete und es schwer attackierte“, sagt er mit tränenererstickter Stimme. Das ist ja furchtbar, entgegne ich ihm. „Ja, weißt du, seit diesem Tag habe ich mein Herz verschlossen. Vor anderen Menschen und vor mir selbst. Hauptsache niemand sieht, wie es in mir drinnnen aussieht.

Jetzt verstand ich, wieso der Mann so schlecht über alles redete. Er hatte sein Herz seit jenem Tag fest, wie eine Tür verschlossen, die nur schwer wieder zu öffnen ist. Schade, dass noch nicht einmal der Frühling die Tür zu seinem Herzen öffnen kann.