Väter und andere Trennungsgründe
...sind besser als halbwegs glückliche Familien
Wir waren eine halbwegs glückliche Familie. Ich dachte, dass wir glücklich wären, doch wir wären ohne Paps viel glücklicher gewesen. Wenn Mama "Anonym" viel früher kennengelernt hätte, hätte ich den besten Vater gehabt, den ich mir vorstellen könnte. "Anonym" will ich den besten Stiefvater nennen.
Mein Vater:
- Staunt in einem Gymnasium, dass da auch größere Kinder sind.
- Weiß nicht genau, was eine Grundschule ist.
- Hat Mama das Essen weggegessen und selbst nie eingekauft.
- Hat von Mama mindestens 100.000 € und mehr geliehen.
- Leiht sich von mir Geld.
- Schenkt mir Dinge, die er sich nicht leisten kann und fragt am nächsten Tag, ob ich ihm was borge.
- Schenkt mir Dinge, die er sich nicht leisten kann und ist wütend , wenn ich ihn an versprochende Dinge oder Taschengeldgeben erinnere.
- Hat nie etwas mit mir oder uns unternommen.
- Hat nie Essen gekauft, kein Unterhalt oder Miete gezahlt.
- Hat mir nie nötige oder unnötige Dinge, wie Kleidung, Spielzeug, Essen, Süßes, was für mein Haustier, was zum Geburtstag oder zu Weihnachten gekauft.
Mein Stiefvater:
- Kennt sich aus im Bereich (Schul-) Bildung.
- Weiß mehr über Schule & Co als ich.
- Denkt daran eizukaufen, falls nichts im Kühlschrank steht.
- Leiht sich nie was von Mama (außer mal 50 € für irgendwas) und gibt es pünktlich zurück.
- Ich leihe mir von ihm Geld.
- Schenkt mir nur Dinge, wenn er es sich leisten kann.
- Verspricht nur was, wenn er es pünktlich und ganz sicher einhalten kann.
- Macht öfters Vorschläge für Ausflüge.
- Besteht darauf, dass er, wenn er zeitweilig bei uns wohnt, mitbezahlt.
- Fragt mich beim Einkaufen, ob ich noch was möchte oder brauche.
Ich dachte meine Eltern wären glücklich, doch erst nachdem ich mir ein Gesamtbild gemacht habe, wurde mir klar, wie glücklich wir wirklich waren und wie viel Glück die Trennung brachte. Mein Papa antwortet auf die Frage: "Wann hat Mama Geburtstag?" auch noch nach dem Tipp "Weihnachten" mit 24.12? oder 25.12! Er hat es nach 10 Jahren nie kapiert! Außerdem kümmerte er sich so wenig um mich, dass man alles an den Fingern abzählen kann. Ihm war egal welche Freunde ich hatte, auf welche Schule ich ging, wohin ich ging, wann ich wo gewesen bin... Ihm war es egal! Außer wenn es um Drogen, schlechte Noten, Sex, Schweinefleisch ging. Er schimpfte einmal, weil ich seine Süßigkeiten mit Schweinegelee nicht aß und schimpfte sonst nur, wenn ein Fleischstück im gleichen Öl gebraten wurde, in dem auch Schwein gebraten wurde. Wenn ich mich so oder anders widersetzte, dann war er entäuscht und drückte mich tief ins Tal der Schuldbewussten. Oder er war irre sauer, und wenn ich anfing aus Sensibilität zu weinen, dann sagte er, wie harmlos das alles sei und wollte mich umarmen. Toll (ironisch): Erst Theater machen und dann sich als Tröster aufspielen... Wenn ich mich dann weigerte, mich umarmen zu lassen, war er so enttäuscht (ohne Grund) und zwängte mich wieder ins Tal der Schuldbewussten, aus dem ich ohne Mama und meinen Freunden nicht mehr herausgekommen wäre! Nun steht es fest! Papa: dumm. Stiefpapa: gut. Jedenfalls bei mir... Mit dieser Trennung wurde das Tal weggewischt und hinter ihm eröffneten sich neue Wege. Eine Freundschaft zwischen mir und Mama.
Zwar ist "Anonym" dazwischen gekommen, aber das gab eine Möglichkeit, die sehr gut ist: Eine glückliche "Familie" und eine leicht verkürzte Freundschaft mit Mama, was viel besser ist! Mit diesem Schreibwettbewerb kann ich loslassen, was zu Hause nur auf einen harten Stein der Hoffnungslosigkeit und Enttäuschung trifft. Anstatt seine Schulden bei Mama & Co zu bezahlen, machte er vor 3 Jahren falsche Heirats-Papiere, um seine Nichte hier nach Deutschland zu schmuggeln und sie hier für ihn arbeiten zu lassen und sich bedienen zu lassen von Mama, Mamas Rente, mir, Arbeit von der Nichte und von der Nichte selbst. Vor einem Jahr redete er von einer einwöchigen Geschäftsreise nach Holland. Wir wussten nichts von seinem Plan und machten uns nach ca. 3 Wochen Sorgen. Die Telefonnummern, die er uns gab, brachten uns nichts. Genau 5 Stunden bevor Papa mit der Nichte hier im Flughafen ankam, ging Mama zur Polizei und machte eine Suchanzeige. Sie ging durch jeden Flughafen, jede Polizeistation, jeden Bahnhof und jedes Krankenhaus. 5 Stunden später kam er an... mit seiner Frau. Mama und Papa haben nie geheiratet, da bei Mama der Scheidungsprozess von dem Ex noch lief und Papa nie einen Antrag machte. Ich und Mama machten uns ein Gesamtbild von einer Zukunft zu zweit. Dann kam "Anonym" und zerstörte meine vorherige Meinung. Selbst in so verdrehten und chaotischen Trennungen lernt man viel und findet das Gute. Die Moral von mir lautet: Väter und andere Trennungsgründe sind besser als halbwegs glückliche Familien.
Autorin / Autor: supernase3000 - Stand: 4. Oktober 2010