Es war einer dieser Morgen, wo Marmeladenbrote und andere Sachen, die den beiden in die Hände kamen, durch die Luft flogen. Mit sechs Jahren habe ich natürlich noch nicht begriffen, dass meine Eltern nicht sauer auf das Marmeladenbrot waren, sondern aufeinander.

Dass eine Trennung bevorstand war mir nicht klar, doch dann kam Weihnachten: Am Weihnachtsabend lief meine Mutter in schicken Sachen und Schuhen hektisch durch die Wohnung und packte ihre Tasche. Sie gab mir einen Kuss und verabschiedete sich. Ich begann natürlich sofort zu heulen. Weihnachten ohne meine Mutter? Niemals!

Letztendlich habe ich es doch ertragen und hatte ein ganz nettes Weihnachten allein mit meinem Vater.

Papa hat ne Neue

Ein Paar Wochen nach Weihnachten, meine Mutter war wieder nicht zu Hause und ich lag mit meinem Vater auf dem Sofa, kam einer der schreklichsten Sätze, die ich je in meinem Leben zu hören bekommen habe: "Süße, ich und deine Mama werden uns trennen..."

Nachdem ich die Heulattacken überwunden hatte, war das alles sehr aufregend für mich. Ich freute mich sogar auf den Umzug mit meiner Mutter in eine kleine Wohnung. Ab da ging es dann immer abwechselnd: eine Woche bei Papa, eine Woche bei Mama.

Bis mein Vater eine Freundin fand. Als ich eines mittags bei ihm aß, stellte er sie mir vor. Und erzählte mir auch, dass sie heiraten würden (der zweitschrecklichste Satz in meinem Leben...). Zwei Wochen später zog er nach Italien mit seiner neuen Frau.

"Geteiltes Leid ist halbes Leid"

Ich habe kein Problem damit, dass meine Eltern geschieden sind, ich meine, das ist tausendmal besser als Marmeladen-UFOs... . Das Einzige, was mir zu schaffen macht, ist die weite Entfernung zu meinem Vater, und sehen zu müssen, wie er sich verändert hat, seit er neu geheiratet hat.

Aber allein gelassen fühle ich mich nicht, in meiner Klasse sind die Hälfte aller Schüler Scheidungskinder und schließlich ist geteiltes Leid halbes Leid ;)