Macht wahres Leid trauriger als erfundenes?

Studie: Schlimme Geschichten machen traurig - egal ob sie wahr sind oder fiktiv

Bild: LizzyNet

"Ach, ist doch nicht so schlimm - ist doch nur erfunden!" Wer über traurige Szenen in Filmen oder Büchern weint, erntet meist Spott - besonders, wenn es sich um eine erfundene Geschichte handelt. In der Tat glauben die meisten Menschen, die Begebenheiten einer realen Story würden sie betroffener machen. Doch laut einer neuen Studie, die im Journal of Consumer Research, veröffentlicht wurde, ist diese Vermutung nicht richtig. Tatsächlich reagieren Menschen auf traurige Geschichten gleich einfühlsam, egal ob sie erfunden oder wahr sind.

Die AutorInnen Jane E.J. Ebert von der Brandeis University und Tom Meyvis von der New York University testeten die Reaktionen von ZuschauerInnen bei der Betrachtung von Filmen und stellten fest, dass sie mitten in der Geschichte angekommen, zunächst von beiden Varianten - fiktional und wahr - gleichermaßen emotional berührt waren. Wurden sie allerdings darüber informiert, das das, was sie gerade sehen, erfunden war, verringerte sich ihre Traurigkeit. Aber auch nur dann, wenn ihnen erlaubt wurde, Pausen zu machen, so dass sie über die Tatsache, dass die Geschichte fiktional war, nachdenken konnten.

In einer anderen Studie wurden die TeilnehmerInnen nach der Lektüre einer tragischen Geschichte gefragt, ob es für sie einen Unterschied macht , dass das Ereignis in der Geschichte wirklich passiert oder dass es fiktiv war. Wie erwartet, deuteten die TeilnehmerInnen an, dass sie viel trauriger wären, wenn sie wüssten, dass die Geschichte wahr ist. Eine andere Gruppe von TeilnehmerInnen sollte die gleiche Geschichte lesen, wobei sie im Unklaren darüber gelassen wurde, ob sie real oder erfunden war. Diese TeilnehmerInnen fühlten keinen Unterschied, waren also gleich betroffen, unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Geschichte.

"Möglicherweise wählen LeserInnen eher eine tragische fiktive Geschichte, weil sie glauben, dass sie sie weniger traurig macht als eine weniger dramatische, aber wahre Geschichte", schreiben die StudienautorInnen. "In Wirklichkeit ändert aber die fiktive Natur nichts an der Wirkung der tragischen Geschichte." Wir scheinen also so oder so unserer Einfühlsamkeit ausgeliefert zu sein ;-)


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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 27. Augustr2014