Ich will sagen, was ich denke
Geolino-Unicef-Kinderwertemonitor: Kinder fordern mehr Meinungsfreiheit in der Schule
Von wegen Smartphone, Geld und andere Besitztümer - wenn man Kinder fragt, was ihnen wirklich wichtig sind, dann kommen die wahren Werte zum Vorschein: Familie und Freundschaft. Drei Viertel der Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis 14 Jahren finden Familie und Freundschaft „total wichtig“. Auch Vertrauen und Zuverlässigkeit, Geborgenheit und Ehrlichkeit stehen bei ihnen hoch im Kurs. Werte wie Bildung, gute Manieren und Toleranz gewinnen bei den Sechs- bis 14-Jährigen an Bedeutung. Ebenfalls zugenommen haben aus der Sicht der Kinder die Bedeutung von Umweltschutz, Mut und die Fähigkeit, sich anderen gegenüber durchzusetzen.
*Sich für andere Menschen engagieren*
Geld und Besitz hingegen spielen bei den Wertorientierungen eine eher geringe Rolle (21 Prozent). Rund jedes dritte Kind würde sich für andere Menschen engagieren, denen es nicht so gut geht – ein Wert, der in den vergangenen Jahren kontinuierlich leicht gestiegen ist. Das ist das Ergebnis des repräsentativen GEOlino-UNICEF-Kinderwertemonitors 2014, der in Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität Berlin erstellt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie der Robert Bosch Stiftung gefördert wurde.
*Zeit für Kinder – trotz Beruf*
Auch für die Eltern zählt die Familie zu den wichtigsten Werten. Allerdings klagen viele darüber, dass das oft mit den Ansprüchen des Berufs schwer zu vereinbaren ist. „Berufstätige Mütter und Väter leiden mehr unter der knappen gemeinsamen Zeit als ihre Kinder. Die finden es überwiegend gut, wenn Mutter und Vater arbeiten“, sagte Prof. Dr. Hans Bertram von der Humboldt-Universität Berlin. „Eltern wiederum nehmen sich in der Regel Zeit für ihre Kinder, auch wenn sie voll berufstätig sind – lieber verzichten sie auf Schlaf.“ Kinder haben eine ganz pragmatische Einstellung zur Berufstätigkeit ihrer Eltern. Auch wenn Vater und Mutter beide arbeiten, finden die meisten, dass ihre Eltern genug für sie da sind. 53 Prozent sind mit der Menge der gemeinsamen Zeit „sehr zufrieden“, und nur vier Prozent finden die gemeinsame Zeit zu wenig.
Die Eltern sind hier wesentlich (selbst)kritischer: 14 Prozent der Mütter und 29 Prozent der Väter sind mit der Menge der gemeinsamen Zeit „oft nicht“ oder „gar nicht zufrieden“. Dennoch finden es beide Elternteile wichtig, ihren Kindern vorzuleben, dass arbeiten normal ist. Nach eigener Einschätzung verbringen Mütter an einem durchschnittlichen Werktag 5,2 Stunden mit ihrem Kind oder ihren Kindern, die (in Vollzeit berufstätigen) Väter 2,9 Stunden. In Vollzeit arbeitende Mütter schätzen, dass sie ihren Kindern an einem Werktag 4,1 Stunden Zeit widmen.
*Eltern und LehrerInnen wichtiger als Promis*
Gefragt danach, wer denn ihr Vorbild für Werte ist, nennen Kinder die Eltern an erster Stelle, dann die Großeltern, und direkt danach kommen die Lehrerinnen und Lehrer. Erst viel weiter hinten werden Freunde, Medien oder soziale Netzwerke genannt. Als Wertevermittler scheinen die LehrerInnen in den vergangen Jahren mehr Bedeutung gewonnen zu haben: Nannten 2006 nur 50 Prozent LehrerInnen wichtig für die Wertevermittlung, waren es 2014 80 Prozent. Zum Vergleich: Nur 32 Prozent der Kinder sehen Prominente als Vorbild.
*Schulleben ok, aber mehr Meinungsfreiheit gefragt!*
Die Schule nimmt im Leben der 6 bis 14-Jährigen einen zentralen Stellenwert ein, kein Wunder, dort verbringen sie schließlich den Großteil des Tages. Interessant ist, dass sie sich dort trotz der gestiegenen Anforderungen durch Lehrplan und Erwartungen mehrheitlich wohlfühlen: 87 Prozent der Befragten antworteten, dass es ihnen in der Schule „sehr gut“ oder „einigermaßen gut“ gefällt. Auch über 80 Prozent der Mütter und Väter sind mit dem Schulleben ihres Kindes „sehr zufrieden“ oder „meistens zufrieden“. Nur 23 Prozent der Mädchen und Jungen fühlen sich durch das, was sie in der Schule leisten müssen, belastet. Im internationalen Vergleich steht Deutschland damit vergleichsweise gut da.
Schlechtere Noten geben die Kinder ihren LehrerInnen allerdings in Sachen Meinungsäußerung:
58 Prozent der Kinder finden es total wichtig, sagen zu dürfen, was man denkt. Aber nur 20 Prozent der Kinder fühlen sich von ihren LehrerInnen auch ermutigt, ihre Meinung zu sagen.
In der Hinsicht sollte man LehrerInnen vielleicht ein wenig Nachhilfe angedeihen lassen, damit sich SchülerInnen mit ihrer Ernsthaftigkeit - die ihnen die ja Studie bescheinigt - auch ernst genommen fühlen ;-).
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Autorin / Autor: Redaktion