Winston - Agent auf leisen Pfoten

Lesung mit Oliver Kalkofe

Cover

„Heilige Ölsardine“ das ist der Lieblingsspruch der Hauptfigur des Hörspiels „Winston – Agent auf leisen Pfoten“,  das nach dem gleichnamigen Buch von Frauke Scheuermann (im Loewe – Verlag erschienen) im „DAV“(Der Audio Verlag) im Jahr 2014 herausgekommen ist.

Eine etwas eingebildete, schwarze Katze, ein junges Mädchen namens Kira mit ihren beiden Freunden Pauli und Tom, mit denen sie sich oft in der nächstgelegenen Eisdiele trifft, Emilia und Leonie, die größten Zicken in Kiras Klasse, vier Hofkatzen, die sich auch als „die Muske(l)tiere“ bezeichnen, und natürlich noch die gesamte restliche menschliche Verwandtschaft von Kira - das alles sind die wichtigsten Figuren der gesamten Geschichte. Alleine bei dieser bunten Aufstellung wird jedem Leser klar: es muss sich um eine ziemlich verrückte Story handeln.

Und genau so ist es auch. Nach einer kurzen Einleitung, die auf den ersten Band hinweist, steigt der Sprecher Oliver Kalkofe in der Rolle als Kater Winston Churchill direkt in dessen neues Abendteuer ein, und das ist dieses Mal noch ein ganzes Kaliber größer als das letzte.

Aber zunächst einmal eine kurze Einführung für alle, die den ersten Teil noch nicht kennen: Winston Churchill ist ein sehr eleganter und edler Britisch-Kurzhaar-Kater mit schwarzem Fell. Er gehört Professor Werner Hagedorn, der gemeinsam mit seiner Haushälterin Anna Kowalenkow und deren Tochter Kira eine Altbauwohnung im vornehmen Hamburger Stadtteil Harvestehudeim bewohnt. Genauer gesagt findet man ihn im 2. Stock der Hochallee 106a. Nach dem letzten großen Abendteuer führt er ein eigentlich ganz normales Katzenleben, bestehend aus schlafen, träumen, fressen… ab und zu besucht er die Hofkatzen Spike, Karamell und vor allem die äußerst niedliche Katzendame Odette, für die er etwas mehr empfindet, als nur Freundschaft. Doch mit einem Mal macht sein Leben eine 180 Grad-Wendung.

Alles beginnt ganz harmlos mit einem Schulprojekt in Kiras Klasse. Die Schüler wollen gemeinsam mit einem Dramaturgen und ihrer Lehrerin Frau Heinzon die Musicalfassung des Märchens „Der gestiefelte Kater“ einstudieren und aufführen – und Kira hat die Schulleitung davon überzeugt, ihren Kater mitbringen zu dürfen. Nach anfänglicher „Keine Lust auf frühaufstehen“ – Stimmung von Seiten Winstons stellt sich jedoch ziemlich schnell heraus, wie spannend ein solches Projekt nicht nur für die Kinder, sondern genauso auch für Katzen sein kann – und Winston fängt sogar an, sich in Dingen wie „Stimmbildung“ zu trainieren, sodass den Schülern sogar ein singender Kater geboten wird. Natürlich bleibt es nicht lange nur so spaßig.

Nach den ersten Probentagen bleibt Emilia auf einmal von den Proben fern – ihre Eltern behaupten, sie sei krank, aber Kira und ihre Freunde wollen das nicht so recht glauben. Am Tag zuvor war sie doch noch putzmunter gewesen und hatte am Anfang des Projekts sogar darauf bestanden, die Hauptrolle zu übernehmen – was war nur los mit ihr!? Durch einfaches Fragen bekommen sie leider nichts aus den Eltern ihrer Klassenkameradin heraus, aber als Winston als unauffälliger Kater diese belauscht und dabei einen Zettel aus ihrem Haus mitnimmt, fliegt alles auf: Emilie ist nicht krank, sondern – entführt worden. Die erste Lösegeldübergabe ist bereits gescheitert, weil der Entführer die eigentlich verbotene Polizei entdeckt hat – und so kommen die drei Kinder auf die Idee selbst zu suchen – sie sind lange nicht so auffällig, wie die Männer mit ihren Uniformen und Streifenwägen. Mit der Unterstützung der vier Hofkatzen, die dank Winston von dem ganzen Ernst der Lage mitbekommen haben, beginnen alle sieben eine spannende Jagd nach dem Verbrecher, in dem die vierbeinigen Schnüffler keine unerhebliche Rolle spielen. Werden sie es wirklich gemeinsam schaffen können, Emilie aus ihrer misslichen Lage zu befreien?
Neben dieser Verbrecherjagd, geht aber selbstverständlich das restliche Leben weiter und auch in der Hochallee 106a bleibt es nicht wie immer gleich Annas Mutter kommt aus Russland zu Besuch und Winston vermasselt sich bei ihr bereits beim allerersten Kennenlernen den guten Eindruck, indem er die extra von Kira und ihrer Mutter eigentlich für den menschlichen Gaumen vorbereitetete russische Spezialität „Pelmeni“  fast vollständig alleine leerputzt. Sie plädiert natürlich sofort für eine strengere Erziehung – und verpasst sowohl Kira, die ihren Kater verteidigen wollte, als auch ihm Zimmerarrest. Na, ob das so eine gute Grundlage für eine neue menschliche Freundin ist?

Es warten aber noch weitere Überraschungen auf sowohl die Katzen, als auch die Menschen. Es ist nicht nur so, dass Winston Tannenbäumengerüchen hinterherjagt und während der Geschichte zwei Mal in einer Mülltonne landet- Nein!  Daneben mutieren auch russische Omas zu Schlägertanten, die sich als eine mehr als wichtige Hilfe bei der Aufspürung von Verbrechern herausstellen. Außerdem kommen sich Anna und Werner zum ersten Mal so wirklich nahe und entdecken so langsam die eigentlich schon lange zwischen ihnen bestehenden Gefühle, während auch Winston und Odette auffällig viele Komplimente untereinander austauschen.

Insgesamt ist es eine ganz gelungene Geschichte, die zur netten Unterhaltung der ganzen Familie, besonders aber der Kinder dienen kann. Die Sichtweisen einer Katze werden in einem witzigen Kontext in eine abenteuerliche Verbrecherjagd, zu lösende Alltagsprobleme und noch zusätzlich zwei Liebesgeschichten verwebt.

Empfohlen wird das Ganze für Kinder ab 10 Jahren, meiner Ansicht nach ist dies jedoch schon etwas zu alt. Tendenziell bleibt die gesamte Story durchweg zwar spannend, dennoch ist der Verlauf teilweise zu vorhersagbar und ältere Kinder und Jugendliche würden sich vielleicht anfangen, zu langweilen. Auch Ausrufe und Kommentare von Winston können zwischendurch ganz winzig und auffrischend wirken, nach der fünften Stelle, an der jedoch der Ausspruch „heilige Ölsardine“ verwendet wird, wird es doch etwas eintönig. Vor allem, da es sich bei diesem Ausruf nicht um die einzige vorkommende Wiederholung handelt.
Dennoch ist es insgesamt unterhaltsam und nett geschrieben und auch der Sprecher Oliver Kalkofe sorgt für eine wirklich abwechslungsreiche Gestaltung des Textes. Sowohl das Miauen der Katzen als auch den russischen Akzent der Kowalenkows weiß er gekonnt nachzumachen, sodass sich der Hörer auch äußerst gut in die unterschiedlichen Personen und auch Stimmungen hineinversetzen kann. Für Kinder und auch vor allem Katzenliebhaber, denen nebenbei auch Abenteuerjagten gefallen ist es auf jeden Fall empfehlenswert!

Abschließende Anmerkung:
Auch, wenn man den ersten Teil noch nicht kennt, sollte man sich nicht davon abschrecken lassen, gleich zum zweiten Teil zu greifen. Verständlich ist es auf jeden Fall auch ohne bereits vorhandene Vorkenntnisse, sodass man getrost direkt mit diesem Hörspiel in das Leben dieses besonderen Katers einsteigen kann.

*Erschienen bei: DAV*

Autorin / Autor: lilith - Stand: 27. Mai 2015