Kreativität ist männlich?

Stereotypen-Studie: Warum Männer für kreativer gehalten werden

Der berühmte "kreative Kopf" ist in der Vorstellung vieler Menschen offenbar ein Mann. Denn kreatives Denken wird häufig mit Eigenschaften in Verbindung gebracht, die als "typisch männlich" gelten: Risikobereitschaft, Wagemut und Eigenständigkeit.

Das meinen zumindest die Forscher_innen Devon Proudfoot, Aaron Kay und Christy Zoval, die in einer aktuellen Studie der Frage nachgegangen sind, wer von wem wie und warum für kreativ gehalten wird. In einer Online-Studie untersuchten sie zunächst die Wahrnehmung von Kreativität und befragten Freiwillige, welche Eigenschaften sie damit in Verbindung bringen. Vor allem, wenn Kreativität als "thinking outside the box" begriffen wurde, also als unkonventionelles Denken, das die üblichen Bahnen verlässt, wurde es von den Befragten mit stereotyp männlichen Attributen verknüpft.

In einem Versuch sollten Testpersonen die Entwürfe von einem Architekten und einer Architektin auf ihre Kreativität hin bewerten oder aber Entwürfe von einem Modedesigner oder einer Designerin. Obwohl die Entwürfe identisch waren, wurden die Vorschläge, die angeblich von einem Mann stammten, für kreativer gehalten als die Entwürfe der vermeintlichen Frau - zumindest im Fall des Architekten-Duos. Bei den Modedesigner_innen hingegen gab es keine unterschiedlichen Kreativitätseinschätzungen.

Die Forscher_innen überprüften derartige Einschätzungen auch in der wirklichen Arbeitswelt. So sollten Vorgesetzte ihre männlichen oder weiblichen Angestellten im Hinblick auf ihre Kreativität bewerten. Dabei unterstellten die Vorgesetzten ihren männlichen Mitarbeitern mehr Kreativität, auch wenn die direkten Gutachten Männern und Frauen gleiche Qualitäten in innovativem Denken bescheinigten.

Außerdem zeigten die Forscher_innen, dass Testpersonen im Versuch das riskante Verhalten eines Managers als ein Zeichen von unkonventionellem Denken deuteten. Wurde dann eine Managerin gezeigt, die ein ebensolches riskantes Verhalten an den Tag legte, wurde ihr das nicht positiv ausgelegt.

Ergebnis der Untersuchungen ist also, dass viele Menschen kreatives Denken automatisch mit Eigenschaften verknüpfen, die als typisch männlich gelten. Darum werden Männer leichter für kreative Köpfe gehalten als Frauen. Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft und Kopperation gelten stereotyperweise als weiblich, werden aber - warum auch immer - weitaus weniger mit kreativem Denken in Verbindung gebracht.

Die Forscher_innen glauben, dass diese klischeebehaftete Sichtweise auch dazu führt, dass Frauen bestimmte Jobs nicht bekommen oder aber schlechter dafür bezahlt werden.

Die Ergebnisse der Studie erscheinen in der Fachzeitschrift Psychological Science und halten euch hoffentlich nicht davon ab, eure Kreativität immer wieder unter Beweis zu stellen, unabhängig ob andere sie auch auf den ersten Blick zu würdigen wissen.

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Arrogante Kreative  Kreativität braucht Publikum

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 30. September 2015