Größer heißt nicht schlauer!
Forschung: Ein großes Gehirn ist kein Garant für Intelligenz
Warum nur haben manche Menschen einen IQ von 140, während sich andere mit weniger IQ-Punkten zufrieden geben müssen? Mit der Größe des Gehirns hat das jedenfalls nicht viel zu tun. Das bestätigt eine aktuelle Studie von Psychologen der Universitäten Wien, Göttingen und Tilburg. Mit der Entwicklung von bildgebenden Verfahren wie etwa der Magnetresonanztomographie ist es möglich, das Gehirnvolumen lebender Menschen verlässlich zu untersuchen und in weiterer Folge mit IQ-Testleistungen in Beziehung zu setzen.
In einer Meta-Analyse anhand von 148 Stichproben mit über 8.000 Testpersonen belegte das internationale Team einen nur schwachen Zusammenhang der Gehirngröße mit dem IQ. Diese Zusammenhänge zeigten sich unabhängig von Geschlecht und Alter der Testpersonen. "Obwohl sich ein gewisser Zusammenhang nachweisen lässt, dürfte die Gehirngröße nur geringe praktische Relevanz haben. Vielmehr scheinen Struktur und Integrität des Gehirns als biologische Grundlage von Intelligenz zu fungieren", sagt Jakob Pietschnig vom Institut für Angewandte Psychologie der Universität Wien.
*Gehirnstruktur vs. Gehirngröße*
Die Wichtigkeit struktureller Aspekte des Zentralnervensystems im Gegensatz zu Gehirngröße ist bereits durch die Untersuchung verschiedener Spezies ersichtlich. Absolut gesehen ist nämlich der Pottwal Spitzenreiter, wenn es um die Größe des Gehirns geht. Bezieht man die durchschnittliche Körpermasse der jeweiligen Spezies mit ein, geht hingegen die Spitzmaus in Führung. Ähnlich verhält es sich, wenn man weitere anatomische Aspekte miteinbezieht: Der Homo sapiens übernimmt unter keiner versuchten Bedingung die erwartete Führung. Vielmehr scheinen strukturelle Unterschiede des Gehirns für unterschiedliche Intelligenzleistungen zwischen den Spezies verantwortlich zu sein.
Innerhalb der Gattung Homo sapiens gibt es aber auch Indikatoren, die einen hohen Zusammenhang zwischen Gehirnvolumen und IQ aus inhaltlicher Sicht in Frage stellen. Es ist zum Beispiel gut belegt, dass Männer im Durchschnitt größere Gehirne haben als Frauen. Geschlechtsunterschiede in genereller kognitiver Fähigkeit gibt es allerdings nicht. Ein weiteres Beispiel zeigt sich anhand von Personen mit Megalenzephalie (substantielle Vergrößerung des Gehirnvolumens), die im Allgemeinen unterdurchschnittliche IQ-Testleistungen erbringen. "Strukturelle Gehirnaspekte sind also auch innerhalb der Spezies Mensch wichtiger als die Gehirngröße", resümiert Pietschnig.
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- http://dx.doi.org/doi:10.1016/j.neubiorev.2015.09.017
Publikation in "Neuroscience and Biobehavioral Reviews": Pietschnig, J., Penke, L., Wicherts, J. M., Zeiler, M., & Voracek, M. (2015). Meta-analysis of associations between human brain volume and intelligence differences: How strong are they and what do they mean? Neuroscience and Biobehavioral Reviews, in press.
Autorin / Autor: Redaktion/ PM - Stand: 16. Oktober 2015