Sinkende Arbeitszeit durch Partnerschaft?

Studie: In Deutschland ist die Erwerbsarbeit zwischen Männern und Frauen besonders ungleich verteilt

Eine feste Partnerschaft scheint nicht nur glücklich zu machen, sondern Frauen offenbar öfter dazu zu bringen, weniger Stunden zu arbeiten. Eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) ergab, dass Frauen, die in einer solchen Beziehung leben, in allen westlichen Industriestaaten seltener und mit weniger Stunden erwerbstätig sind als ihre Männer. Besonders in Deutschland ist die Aufteilung von Erwerbsarbeit in Paarbeziehungen ungleich verteilt, ergab die Untersuchung, die die Arbeitszeitunterschiede in Paarbeziehungen in 27 Ländern untersuchte. In Deutschland beträgt der Arbeitszeitunterschied zwischen Männern und Frauen 16 Stunden pro Woche; in Slowenien dagegen nur 3 Stunden.

Zwar kann man laut Studie überall beobachten, dass Frauen weniger Stunden im Erwerbsleben verbringen als Männer, allerdings ist die ungleiche Verteilung in manchen Ländern stärker ausgeprägt als in anderen. Besonders, wenn die Frau einen Beruf mit niedrigerem Status ausübt als ihr Partner und wenn das Paar Kinder hat, ist die Erwerbsarbeit weniger gleich unter den Geschlechtern aufgeteilt. Der durchschnittliche Arbeitszeitunterschied innerhalb von Partnerschaften erhöht sich mit jedem Kind sogar noch: um fast sechs Stunden.

Moderne Familienpolitik strebt allerdings ein anderes Ideal an. Ob die partnerschaftliche Verteilung von Erwerbs- und Familienarbeit gelingt, hängt stark von den politischen und institutionellen Voraussetzungen ab, wie die beiden Forscherinnen Lena Hipp (WZB) und Kathrin Leuze (Universität Hannover) zeigen. Länder, in denen das Einkommen zum Beispiel individuell besteuert wird und Kinderbetreuung gut ausgebaut ist, in denen Männer und Frauen für gleiche Arbeit auch gleich bezahlt werden und egalitäre Geschlechternormen vorherrschen, weisen geringere Arbeitszeitunterschiede zwischen den Partnern auf.

Schweden ist in dieser Hinsicht ein Vorzeigeland, denn hier beträgt die durchschnittliche Arbeitszeitdifferenz zwischen Männern und Frauen in einer Partnerschaft lediglich rund sechs Stunden pro Woche. Schweden besteuert die Erwerbseinkommen individuell, hier unterscheiden sich die Arbeitszeitdifferenzen zwischen verheirateten und unverheirateten Paaren nicht. Anders sieht es in Deutschland aus. Mit seinem System des Ehegattensplittings fällt der Arbeitszeitunterschied bei verheirateten Paaren um rund fünf Stunden aus höher als bei nicht-verheirateten Paaren.

Die Berechnungen basieren auf Daten der Europäischen Arbeitskräfteerhebung (EU LFS) und des Current Population Survey (CPS) aus dem Jahr 2011. Der Beitrag „Von wegen Partnerschaftlichkeit. Erwerbsarbeit ist bei den meisten Paaren in Europa und den USA ungleich verteilt“ ist in der Vierteljahreszeitschrift WZB-Mitteilungen erschienen. Die Studie wird außerdem unter dem Titel „Institutionelle Determinanten einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbsarbeit in Europa und den USA“ in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie veröffentlicht (Jg, 67, H. 4).

Quelle

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 30. November 2015