Lena saß mal wieder vor ihrem Laptop. Sie las Nachrichten auf Facebook und postete auf Instagram. Auf einmal ploppte vor ihr eine aufdringlich bunte Werbeanzeige auf. Dort las sie: „Chattet jetzt auf Chatnet mit“ Lena hatte auf einmal das Verlangen, auf die Anzeige zu klicken, und gelangte so auf eine Seite. Die Seite war voll mit Werbung. Jetzt schrieb sie „Hallo“ ins Forum, doch niemand antwortete ihr. Sie wartete und wartete und wurde mit der Zeit müde, so müde, dass ihr Kopf auf die Tastatur fiel und sie einschlief …
Ruckartig wachte sie auf. Lena fand sich auf ihrem Computerstuhl in einem weißen, leeren Raum wieder. Wo war sie???
Da hörte sie eine mechanische Stimme sagen: „Willkommen im Chatnet. Sag jetzt deinen Chatnamen.“ Lena sah niemanden und war völlig perplex. Sie erwiderte auch nichts. Die Stimme hallte immer noch in dem Raum wider. Der Raum sah unendlich groß aus, als gäbe es keinen Ausgang …
Dann sagte die mechanische Stimme wieder: „Mädel! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit! Sag deinen Namen!“
Lena antwortete unsicher: „Ähhh … ich bin Lena …“
„Okay, Lena, du kommst in Chatroom 10. Bitte tritt ein!“
Eine Tür öffnete sich direkt vor ihr aus dem Nichts. Lena war zwar skeptisch, trat aber ein. Dort in diesem Chatroom waren viele dunkle Gestalten; niemand der Personen hatte ein Gesicht. Eine der dunklen Personen wurde auf sie aufmerksam. „Hallo, Süße! Neu hier?“
Lenas Eltern hatten natürlich mit ihr über dieses Thema geredet, das mit bösen Leuten im Internet. Sie hatte gedacht, diese Gefahr wäre nicht real, doch sie war es.
Plötzlich drangen weitere Personen in den Chatroom ein.
„Ihr seid alle festgenommen! Dies ist ein illegaler Chatroom!“
Sie wurden alle verhaftet und auf eine Zentrale gebracht, die wie eine Polizeiwache aussah. Aber es stellte sich raus, dass es das Virenschutzhauptgebäude war.
„Wer bist du? Und wie alt?“, fragte der Virenschutzbeamte.
„Ähh … erstmal habe ich keine Ahnung, wie ich hier her komme. Ich bin Lena und ich bin 12“, sagte sie. „Ich will mein Leben wiederhaben!“
„Dein Leben?“, fragte der Wachmann genervt. „Kleine, wir alle leben hier. Wo wohnst du bitte? Wo sind deine Eltern?“
„Ich wohne in der Sesamstraße“, sagte Lena ironisch.
„Hör mal, hast du einen Gehirnschaden? Du kannst dir dein Frechsein sparen, sonst … Knast!!!“ Er zeigte bedrohlich auf eine kleine Zelle.
„Ist ja gut, sorry“, murmelte Lena ängstlich.
„Ich checke jetzt dein Facebook-Profil! Dein Profil-Name?“
„Ähh … Lena Müller“, flüsterte sie.
„Alles klar, okay. Habe ich … Was?!“ Er guckte Lena erschrocken an.
„Was ist los?“, wunderte sich Lena.
Plötzlich wurde sie hochgerissen und weggebracht.
„Aber ich hab doch nichts getan!“, schrie sie.
Dann vernahm sie einen dumpfen Schlag auf den Kopf und wurde ohnmächtig.
Als Lena langsam aufwachte, brummte ihr der Schädel. „Aua!“, stöhnte sie.
„Guten Tag, Lena Müller!“
Lena schreckte hoch. Sie war in einem kleinen Büro. Vor ihr saß eine junge, schöne Frau mit blauen Haaren und blauen Augen.
„Wer sind Sie?“; fragte Lena misstrauisch.
„Hallo, Lena! Ich bin Facebook!“
„Ja, klar, und ich bin Whatsapp“, lachte Lena.
„Nein, du bist Lena. Whatsapp ist nebenan. Mir wurde zugetragen, dass du viel zu jung für Facebook bist!“, sagte Facebook aufgeregt. „Solche Fälle wie dich habe ich jeden Tag.“
„Aber was ist daran so SCHLIMM?“, fragte Lena aufgebracht. Ihre Eltern hatten ihr das gleiche gesagt, aber sie hatte trotzdem ein Profil.
Facebook sagte den Tränen nah: „Glaubst du, du wärst mein einziges und erstes Problem? Nein, ich habe genug mit Cybergewalt, Hasskommentaren und Shitstorms zu tun!“ Facebook schluchzte: „Ich bin am Ende!“
Lena erschrak. Davon hatte sie noch nie zuvor etwas mitbekommen.
„Nein, wir finden eine Lösung!“, sagte sie entschlossen. „Wie wäre es, wenn wir dich neustarten? Und jeder Hasskommentarschreiber fliegt raus!“
Facebook strahlte. „Gute Idee! DANKE!“ Sie überlegte kurz und sagte: „Moment … ich habe eine Belohnung für dich!“ Facebook kramte in einer Schublade ihres Schreibtisches, guckte dann hoch und überreichte Lena ein Päckchen. „Hier!“, sagte sie. „Aber erst aufmachen, wenn du zu Hause bist.“
Lenas Augen wurden groß. „Danke! Aber … zu Hauuuuuuu…“ Bevor sie ihre Frage beenden konnte, war sie plötzlich wieder zu Hause.
Lena saß wieder auf ihrem Schreibtischstuhl und auf ihrem Schreibtisch lag das Paket. Sie riss es auf und sah … ein Armband? Bei genauerem Betrachten der Anhänger erkannte sie ihr bekannte Symbole: Facebook, Whatsapp, Instagram, Tumblr und … der Virenschutz. Was für eine schöne Erinnerung! Lena war glücklich.