Stimmungsheber

Das Hören der eigenen Stimme, die manipuliert wurde, um glücklicher zu klingen, beeinflusst tatsächlich das Wohlbefinden.

Eine Gruppe von Forschern hat mal wieder einen neuen Weg gefunden, der zur guten Laune führen soll. Diesmal geht es um die menschliche Stimme. Wer beim Sprechen eine fröhliche Stimmlage verwendet, soll nämlich auch automatisch selbst fröhlich werden.

Um dies herauszufinden, entwickelten die Wissenschaftler eine Audio-Software, mithilfe derer sich der Tonfall eines Menschen manipulieren lässt noch während er spricht. Die Stimme lässt sich als glücklich, traurig oder ängstlich einstellen, der Sprecher hört sich hierbei gleichzeitig selbst über Kopfhörer. In einem ersten Versuch lasen die Teilnehmer der Studie eine Kurzgeschichte vor, während sie gleichzeitig ihre veränderte Stimme vorgespielt bekamen. Spannend ist dabei das Ergebnis: Die Gefühle des Sprechers veränderten sich passend zu der Emotion, die er gerade über seinen Hörgang eingeführt bekam.

„Es gibt sehr wenig Informationen über die Mechanismen hinter der Produktion von Emotionen über die Stimme“, sagt Hauptautor Jean-Julien Aucouturier vom Centre national de la recherche scientifique. „Bisherige Forschung legte nahe, dass Menschen versuchen, ihre Emotionen zu kontrollieren, etwa indem sie Gefühlsausbrüche  zurückhalten. Wir wollten herausfinden, inwieweit die Menschen sich ihrer eigenen emotionalen Ausdrücke bewusst sind.“

Die Studie zeigte, dass die Teilnehmer die Manipulation ihrer eigenen Stimme nicht bemerkten, während ihre Stimmung sich jedoch passend zu der dargestellten, manipulierten Emotion veränderte. Dies legt nahe, dass die Leute nicht immer in der Lage sind, ihre Stimme zu kontrollieren, um einem bestimmten Standard zu entsprechen oder ein bestimmtes Ziel zu verfolgen.

„Die Beziehung zwischen Äußerung und Erfahrung von Emotionen war lange ein umstrittenes Thema im Feld der Psychologie“, sagt Petter Johansson, einer der Autoren von der Lund Universität in Schweden. „Dies ist der erste Beweis, dass direktes Feedback die emotionale Erfahrung auditiv beeinflusst.“

Das Programm, mit dem die Stimme manipuliert wurde, simuliert die akustischen Bestandteile emotionaler Äußerungen. Die Manipulation von glücklich verändert beispielsweise die Tonlage und Betonung des Sprechers/der Sprecherin, um seine/ihre Stimme positiver klingen zu lassen. Außerdem werden Lautstärke und undeutliche Laute verändert, damit die Stimme selbstbewusster und aufgeregter klingt.

Die Forscher glauben, dass diese neue Software viele neue Bereiche für Experimente erschließt, aber dass sich auch außerhalb der Forschung viele Einsatzfelder finden könnten, wie etwa eine Verwendung in Therapie-Sitzungen, zur Gefühlsmanipulation bei Gesangsauftritten oder auch für Online-Gespräche.

Aber brauchen wir wirklich auch noch eine Software, die uns bei der Verwendung der eigenen, wunderbar funktionierenden Stimme hilft? Wäre es nicht einfacher, den inneren Schauspieler zu befreien und sich Mühe zu geben, die Stimme optimistischer klingen zu lassen? Einen Versuch wäre es doch wert, zumindest für Alltagssituationen wäre diese Weise der Aufmunterung doch praktisch.

Quelle

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Autorin / Autor: Jana Schaefer - Stand: 21. Januar 2016