FSJ in Ghana
Verena über ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Ghana
Nach dem Abitur hat Verena einige Monate in Cape Coast, Ghana, als Freiwillige gearbeitet. Sie hat in einer Schule und einem Waisenhaus gearbeitet und in dieser Zeit bei einer ghanaischen Gastfamilie gewohnt. Dabei hat sie viel über andere Kulturen, aber auch über sich selbst gelernt.
Wieso hast du dich dazu entschlossen ein soziales Jahr zu machen?
Nach der Schule wollte ich zum einen nicht sofort studieren. Zum anderen konnte ich es auch nicht, da ich für die Studienplätze, auf die ich mich beworben hatte, keine Zusage erhalten habe. Zunächst habe ich diverse Praktika gemacht - auch in Hilfseinrichtungen und mich schließlich entschieden, dass ich gern "raus und was sehen" wollte. So bin ich auf die Idee gekommen ein soziales Jahr zu machen.
Hattest du Sorgen oder Ängste vor deinem FSJ?
Ich habe gar nicht so viel über Ängste nachgedacht, weil ich einen Monat vor Abflug erst gebucht hatte. Ich habe mir eigentlich nur Sorgen gemacht, dass mein Gepäck in Amsterdam nicht gut zum 2. Flieger kommt (lacht). Aber bezüglich meiner Englischkenntnisse hatte ich einige Zweifel.
Hat es denn gut mit dem Englisch funktioniert?
An den ersten zwei Tagen hab ich nicht sehr viel geredet, dann hatte ich mich ans Englisch hören gewöhnt, und um zu bekommen was man will – zum Beispiel Essen- muss man dann schließlich doch den Mund aufmachen. Dann geht das mit der Sprache von allein.
Und was für Erwartungen hattest du?
Vorrangig wollte ich einfach helfen und versuchen entwas zu ändern. Natürlich habe ich mich auch darauf gefreut, neue Menschen und Kulturen kennen zu lernen.
Haben sich diese Erwartungen erfüllt?
Die Zeit war etwas ernüchternd bezüglich des Helfens: Man wird sich nach einer Zeit klar, dass man nur in dem Moment zur Stelle ist und nur in einem begrenzten Ausmaß etwas tun und bewirken kann. Aber wenn man sich das bewusst macht, dann freut man sich noch mehr über die kleinen Veränderungen.
Wie war es mit den Kindern zu arbeiten?
Die Kinder stammten aus ärmsten Verhältnissen und es gab kein Schulmaterial. Trotzdem war die Arbeit mit den Kindern sehr schön - aber auch super anstrengend. Diese konnten meist kein Englisch. Meine Gruppe an Kindern war zwischen zwei und sieben Jahren alt. Dies hat die Arbeit mit Ihnen natürlich erheblich erschwert, aber wir konnten uns trotzdem irgendwie miteinander verständigen.
Hattet ihr Freiwilligen denn auch Zeit etwas in eurer Freizeit zu unternehmen?
Ja, an den Wochenenden sind wir immer viel verreist: Haben die Umgebung erkundet und etwas Sightseeing gemacht. Wir haben den Kakum National Park, Elmina Castle, Wli Waterfalls oder auch den Mole National Park besichtigt. Mit vielen Freiwilligen habe ich auch drei Jahre später immer noch guten Kontakt. Zudem sind wir öfters in die Stadt gefahren und sind auf den Markt gegangen. In der Freizeit mussten wir natürlich auch andere Aufgaben erledigen, wie zum Beispiel unsere Wäsche waschen – per Hand.
Wo waren denn die Unterschiede zu der „deutschen“ Kultur und unseren Lebensverhältnissen?
Zum Beispiel sind alle gelassener, die bekannte "deutsche Pünktlichkeit" gibt es nicht im geringsten. Der Bus fährt, wenn er voll ist. Da kann man dann schon mal zwei Stunden warten. Es gab einmal für ca. eine Woche kein fließendes Wasser. Da musste dann bei allem gespart werden, da man nur das Trinkwasser (aus Plastiktütchen) zum Kochen, Waschen, Duschen und für die Toilette zur Verfügung hatte. Das war schon eine Erfahrung, bei der man sich der Unterschiede bewusst wurde.
Inwieweit hat dich deine Organisation bei deinem Auslandsaufenthalt unterstützt?
Die Organisation war sehr gut: ich wurde vom Flughafen abgeholt, in die Arbeit eingewiesen, es gab wöchentliche Treffen und zu jeder Zeit war ein Ansprechpartner erreichbar. Ich kann es für den ersten Auslandsaufenthalt sehr empfehlen. Auch wenn es etwas teuer war, so war ich (und meine Mutter) beruhigt, dass immer jemand da war.
Was für Eigenschaften sollte man deiner Meinung nach mitbringen?
Man sollte sich darauf einstellen, dass es wirklich eine ganz andere Kultur ist und man sollte bereit sein, sich anzupassen. Das heißt auch die Kultur zu akzeptieren und zum Beispiel nicht in kürzeren Hosen rumzulaufen.
Wie hat sich diese Erfahrung auf dein Leben ausgewirkt?
Ich habe viel Selbstbewusstsein erlangt in dem Sinne, dass ich mir bewusst bin, was ich schon erlebt, gemacht und gemeistert habe in Ghana. Das ist eine sehr wichtige Erfahrung, die ich mitgenommen habe.
Autorin / Autor: Verena, Fatoumata - Stand: 17. März 2016