Bei Lichtwörtern geht die Pupille zu
Forschung: Der menschliche Körper reagiert auf Worte wie auf physische Reize
Wie eng Sprache und körperliche Emfpindungen miteinander verknüpft sind, zeigt ein überraschendes Experiment von Forscher_innen der Universitäten Groningen und Aix-Marseille. Sie haben herausgefunden, dass Testpersonen auf gehörte oder gelesene Lichtwörter (z.B. Tag) mit einer Verengung der Pupillen reagieren - gerade so, als wären sie tatsächlichem Licht ausgesetzt. Beim Hören von neutralen Wörtern (z.B. Haus) blieb die Reaktion aus. Bei Wörtern, die mit Dunkelheit verknüpft sind (z.B. Nacht), weiteten sich die Pupillen.
Mit ihrer Studie wollten die Forscher_innen einen Beleg für das Zusammenspiel von Sprache, unseren Sinnen und unserem Nervensystem finden, das unsere Körper kontrolliert.
Die Forscher_innen hängen der Theorie an, dass unser Gehirn beim Hören oder Lesen von Worten automatisch ein mentales Bild dazu kreiert, z.B. einen hellen Ball beim Hören des Wortes "Sonne". Dieses mentale Bild sei dann verantwortlich für das Zusammenziehen der Pupillen.
Ein anderer Grund könnte sein, dass sich dieser Mechanismus beim Menschen entwickelt und durchgesetzt hat, damit er sich auf bevorstehende Situationen besser vorbereiten kann. Worte könnten dann für das Gehirn zum Signal werden, entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Wer Licht hört, verengt die Pupillen, weil er möglicherweise gleich mit Helligkeit oder einer Lichtquelle konfrontiert wird und seine Augen so schützt. Diese Fähigkeit hätte ein evolutionärer Vorteil sein können, der sich darum durchgesetzt hat.
Wenn ihr beim Lesen oder Hören also körperliche Empfindungen habt, die denen in realen Situationen gleichen, dann wundert euch nicht. Welche Gründe die Forschung dafür auch identifizieren wird, Sprache ist ein mächtiges Instrument, das aufs Engste mit unserem psychischem Empfinden, aber auch mit unseren unmittelbaren körperlichen Reaktionen verknüpft ist.
Die Studie wurde im Fachmagazin Psychological Science veröffentlicht. (doi:10.1177/0956797617702699)
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 16. August 2017