Die maskierte Stadt ist der zweite Band rund um die Agentin Irene Winters und die unsichtbare Bibliothek, diesmal mit einem Zug, der befreit wird, Welten, die im Chaos sind, dank des Rats der Zehn der Elfen, Masken und Verkleidungen, Sphären, die sich wandeln und Irene mit der Macht der Sprache und ständig erforderlicher Kampfkunst, "das übliche Zeug eben"... oder in dem Fall auch nicht.
Im zweiten Band des Romans dreht sich alles um die Entführung Kais, Irenes Assistenten und ein Drache gleich dazu, die Elfen Welten voller Chaos, die durch Irene dann entdeckt werden, um Kai zu retten und immer mehr Hintergründe zu den Entwicklungen zwischen Drachen und Elfen und der Bibliothek. Dazu wieder spannende Charaktere und ziemlich interessante Wendungen. Die Geschichte wurde jedes Mal komplett anders als gedacht.
Wie im dritten Band auch (und sicherlich auch im ersten), beginnt der Roman mit Informationen für die Agentinnen und Agenten der Bibliothek, die Elfen mal ganz neu zeigen. Es ist sowieso alles unerwartet rund um die unsichtbare Bibliothek.
Das Hauptproblem durch die Elfen in Cogmans Geschichte, ist die Chaos-Kontamination und der Glanz-Zauber der Elfen, die sie einsetzen, um Menschen für ihre verschiedenen Ideen zu benutzen. Damit wird dort auch davor gewarnt, dass Menschen in den Welten der Elfen nur Requisiten sind und Nahrung für die Geschichten, die die Elfen entwickeln. Dazu kommen die Drachen, die Welten mit hoher Ordnung bevorzugen und damit den Gegensatz zu den Elfen darstellen.
Die Bibliothekare sind dafür zuständig, durch das Sammeln der Bücher für die Bibliothek die Menschen gleichzeitig vor dem Chaos der Elfen und auch der hohen Ordnung der Drachen zu bewahren. Das wird auch mit absoluter Unwirklichkeit und absoluter Wirklichkeit beschrieben. Damit ist die Bibliothek im Grunde dafür da, dass die Mitte zwischen diesen beiden Polen aufrechterhalten werden kann, daher auch der Name interdimensionale Bibliothek.
Dazu kommt dann immer wieder Genevieve Cogmans Humor, der sich durch die Romane zieht und sie so besonders macht, "Warum sollten wir nicht die materielle Wirklichkeit umarmen wollen? Im übertragenen Sinn gesprochen. Das Privatleben der Bibliothekare ist ihre eigene Angelegenheit". Mit materieller Wirklichkeit sind natürlich Drachen gemeint.
Dabei ist auch wieder Vale, der Privatdetektiv, der mit Irene auf die Reise geht, um Kai zu retten, und dabei wachsen beide über sich hinaus, wie alle Charaktere immer wieder neu werden in den Geschichten.
Und schon wieder Sätze wie diese von Irene als sie ein wichtiges Buch ersteigert: "Wirklich schade, dass da Gift in meinem Weinglas ist". Dieser trockene Humor macht den Roman zu dem was er ist, voller bunter Beschreibungen auch und Wandlungen und immer wieder neue Orte und Charaktere, die aber voller Tiefe beschrieben werden. Es gibt im Grunde auf jeder zweiten Seite solche Sätze, die alle zitiert werden sollten, das würde aber diese Rezension doch unlesbar machen.
Dabei ist in der Geschichte außerdem Silver, ein Elfenbotschafter mit seinem "kleine Maus" Tick, womit Irene bewundernswert souverän umgeht, da er sie ständig so nennt, Coppelia, Irenes sehr durchsetzungsfähige Mentorin der Bibliothek, die Guantes, die für die Entführung Kais verantwortlich sind, Ao Shun und die gesamte Drachenverwandschaft von Kai, die allesamt königlich sind und gleichzeitig Unternehmen führen, Zayanna, die Elfe, die immer wieder an Irenes Seite auftaucht und wie alle Elfen einen Hang zur Dramatik hat, dazu die unterschiedlichsten Nebencharaktere, die die Geschichte so bunt werden lassen.
Am Ende finden sich wieder völlig unerwartete Informationen von Irene und der Autorin persönlich, wie auch der ganze Roman voller interessanter Überraschungen ist, die alles auf den Kopf stellen.
Die Geschichte ist wieder voller Reichtum und Abenteuer und ganz eigenen Ideen, auch die Welten werden so schön beschrieben, dass es sich anfühlt, als wär die Leserin dabei. Es war nie vorauszusehen, worauf die Entwicklungen hinauslaufen, und das ist das Spannende. Selbst nachdem der dritte Band bereits gelesen war, war der zweite genauso nicht vorherzusehen.
Noch etwas ist besonders: es ist nicht nur die Macht der Sprache, mit der Irene die Welt verändern kann, in der sie lebt, dadurch dass die Worte von der Welt gehört werden und dann die Welt sich dementsprechend bewegt - es ist auch ihre Kampfkunst. Das ist nicht unbedingt das was als Erstes einfällt, wenn wir an Bibliothekarinnen und Bibliothekare denken.
Es wäre so viel zu Irenes Aufbruch in die Elfensphäre zu sagen, zu der Reise in dem Zug, die an sich voller spannender Momente und Wendungen ist, die gar nicht vorherzusehen waren, aber da ist dieses Gefühl der Rezensentin, dass damit zu viel gesagt wär.
Vielleicht sagt das hier jedoch Einiges: "...um es zusammenzufassen: Kai steckt irgendwo hier in einem Gefängnis, das nur von dieser Stadt aus erreicht werden kann. Aber sie wissen nicht, wo der Eingang sich befindet oder wie man hineinkommt oder welche Zustände im Innern möglicherweise herrschen - wenn man mal von Ausdrücken absieht, die selbst ein Autor von melodramatischer Pseudo-Schauerliteratur als schwülstig betrachten würde...."
"Im Großen und Ganzen ist das zutreffend", pflichtete Silver ihr bei.
"Abgesehen von der Bemerkung über meinen Prosastil."
*Erschienen bei Bastei Lübbe*
Autorin / Autor: Sabrina Bowitz - Stand: 24. Oktober 2018