Gefühle formten dieses Weltbild
Studie: Unsere Wahrnehmung wird nicht nur von äußeren Sinnen beeinflusst
Wir sehen etwas, dann reagieren wir darauf? Nein, so einfach ist es um die menschliche Wahrnehmung nicht bestellt. Die Wissenschaftlerin Erika Siegel von der University of California, San Francisco, ist überzeugt: "[...] wir erfahren die Welt um uns herum nicht nur durch unsere äußeren Sinne - wir sehen die Welt unterschiedlich, je nachdem ob wir uns wohl oder unwohl fühlen."
Für ihre Experimente verwendeten die Forscherin und ihr Team ein spezielles Verfahren, bei dem Testpersonen ohne es zu merken mit einem Reiz konfrontiert werden. Während den Testpersonen auf ihrem dominanten Auge das Bild eines neutralen Gesichts präsentiert wurde, das sich mit einem verpixelten Gesicht abwechselte, zeigten ihnen die Wissenschaftler_innen auf dem nicht dominanten Auge entweder ein lächelndes, ein finster blickendes oder ein neutrales Gesicht. Dieses Bild wird nicht bewusst wahrgenommen, weil es sozusagen von der Wahrnehmung des dominanten Auges unterdrückt wird.
Danach sollten die Testpersonen aus fünf Gesichtsvariationen das wählen, das dem ihnen gezeigten am ehesten entsprach. Tatsächlich hatten sie auf dem dominanten Auge stets nur ein neutrales Gesicht gesehen, dennoch wählten die meisten ein lächelndes Gesicht, wenn ihnen auf dem nicht dominanten Auge auch ein solches gezeigt worden war. Wenn also die Stimmung der Testpersonen durch das unebwusst wahrgenommene lächelnde Gesicht geprägt war, dann neigten sie dazu, auch in einem neutralen Gesicht ein Lächeln zu erkennen.
Überraschend fanden die Forscher_innen, dass in diesem Test vor allem der positive Reiz (das Lächeln) dabei die stärkste Auswirkung hatte, obwohl sonst eher negativen Reizen eine große Wirkung auf unser Verhalten und unsere Entscheidungen nachgesagt wird.
Die Erkenntnisse könnten eine wichtige Rolle im Alltag spielen, aber auch in ernsten Situationen, etwa wenn Richter entscheiden müssten, ob eine Person reumütig ist. Ihre eigene Stimmung könnte dabei beeinflussen, wie sie die Mimik von Betroffenen deuten.
Somit zeige die Studie, dass alles, was wir sehen, kein direktes Abbild einer wirklichen Welt ist, sondern eine Art mentale Repräsentation einer Welt, die von unseren emotionalen Erfahrungen gespeist ist.
Die Studie ist in der Fachzeitschrift Psychological Science erschienen.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 13. April 2018