Tagebücher: sterben sie aus?
So persönlich wie ein Gespräch mit der besten Freundin
"Was? Du schreibst noch ein Tagebuch???" Das ist nicht das erste Mal, dass ich so was von einer Freundin höre, der ich gerade gesagt habe, dass ich jetzt mit dem Telefonieren aufhören will, weil ich noch meinen Tag und alles was so passiert ist in mein Tagebuch schreiben will. Es scheint so, als wären Tagebuchschreiber so gut wie ausgestorben. Immer seltener werden Leute, die ihre Gefühle, ihr Leben festhalten. Jedenfalls nicht mehr mit Tinte auf Papier. Höchstens mal in irgendeinem dieser Internettagebücher (Blogs). Der Grund dafür ist meistens ziemlich klar: Zeit! Wer hat heute schon noch Zeit, sich zehn Minuten an den Schreibtisch zu setzen oder sich auf's Bett zu legen und etwas zu schreiben? Außerdem ist es doch auch sehr viel bequemer, sich an den Computer zu setzen, und während man mit seinen Freunden chattet noch schnell nebenbei ein, zwei Sätze über sich ins Internettagebuch zu stellen, das womöglich auch noch von jedem Fremden gelesen werden kann.
*Ein Tagebuch ist wie die beste Freundin*
Ein Tagebuch sollte jedoch etwas Persönliches sein, etwas dem man alles anvertrauen kann, weil man weiß, dass es niemand erfahren wird. Ein Tagebuch sollte etwas wie die beste Freundin sein, vielleicht sogar so etwas wie ein zweites Ich, das einem immer zuhört, egal wie oft man es erzählt, wie traurig oder froh es ist. Ein zweites Ich, das sich, unabhängig wie viel Zeit vergeht, immer an Ereignisse und Gefühle erinnert, wie sie zu dem Zeitpunkt waren, als sie aktuell waren. Und im Alter ist man sicherlich froh, wenn man in seinen alten Büchern rumstöbern kann und sich an all die schönen, aber auch schlechten Dinge im Leben erinnern kann. Wenn man seine alte Handschrift liest und feststellt, wie sehr man sich doch verändert hat, oder aber auch wie gleich man geblieben ist.
Autorin / Autor: zuckermaus90 - Stand: 21. Oktober 2005