Leichte Lektüre
Warum Zeitschriften Geldverschwendung sind, aber trotzdem ein schöner Zeitvertreib
Ich blättere in einer alten Young Miss. Schon auf einer der ersten Seiten sticht mir ein junges Nachwuchsmodel ins Auge: Braun gebrannt, im weißen Bikini, eine hammer Figur mit einem Surfbrett. Im Hintergrund das Meer und Sanddünen. Neidisch schaue ich auf ihren flachen Bauch und ihre perfekten Oberschenkel und werde gleich wieder deprimiert angesichts dieser Vollkommenheit. Ich blättere weiter und stoße auf „Die Geheimnisse der Männer - Folge 10 - Warum sie so wehleidig sind“. In jeder Ausgabe wird ein Artikel über „Die Männer“ und ihre Besonderheiten von einem männlichen Mitarbeiter veröffentlicht. Auf der nächsten Seite erwarten mich wieder perfekte Models, die Kleidung vorführen und dabei anscheinend sehr viel Spaß zu haben scheinen. Warum habe ich eigentlich nicht so ein Leben, denke ich mir. Aber dann rufe ich mir ins Gedächtnis, dass das sowieso alles nur gestellt ist, und die im echten Leben bestimmt nicht so glücklich sind, wie es auf dem Bild aussieht. Nachdem ich von „ganz normalen Leuten“ etwas über die Kombinationsmöglichkeiten von Blue Jeans mit einem weißen T-Shirt erfahren habe und Bikinis für jede Figur gefunden habe, kommt ein interessanter Erfahrungsbericht von 4 glücklichen Paaren, die mir ihr Glücksrezept erzählen. Ein Paar führt eine offene Beziehung, d.h. sie schlafen auch mit anderen Menschen. Das wäre aber nichts für mich, denke ich mir und blättere gedankenverloren weiter. Schließlich lande ich bei den Schminktipps mit Gesichtsmodels, die gar nicht so schön sind. Hey endlich mal welche, die nicht perfekt sind, denke ich mir. Aber die Schminktipps bringen mir mal wieder nichts, da nie mein Typ dabei ist, weil ich ein Mischmasch aus allem bin. Einige Seiten weiter bekommt eine 20-jährige Studentin „Ein Make-up wie J-Lo“ verpasst und sieht natürlich nachher gleich viel besser aus. Ich blättere weiter, Leute erzählen von Sex mit dem Ex und von Glücklichmachern, eine Frau erzählt von ihrer Angst vor öffentlichen Reden, ein Test: Welches Auto passt zu mir? Und zum Schluss „Der Kuss nach dem Sex“. Ich klappe die Zeitschrift zu und überlege, ob ich jetzt irgendetwas gelernt habe, außer das der Kuss nach dem Sex darüber entscheidet, ob der Mann der für's Leben ist? Nein eigentlich nicht, also Geldverschwendung - aber irgendwie lese ich diese Zeitschriften doch immer wieder gerne: eben als leichte Lektüre.
Autorin / Autor: SecretRose; Bild: Lizzynet - Stand: 12. Januar 2005