Arbeiten in der Zukunft – mein Thema. Ich bin nicht nur zukünftige Arbeitnehmerin, sondern gehe in einem Jahr, wenn ich meinen Schulabschluss habe, überhaupt das erste Mal in meinem Leben arbeiten.
Arbeit – die hat sich, wenn man die Vergangenheit betrachtet, verändert: Erst gab es die Menschen, die Beeren sammelten, mit bloßen Händen arbeiteten. Dann die, die erste Werkzeuge erfanden – Pfeile, Speere – und mit ihnen auf Jagd gingen. Mit Sägen, Schaufeln und Besen arbeiteten später Handwerker und Bauern. Die einfachen Geräte entwickelten sich zu komplexen Maschinen und irgendwann entstanden Fabriken, in denen die Menschen am Band saßen, Teil der Maschinen wurden. Mit Strom war die Kraft für die Arbeit dann nicht mehr körperlichen, sondern künstlichen Ursprungs. Heute gibt es kaum noch Artikel, die ohne die Hilfe von Maschinen produziert werden. Wie wird es in der Zukunft? Gibt es bald 3D-Drucker, die noch ganz andere Sachen machen?
Ich habe vor zwei Jahren ein Praktikum bei einem Zahntechniker gemacht, der Prothesen und Implantate herstellte. Es gab dort einen 3D-Drucker. Man modellierte auf einem Computer den Zahn, der dann, eine halbe Stunde später, aus dem Drucker herauskam. Meine Praktikumsleiterin meinte jedoch, dass sich der Beruf des Zahntechnikers in den nächsten Jahren ändern wird, dass die Handarbeit verschwindet und immer mehr Zähne künstlich hergestellt werden.
Genauso wie in der Vergangenheit Geräte und Maschinen die Handarbeit übernahmen, kann man diese Veränderung der Arbeit auch heute beobachten. Nicht nur der Beruf des Zahntechnikers wird sich verändern, sondern auch andere Berufe.
Der Beruf des Tischlers, beispielsweise, wenn 3D-Drucker die Möbel drucken. Der Drucker, in Form eines Kastens, würde erst die Bretter sägen, schmirgeln, zusammenbauen, die Schrauben an die richtigen Stellen des Schrankes setzen und zum Schluss vielleicht noch ein paar Kleiderbügel mitausdrucken? Der Schrank würde dann jedenfalls nicht mehr von einem Tischler, sondern von einem Ingenieur hergestellt werden, denn der baut den Drucker.
Ich stelle mir das wie Fahrradfahren und Zufußgehen vor: Die Aufgabe des Fußgängers ist es, zu laufen, die Fähigkeiten, die er dafür braucht, sind Ausdauer und Geduld, wenn der Weg weit ist.
Die Aufgabe des Fahrradfahrers ist zwar einerseits das Treten, dafür braucht er auch etwas Geduld, aber weniger, weil er ja schneller am Ziel ist, aber vor allem ist seine Aufgabe, zu wissen und zu können wie er sein Fahrrad repariert – zum Beispiel, wenn es einen Platten hat.
Der Tischler ist wie der Fußgänger, als Tischler arbeitet man mit der Hand, das ist anstrengend und kann lange dauern. Er braucht Ausdauer und Geduld.
Der Ingenieur ist wie der Fahrradfahrer, er baut die Maschinen, die den Schrank drucken. Er braucht also Wissen und muss denken können, um den Bau zu planen.
Angenommen, andere Berufe entwickeln sich in eine ähnliche Richtung – Maschinen übernehmen Handarbeit – dann würden Fähigkeiten wie Ausdauer und Geduld nicht mehr gefragt sein und ausdauernde und geduldige Menschen arbeitslos werden?
Der Postbote, beispielsweise, muss jeden Tag früh raus, fährt jeden Tag denselben Weg und verteilt die gleichen Briefe. Im Moment werden aber zunehmend E-Mails und digitale Nachrichten verschickt, die Postboten verlieren ihre Jobs.
Oder der Straßenbahnfahrer, der immer die selben Knöpfe benutzt und immer die selben Menschen trifft, die ein- und wieder aussteigen. In Paris gibt es aber inzwischen fahrerlose Bahnen, die computergesteuert durch den Untergrund der Stadt sausen. Wenn sie sich also als gut erweisen, verlieren auch die Bahnfahrer ihre Jobs.
Die Websites und Apps, mit denen heutige Post verschickt wird, werden von Informatikern hergestellt, die auch die Straßenbahnen programmieren. Wird alle Arbeit irgendwann so sein? Werden alle Menschen Computerarbeit machen, weil es nur die gibt? Was wird aus denen, die nicht viel wissen oder die lediglich keine Lust haben, mit dem Computer zu arbeiten? Ich denke, dass alle Menschen verschieden sind und es deshalb auch eine hohe Variation an Berufen geben sollte.
Mir, zum Beispiel, hat das Praktikum beim Zahntechniker gut gefallen – zumindest der handwerkliche Teil, weil ich einigermaßen gut mit den Händen arbeiten kann. Als ich den Zahn am Computer modellieren sollte, hatte ich allerdings Schwierigkeiten, wahrscheinlich hätten ein paar Computercracks aus meiner Klasse es besser hingekriegt. Ich fand die Arbeit am Computer außerdem anstrengend und kann mir nicht vorstellen, eine am Computer arbeitende Zahntechnikerin zu werden. Was ich werden will, fragen mich im Moment alle. Auf keinen Fall Computer- und Büromensch! Lieber würde ich mit Menschen arbeiten, zum Beispiel Lehrerin werden?
Während ich im Garten sitze und schreibe, stört mich das brummende Geräusch des vollautomatischen, selbstfahrenden Rasenmähers im Garten unseres Nachbarn, auch wenn er längst nicht so laut und nervtötend ist wie herkömmliche Rasenmäher.
In unserem Garten arbeite ich oft, dort pflanze ich Gemüse, baue Hochbeete und ernte Tomaten. Für mich bedeutet die Gartenarbeit Entspannung, auch wenn es manchmal anstrengend ist. Mich bringt die Bewegung auf neue Gedanken und mich macht die Natur glücklich. Ich finde, dass der Sinn der Gartenarbeit durch die Geräte verloren geht.
Der Grund für Gartenarbeit für mich ist Entspannung. Der Grund zur Arbeit für die Menschen ist, zum Beispiel, die Beschaffung von Nahrung. Der Sinn ist es, nicht zu verhungern, zumindest in früheren Zeiten. Heute arbeiten die Menschen außerdem, um sich noch alles möglich Andere beschaffen zu können, Klamotten, Urlaube usw. Ich denke, dass aber auch das Gefühl, gebraucht zu sein, die Menschen zum Arbeiten bringt. Dass der Sinn der Arbeit ist, dort Menschen zu treffen, unter denen man sich wichtig fühlt.
Die Maschinen nehmen mir die Entspannung im Garten, nehmen sie das Gefühl arbeitender Menschen – Tischler, Postboten, Bahnfahrer – gebraucht, wichtig zu sein? Machen sie, dass sich Menschen dumm fühlen, nicht klug genug für komplizierte Computerarbeit?
Ich jedenfalls freue mich auf nächstes Jahr, wenn ich die Schule beende. Dann möchte ich, vor einer festen Arbeit, noch einen Freiwilligendienst machen. Etwas, bei dem man sich – im Gegensatz zu manchem in der Schule – richtig gebraucht fühlt.