Frauen im Film - stärker, aber immer noch selten
US-Studie bemängelt, dass Frauen im Film immer noch unterrepräsentiert sind, findet aber ein neues Rollenbild
Was schätzt ihr, wie hoch der Anteil von Frauen im Vergleich zu Männern in erfolgreichen Kinofilmen ist? Im Jahr 2016 wurden nur drei von zehn Charakteren aus den 50 besten US-Filmen von Frauen gespielt. Nicht gerade ein Abbild der demografischen Wirklichkeit, oder? Aber: es scheint sich etwas zu verändern. Wie Conor Neville und Phyllis Anastasio von der Saint Joseph's University in den USA in einer neuen Studie feststellten, gab es in den letzten fünfzehn Jahren eine Verbesserung in der Darstellung von Frauen und älteren Menschen, trotz der Tatsache, dass sie immer noch in der Minderheit sind. In ihren Analysen entdeckten sie, dass vor allem Frauen heutzutage immer häufiger in Rollen zu sehen sind, in der sie Machtpositionen besetzen.
Neville und Anastasio analysierten 50 der 56 meistverkauften US-Filme aus dem Jahr 2016, indem sie alle sprechenden Rollen untersuchten. Sie zählten 986 Charaktere, von denen 323 (32,8 Prozent) von Frauen gespielt wurden. Von den 484 Hauptrollen waren nur 154 (31,8 Prozent) weibliche Hauptfiguren. Obwohl Frauen im Film immer noch unterrepräsentiert sind, gibt es doch eine deutliche Verbesserung gegenüber den 28 Prozent für alle Charaktere und 27 Prozent für die Hauptfiguren im Jahr 2005.
Erfreulich ist, dass auch die Vielfalt der Hauptfiguren offenbar zunahm: in den neueren Produktionen waren Frauen häufiger gleichberechtigt mit Männern, wenn es um Führungsrollen oder ihre Ziele ging. Weibliche Hauptfiguren hatten öfter hohe Positionen inne und hatten auch schon mal Rollen, in denen sie auch körperliche Aggressionen zeigten. Außerdem übertrafen Frauen die Männer in Bezug auf das Erreichen von Zielen: sie hatten häufiger Erfolg als ihre männlichen Kollegen.
Auch die Darstellung älterer Menschen hat sich seit 2002 insgesamt verbessert, allerdings waren Frauen über sechzig in Filmrollen immer noch selten zu sehen.
"Es wurden Fortschritte erzielt, aber das Verhätnis von Männern und Frauen im Film beträgt insgesamt immer noch 2:1", beklagt Neville. Frauen sollten viel öfter in starken Rollen gezeigt werden, um die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zu verringern und die Position der Frauen insgesamt zu verbessern.
"Wir hoffen, dass mit der Dynamik des Harvey-Weinstein-Skandals und der nachfolgenden sozialen Bewegungen die notwendigen Veränderungen kommen, die nicht nur zu einem Abbau von Stereotypen im Film, sondern auch zur Gleichstellung der Geschlechter in allen Filmen führen", fügt Anastasio hinzu.
Auch wenn es zunächst eher unbedeutend erscheine, wenn Frauen im Film nicht als gleichwertig mit Männern dargestellt würden, sei Ungleichheit der Nährboden für Gewalt gegen eine Person oder eine Gruppe von Menschen. So subtil die Ungleichheit der Geschlechter im Film auch sei, so sehr trage sie doch zur allgemeinen Entmenschlichung von Frauen bei und mache sie immer wieder zum Opfer.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 16. August 2018