Flora Botterblom – Die Wunderpeperoni – Band 1
Autor_innen: Astrid Göpfrich, Pe Grigo
Ob Eisläden, Büchereien oder nun eben ein Hof, auf dem Gemüse angebaut wird: Gefühlt verleiht die Kinderliteratur gerade vielen alltäglichen Dingen einen magischen Dreh – und das kann buchstäblich bezaubernd oder aber bemüht, außergewöhnlich oder abwegig sein. Ein wenig von allem, basierend in jedem Fall aber auf einer originellen Idee, ist Flora Botterblom.
Während ihre ganze Familie mit Leib und Seele im Familienunternehmen – einer Gemüsegärtnerei – aufgeht, hat Flora absolut keinen grünen Daumen und findet Pflanzen (und im Grunde auch ihre Eltern und Geschwister) einfach nur öde. Das geht soweit, dass sie dafür betet, die Gärtnerei solle bankrott gehen, und ihre Familie insgeheim mit wenig schmeichelhaften Spitznamen betitelt. Bis ihr Großvater ihr an ihrem elften Geburtstag den Samen einer Wunderpeperoni schenkt und ein Familiengeheimnis anvertraut, das er seit dem Tod der Großmutter viele Jahre zuvor gehütet hat: Einst hat Floras Familie nicht nur schnödes gewöhnliches Gemüse, sondern genau zwölf Wundersorten angebaut – Gemüse, mit dessen Hilfe man unsichtbar werden, fliegen oder mit Tieren sprechen konnte. Dann aber sind eines Tages sämtliche Samen gestohlen worden, und nur den einen, der nun in Floras Besitz ist, hat der Dieb offenbar auf der Flucht verloren.
Ausgerechnet Flora – die der Großvater als Einzige für mutig und pfiffig genug hält – soll sie zurückholen, wozu sie zunächst mit viel Mühe und einigen Missgeschicken eine Peperoni ziehen muss, um mit Gärtnereitier Gisbert zu sprechen. Ihre Großmutter hat das Gürteltier einst aus Mexiko mitgebracht, und obwohl es frech und selbstverliebt erst einmal Bedingungen stellt, verrät es Flora schließlich, dass der Sohn eines konkurrierenden Gemüsehändlers im Ort der Dieb der Samen gewesen ist. Dass er sie kaum freiwillig wieder hergeben wird, ist Flora klar – doch sie bricht gemeinsam mit Gisbert, ihrem neuen Rollen und leider ohne konkreten Plan dennoch tapfer auf, ihr Familienerbe zurückzuholen ...
Viele witzige, schräge, kreative Komponenten spicken das Buch, und doch fällt es ein wenig schwer, sich wirklich und aufrichtig für Figuren und Handlung zu erwärmen. Flora etwa wirkt insbesondere zu Beginn unangenehm überheblich, selbstverliebt und zugleich selbstmitleidig – sie äfft nach, nörgelt und lamentiert über Seiten hinweg, wie langweilig, doof und schnarchig ihre durchaus liebevollen, wenn auch leicht spleenigen Eltern und Geschwister sind. Auch im späteren Textverlauf wird sie nicht zwingend zur Sympathieträgerin, ebenso wenig wie ihr tierischer Begleiter, was den Leser auf Distanz hält. Dazu wirken auch die phantastischen Elemente sowie der Schreibstil stellenweise sperrig, ungelenk und schlicht nicht stimmig – zu viele zu willkürliche Momente erscheinen selbst im fiktiven Rahmen bald nicht mehr wirklich rund und plausibel. Die Handlung zieht sich bisweilen, lässt auf persönlicher Ebene Wertschätzung zwischen den Charakteren vermissen und bleibt auch im Hinblick auf die Spannung hinter den geweckten Erwartungen zurück. Dennoch: Es handelt sich um den ersten Band einer Reihe, die im Kern zweifellos Potential hat – und die definitiv bestehende Luft nach oben womöglich in Folgebänden zu nutzen versteht.
*Erschienen bei Magellan*
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Autorin / Autor: fabienne - Stand: 27.12. 2018