Wieder am heimischen Zelt angelangt - und das ohne nennenswerte Verletzungen, gab es dann auch gleich lecker Bratwürstchen, "the one and only" Festivalfraß würde ich sagen. Fraß, weil jeder untrainierte Magen irgendwann die Schnauze voll hat davon, aber jetzt war noch alles ganz toll und du hattest dir voller Freude von den Würstchen dann auch gleich drei Stück einverleibt, und ganz nebenbei kam es zur Weiterentwicklung deines T-Shirt Meisterwerkes. Fast forward und zum nächsten Tag. Ein Minidrama spielte sich ab, böser Samstag. Da ging es ja schon so früh los, aber zum Glück nur mit der Band von dem Typen vom Mädchenturnverein. Und die wolltest du doch sowieso nicht sehen?? Ich nicht, deshalb ging es für mich erst mit Good Charlotte so richtig los, dachte ich jedenfalls. Warum Good Charlotte zum Festival eingeladen worden waren, erschloss sich dir auch nur mit Mühe. Ich fand den Auftritt dennoch erholsam, denn man wurde nicht allzu sehr verleitet, dem nächst besten Besucher in den Rücken zu springen. Fazit: Good Charlotte, nett aber irgendwie schafften sie es höchstens, dass ich meine kleinen Zehen im Takt unrhythmisch in den Schuhen zu bewegen versuchte. Das war nicht so schlimm wie bei dir. Vielleicht warst du doch nahe dran, auf der Tribüne Kopf über nach vorne zu fallen, damit hättest du die vor dir Sitzenden dann aber auch nicht mehr gestört als mit deinem Schnarchen. Zum Moschen nach vorne vor die Bühne, das war dein Ziel gewesen. Was bei der Hauptbühne nicht klappte, wurde - während ich bei den Roots fröhlich im Takt mitwippte - für dich bei Slut im Zelt endlich möglich. Das Drama im Miniformat war, dass The roots fast zeitgleich mit Slut spielten. Was ich ziemlich schade fand, denn Slut wäre bestimmt eine der besten anwesenden Rockbands gewesen, die ich mir hätte anschauen können. Aber der Samstag brachte nicht nur: The Roots und Slut, nein!!! Stelle sich das einer vor. Anouk beeidruckte sehr durch ihre Bühnenpräsenz und dann erst die Stimme und die Energie, mit der sie über die Bühne fegte. Da könnte sich so manch ein Rocker was abschauen. Während Skin auf der Bühne stand, bin ich mir fast sicher, dass der Typ neben mir genau so aussah wie der Sänger von Radiohead, vielleicht war er es sogar?! Skin hat eine tolle Stimme, keine Frage, aber aus einem schnellen Lied so eine Schnecke zu machen, das kann ich nicht gut heißen. Apocalyptica aus Finnland waren mit ihren Instrumenten zu meiner Freude auch aus größerer Entfernung zur Bühne noch relativ gut sichtbar. Fußschonenderweise saßen wir. Gut zu sehen und zu Hören war dann leider auch die Sängerin von Lambretta. Nofx kannte ich vorher nicht. Aber sie wussten, das Publikum zu rocken, vielleicht schaffen das Good Charlotte ja auch irgendwann. Sympatisch wurden mir die Herren auch, als einer meinte, dass The Roots, die beste Band des Festivals, noch auftreten würden. Er schien Seeed wohl nicht zu kennen, sonst hätte er sie bestimmt auch erwähnt. Und dann standen sie auf der Bühne - The Roots. Lustige Leutchen und wenn Seeed nicht da gewesen wären, dann wäre ihr Auftritt der beste an diesem Festivalwochenende gewesen.
*Dancehall Queen*
Seeed waren laut, nicht einschläfernd und sichtlich gut gelaunt, auch wenn Pierre wirklich mal in die Reiseunterlagen hätte kieken können, S-C-H-E-S-L. Aber damit waren sie auch, wie ich meine, die Einzigen die dem Publikum diesen Namen verpassten. Das Festivalgelände als Dancehall, und so kam es, dass das Publikum völlig aus dem Häuschen war, so heftig, dass man sich auf der Bühne schon Sorgen über das Wohlbefinden derer im vorderen Bereich vor der Bühne machte. Die Stimmung war so gut, dass sogar die Sanitäter zu tanzen begannen, die hatten ja auch den meisten Platz und hatten im Gegenteil zu den Sicherheitsleuten, die immer wieder Leute aus der Menge holen mussten auch die Zeit zum Tanzen. Bei Seeed geht es nicht, sich den Kopf abzubangen oder andere über den Haufen zu hüpfen. Nach Aussage eines Musikmönches namens Pierre ginge es um das Tanzen. Das taten sie dann auch alle. Fast alle. Einer konnte aufgrund einer Knieverletzung nicht. Leider ist die Zeit sehr begrenzt bei solchen Veranstaltungen. So kam es, dass die erste "Dancehall Queen" quasi ohne große Anstrengungen, sprich ohne jegliche Konkurrenz aufgrund von Zeitmangel kurzerhand einfach so ernannt wurde. Ich glaube, sie hieß Katharina. Schönen Gruß an die erste "Dancehall Queen des Hurricane Festivals" an dieser Stelle. Elf tolle Musikmönche machten dann Platz für eine kleine Björk. Aber ich kann dir sagen, Seeed waren definitiv die mit dem besten Auftritt. Dagegen sah selbst die merkwürdig gekleidete Björk blass aus. Zu ihrer Verteidigung ist aber zu sagen - und da stimmst du mir vielleicht zu - dass sie mit Abstand das süßeste "Danke schön" des ganzen Festivals dem Publikum zu Gehör brachte, alles andere von ihr fand ich weniger hörenswert. Leider. Sehenswert war dann aber die Videoprojektion, die supergroß war. Eine Art Quallentanz unter Wasser. The Mighty Mighty Bosstones hätten für ihren Bandnamen allein schon einen Preis verdient und bestimmt auch für ihren Auftritt, aber sie spielten erst um ein Uhr morgens, da war ich nach dem ganzen Rumgehüpfe leider schon k.o. Bandnamen und Namen allerdings sollten nicht der Grund sein, um zu mindest eine Band nicht zu sehen und abzulehnen, weil einem der Bandname / Name des Künstlers irgendwie komisch vorkommt. Gibt es doch Menschen, die denken, dass sich der Name Patrice nicht mit guter Musik in Verbindung zu bringen ließe, was, wie ich finde, nun wirklich großer Schwachsinn ist. Am Sonntag stand Patrice als einer der letzten auf der Bühne und aus irgendwelchen Gründen musste das Publikum echt lange warten, was dann aber durch zwei Zugaben gut gemacht wurde. Da zur gleichen Zeit auch Radiohead auf der Bühne standen, wurde ein ums andere mal versucht, selbige zu übertönen, was ziemlich auf die Stimmbänder jedes Einzelnen ging. Außerdem hatten auch noch Turbonegro gespielt, die sich beschwerten, dass sie so früh spielen mussten. International Pony waren in der Zeltbühne, und ich sah natürlich wieder nix. Hätte ich aber, denn so ein netter Mensch bot an, mich auf die Schultern zu nehmen, damit ich auch etwas sehen könne, was ich allerdings ablehnte, da ich Dj kotze nun wirklich nicht sehen wollte. Was jetzt nicht heißt, dass er sooo schrecklich aussieht (doch der Anblick des Turbonegrosängers hatte schon gereicht, da wollte ich nicht riskieren, so kurz vor'm Ende noch rückwärts zu frühstücken).
*Kommt Hurricane vom Wetter?*
Techno brachten dann Underworld, die du vielleicht noch vom Titellied zu Trainsspotting kennst. Und wie gesagt Patrice. Bei dem ging das Publikum auch ordentlich ab und bei Zugabe Nr. zwei wusste er dann nicht so recht, was er spielen sollte und befragte das Publikum. Dieses war sich allerdings auch nicht so einig. Etwas unglücklich meinte er dann "there are different oppinions ...and this is good." Irgendwann am Sonntag begannen die meisten auch irgend ab Mittag ihre Zelte abzubrechen um schwerbepackt zum Parkplatz zu ziehen oder den Müll abzuliefern, um das Müllpfand zurück zu bekommen. Da standen mindestens fünf große Container, und die waren als ich ankam alle schon ziemlich voll, und da war es noch recht früh an diesem Festivalmorgen. Ich hatte Glück gehabt, denn kurz nach mir wurde dann erst mal zugemacht. Na, hattest du das Pech, deinen Müll wieder mitnehmen zu dürfen? Auf dem gesamten Gelände war mindestens noch mal so viel Müll wie in den vollen Containern und so sah es auch aus. Wenn man für das Dosen- und Flaschenpfand nicht immer so einen Beleg bräuchte, hätte sich das Einsammeln wirklich gelohnt ;P. Gib es doch zu, das hast du dir doch auch gedacht. Im Ententeich lag ein halbes Zelt, und es flogen Tüten und alles, was dem plötzlich wiederkehrenden Wind nicht das nötige Gewicht entgegensetzen konnte, durch die Luft gewirbelt. Das Hurricane hat seinen Namen zum Teil bestimmt auch dem Wetter zu verdanken. Mussten wir an den beiden ersten Tagen aufpassen, dass wir nicht weggeweht wurden, oder dass die Würstchen auf dem Grill nicht absoffen, war es am letzten Tag zwar sonnig, aber zum Abschied - quasi als fast schon Rausschmeißer - gab der Wind noch mal eine kleine Vorstellung. Am Abend spielten dann noch die letzten Bands und dann ging es Richtung Heimat. Fazit: Menschen, die gerne anstehen hatten definitiv ihren Spaß und das an allen Tagen gleich viel. **g** Alle anderen hatten deshalb bestimmt nicht weniger Spaß, aber anstehen, um auf das Festivalgelände/Campingelände/aufs Klo/ins Deutschrockzelt/auf den Parkplatz/zum Müllcontainer.... zu kommen, ist dann halt nicht jedermanns Geschmack. Geduld, Wechselsachen und ein trockenes Zelt sollte jeder Festivalbesucher unbedingt mitbringen, des weiteren genug zum Futtern und Trinken. So genug geratgeschlagt.