Hart, aber sensibel
Fußforschung: Die Hornhaut unserer Füße ist genial, denn sie schützt und dämpft, lässt uns aber alles spüren
Früher liefen die Menschen barfuß und entwickelten dabei eine besonders dicke und schützende Hornhautschicht. Hornhaut an den Füßen? Iiih, voll ungepflegt, geht gar nicht, finden Schönheitsfanatiker_innen heute und rücken der schützenden Hautschicht mit Bimsstein, Schälcremes und sogar "Hornhauthobeln" zu Leibe. Schließlich müssen ja Füße immer zart und sensibel sein (wer auch immer sich diesen Quatsch ausgedacht hat). Tatsächlich leidet die Sensibilität der Füße aber überhaupt nicht unter der Hornhaut. Das hat ein Team um Nicholas B. Holowka von der Harvard University in einer Studie herausgefunden, in der die Dicke und Härte der Hornhaut sowie die Fußsensibilität von Barfußgänger_innen und Schuhträger_innen in den USA und in Afrika untersucht wurden.
Dabei zeigte sich zunächst, dass die Hornhaut von Barfußgängern um die 30% dicker ist als die von Schuhträger_innen, dabei aber nicht weniger sensibel. Der Fuß, als einziger direkter Kontakt, gibt uns wichtige Informationen über die Beschaffenheit des Bodens. Ist er weich, ist er scharf und verletzungsträchtig, uneben? Ist die Übertragung dieser Informationen irgendwie gestört, dann können wir Schwierigkeiten bekommen, unsere Balance verlieren oder stürzen.
*Füße von Barfußgängern sind insgesamt gesünder*
Dicke Hornhaut behindert diese Informationen nun offenbar nicht, obwohl Barfußgänger oft weniger schmerzempfindliche Füße haben als wenn Schuhträger dieselbe Strecke plötzlich barfuß gehen. Insgesamt vermuten die Forscher_innen, dass die Füße von Barfußgängern insgesamt gesünder sind, Fußfehlstellungen wie der Senkfuß oder der Ballenzeh (Hallux valgus) kommen bei ihnen seltener vor. Und vor allem wirken bei dickbesohlten und stark gedämpften Schuhen andere, stärkere Kräfte auf die Gelenke.
Natürlich hätten Schuhe auch Vorteile, sie schützten uns vor Kälte und böten mehr Schutz als die Hornhaut es könne. Davon abgesehen, möchten die meisten Menschen heute wohl kaum auf Schuhe verzichten, selbst wenn die Temperaturen dies erlaubten. Aber ein klarer Vorteil wäre es, wenn Schuhe auch die Signale zur Bodenbeschaffenheit besser übertragen würden - so wie die Hornhaut es kann. Tatsächlich fanden die Wissenschaftler_innen Hinweise darauf, dass harte Sohlen dies möglicherweise besser können und vielleicht insgesamt gesünder sind als die dicken Schaumstoff- und Gummisohlen, die heute meist verarbeitet werden. Hierfür müsste aber verschiedenes Schuhwerk genauer untersucht werden. Für Menschen, die weiterhin über ein gutes Fußgefühl verfügen wollen, wäre es vielleicht lohnenswert, mal einen anderen, härteren Schuh auszuprobieren und den Fuß ab und zu mal ganz ohne spazieren zu schicken.
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