Ja?

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Victoria, 20 Jahre

„Wir können doch nichts dafür“, sagen wir oft und erlösen uns selbst von der Schuld, die wir alle ein Stück weit tragen. Entbinden uns von der Verantwortung, weil es so viel leichter ist, mit dem Finger auf andere und sich selbst entrüstet zu zeigen. Einfach nichts zu tun. Sich nicht zuständig zu fühlen. Wohl in dem Wissen, dass dem nicht so ist.
Dass wir nicht losgelöst sind von dem, was um uns herum geschieht.
Dass wir Verantwortung tragen, ob wir wollen oder nicht.
Und, dass all das überhaupt nicht einfach ist.
Dass es richtig schwierig sein kann, Hilfe anzubieten und noch so viel schwerer, welche anzunehmen.
Dass auch eine freundlich ausgestreckte Hand weggeschlagen werden kann.
Dass gute Intentionen viel kaputt machen können.
Dass leben und leiden oft Hand in Hand gehen.
Dass wir nicht alles in der Hand haben.
Das bedrückt und erleichtert uns zugleich.

Das ist es, was uns oft davon abhält, „das Richtige“ zu tun. Nach einem „Ist schon okay.“ doch nochmal nachzufragen.
Jemandem zu helfen, der uns niemals um Hilfe bitten würde. Dann anzupacken, wenn es am nötigsten ist. Und unsere Arme schützend um andere zu legen.
Auch mal zu scheitern.
Denn Wunden zu heilen kann auch bedeuten Schmerz zu teilen, zu akzeptieren, dass das Leben eben echt schwierig sein kann.
Aber dass es das wert ist. Dass es wichtig ist, aus dem Staub wieder aufzustehen und auch andere mit hochzuziehen.
Selbst wenn dies einen die letzten Kräfte kostet.
Und man glaubt, einfach nicht mehr zu können.
Dass es diese Momente sind, für die es sich lohnt, noch ein bisschen zu kämpfen.
Sich aufzuopfern, wenn man denn so will.
Oder eben auch nicht.
Weil es okay ist.
Oder eben nicht.
Denn es gibt keine Vorgaben.

Aber die Welt hat trotzdem Erwartungen.
An dich, an mich, uns alle.
Voller Widersprüche versucht sie uns allen Weisheiten mit auf den Weg zu geben.
Obwohl niemand einen Plan vom Leben hat.
Glauben wir alle die Wahrheit oder mindestens ein Stück dieser zu kennen.
Wollen einfach nur das Gute.
Und was es dafür braucht, das ist Allgemein bekannt.
Nur ein bisschen schwierig in der Umsetzung.
Leider.
Denn das Leben ist komplex, verwirrend, beängstigend, berauschend und…
Raubt uns den Atem.
Immer wieder.
So sehr, dass wir manchmal an nichts mehr glauben.
Es einfach nicht vermögen.
Und gerade dann lohnt es sich, sich einzusetzen für sich selbst und für andere.

Weil diese Welt, weil du es wert bist.
Und die anderen auch.
Eben weil wir manchmal schwach sind.
Zu schwach.
Und es uns allen genauso geht.
Sollten wir „Ja“ antworten auf die Frage nach Hilfe und das Angebot dieser.
Weil wir wissen, dass es besser geht.
Wenn auch vielleicht nicht wie.
Denn die Antwort auf die Frage: „Kann ich etwas tun?“
Ist manchmal eben nur „Ja?“.

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