Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Nora Jou, 18 Jahre
Das ist eine Frage, die mir oft im Kopf herumgeht. Seit 15 Jahren gehe ich in die Schule und in meinen Büchern kann ich mich selten als Frau identifizieren. Wo sind meine Vorbilder? Haben nur Albert Einstein und August Rodin etwas Gutes für die Menschheit gebracht? Und was ist mit Mileva Maric und Camille Claudel?
Diese beiden sind nur ein Beispiel für die Tausenden von wunderbaren Frauen, die unter den Schatten der Männer gefallen sind, die als Partner von “...” in die Geschichte eingegangen sind. In meinen Büchern erscheinen ihre Namen nicht, in meinem Lernprozess sind sie nicht so wichtig und ich kann nur berühmte Männer nennen. Ist das nicht eine Manifestation des Männlichkeitswahns?
Die kleinen Mädchen werden einfach älter und vielleicht werden einige, wie ich, sich fragen, warum sie dort nicht erscheinen, aber viele werden das nur bemerken, wenn das Leben es ihnen ins Gesicht schreit. Plötzlich tauchen Fragen auf, wie: Warum bekomme ich weniger Geld als er, wenn wir die gleiche Arbeit machen? Warum schätzen sie meine künstlerische Arbeit in diesem Museum nicht? Warum hat mir jemand auf der Straße ein Kompliment gemacht? Warum musste ich weglaufen, weil mich jemand verfolgt hat? Fragen über Fragen, die je älter die Mädchen werden, desto größer werden auch sie und gipfeln in: Welche Rolle habe ich in dieser Gesellschaft?
Die aktuelle Antwort ist, dass die Rolle, die wir Frauen spielen, denen der Männer untergeordnet ist. Männer machen Politik, Männer leiten multinationale Konzerne, Männer treffen die großen Entscheidungen und am Ende schätzen Männer Männer. Deshalb tauchen Bewegungen wie der Feminismus auf, die für Gleichberechtigung kämpfen, um geschlechtsspezifische Unterschiede wie das Lohngefälle zu beseitigen, Künstlerinnen sichtbar zu machen oder hohe Positionen zu verteilen. Viele Menschen glauben, dass diese Bewegung nur von ihnen, den Frauen, ist, aber die Wahrheit ist, dass es die Veränderung nur geben kann, wenn es einen Wandel im Denken gibt. Wenn die Menschen sich dessen bewusst sind, wie es ist, in einem Patriarchat zu leben. Ich denke auch, dass es Dinge gibt, die unmöglich zu verstehen sind. Zum Beispiel die Angst vor etwas, das uns ohne Grund passiert oder die Furcht davor alleine in der Nacht auf die Straße zu gehen. Nur, wenn man es in den Knochen spürt, kann man es wirklich verstehen, weil es eine andere Angst ist. Du fürchtest das Nichts und Alles, es ist eine Art von Wahnsinn und das Seltsame ist, dass der Mann es verursacht und nur der Mann in der Lage ist, uns sicher fühlen zu lassen.
Ich will nicht in Angst aufwachsen. Ich will auch nicht denken, dass meine Träume frustriert werden, nur weil jemand denkt, dass ich es nicht wert sei und er mir deshalb keine Chance gibt. Ich möchte nicht in die Geschichte eingehen, aber ich möchte meine, ohne Hindernisse aufbauen. Mehr noch, wenn sie durch männliche Idiotie entstehen, denn diese sind am schwierigsten zu überwinden.
Also, wo ist die Lösung?
In der Ausbildung. Es wird keine wirksame Veränderung geben, solange es keine wirksame Ausbildung gibt. Ich habe Männer gehört, die einmal den Feminismus kritisiert haben, weil sie glauben, dass Frauen nicht so handeln, wie sie es sollten. Sie sagen, wie können Frauen mehr Plätze in der Bildung besetzen und sie schaffen es trotzdem nicht, die Kinder unter Gleichberechtigung zu erziehen. Wer das denkt, ist jemand, der nichts versteht. Wessen Schuld ist es, dass sie unter den Werten, die vor 50 Jahren existierten, erzogen wurden?
Kultur und Werte kommen durch das Lernen übereinander, nicht durch “Sex". Das Gehirn wird unabhängig vom Körper ausgebildet. Sie können nicht etwas lehren, was sie auch nicht gelernt haben. Nur diejenigen, die bereit sind, diese Stigmata aufzugeben (was nicht einfach ist), werden eine Erziehung fördern, die auf gegenseitigem Respekt basiert. Damit das voll wirksam wird, sollten auch all diese Bücher und das Bildungsmodell geändert werden. Vor allem aber sollte das Lernen zu Hause die Ideen der Schule auch teilen.
Es stimmt, dass es Fortschritte gibt, die den Frauen mehr Macht gegeben haben. Aber es gibt auch viele Leute, die nur die Theorie kennen und sie nie anwenden. Zu sagen, dass man nicht sexistisch ist, weil man Frauen nicht vergewaltigt oder belästigt, macht keinen Sinn, wenn man Dinge sagt wie: Du rennst wie ein Mädchen! oder, warum du nicht rosa tragen willst, weil es dich weiblicher aussehen lässt. Das sind alles Mikro-Manifestationen von Machismus der Makro-Gesellschaft, die wir aufgebaut haben. Sie alle nähren und fördern die Geschlechterstereotypen. Mehr noch, diese Manifestation betrifft nicht nur den Machismus, sondern auch Rassismus, Homo- und Fremdenfeindlichkeit. Am Ende läuft alles in die gleiche Richtung: ein so verschlossener Geist, der alles ablehnt und als anormal behandelt, was nicht wie er selbst ist und denkt.
Deswegen liegt es also an allen, diese Monster zu zerstören. Denn sie verschlingen den Geist der Frau, aber auch die Freiheit des Mannes selbst. Weinen ist nicht nur für Mädchen, Weinen ist menschlich, “ein Mann sein" müssen, bedeutet nicht, stark und zäh zu sein, sondern nach der “Goldenen Regel" von Kant zu handeln.
Wenn wir es alle verstehen, werden wir nicht nur sagen: Mann, du bist der Schöpfer, der Präsident, der Künstler und der Wissenschaftler, sondern wir werden unsere Stimme erheben und sagen: Frau, du bist auch die Schöpferin, die Präsidentin, die Künstlerin und die Wissenschaftlerin.
Wird ein anderer Körper wirklich wunderbare Geister einschränken? Nur wenn wir uns alle in die Haut des anderen versetzen, werden die Männer vielleicht verstehen, dass es sich lohnt, einen Schritt zurückzutreten, um vorwärts zu gehen, wir alle, Hand in Hand.
Aber es gibt Momente, in denen nur der Individualismus zu existieren scheint und ich die Menschlichkeit um mich herum nicht sehe, dass ich mich gleichzeitig frage:
Wo sind die Männer?