Ich sah mich um. Erblickte Schornsteine, Fabriken, Rauch. Genau hier war früher der Stadtwald gewesen. Jetzt waren wir im Jahre 2033, im Jahre 2021 wurde der Wald gerodet. Mir wurde heute noch schlecht, wenn ich daran dachte. Der Wald war so schön gewesen. Ein unberührtes Fleckchen Natur, inmitten quietschender Autos und lärmender Flughäfen. Ein Paradies für Vögel aller Art. Ich wollte gar nicht daran denken, dass wir Menschen das zerstört hatten. Wir waren doch auch nur Tiere, wie nahmen wir uns da so etwas heraus?
Still wanderte ich in der grauen Landschaft umher, meine Stimmung sank in den Keller. Traurig pilgerte ich zwischen Atomkraftwerk und Braunkohleabbau umher, sah die Scheune, in der all die mit Antibiotika vollgestopften Tiere lebten.
Entschlossen sprang ich auf. So konnte das nicht weiter gehen. Mir war klar, dass ich etwas tun musste, ich wusste sogar schon was und wer mir dabei helfen würde.
„Das willst du wirklich tun?“, fragte mich Joshua -auch Josh genannt- schon zum X-ten Mal. „Ich habe es mir gut überlegt, okay?“, antwortete ich genervt. „Ich hoffe du weißt, was du tust, Tim“, seufzte Joshua. Dann holte er einen Stock hervor. Ich schluckte. „Bist du dir sicher, dass das der Stock ist?“ „Zu hundertpro!“, meinte er, „Das kannst du ja jetzt ausprobieren.“ Ich warf den Stock hinter mich und sprach: „Jahr 2021“, dann wurde alles schwarz.
Ich wirbelte, wurde herumgeschleudert und gedreht, bis sich der Wirbel wieder legte. Unfassbar! Ich stand in Joshuas Haus, aber er war noch ein Baby! Und da draußen konnte ich den Wald erkennen! Ich raste aus dem Haus und wagte mich ins Dickicht. Plötzlich blieb ich stehen. Was war das? Waren das etwa Bagger?
Mir war klar, dass es fast zu spät war. Warum hatten die Menschen nicht schon längst eingegriffen? Mir wurde schlecht, als ich die Notiz, die an einem Bagger klebte, las. Sie besagte: „Rodungsbeginn: Morgen Mittag, 12 Uhr“. Ich hatte nur noch ein paar Stunden Zeit!
Ich grübelte und grübelte, wo blieb der Verstand, wenn man ihn brauchte? Ziellos lief ich hin und her, denn das half laut Oma beim Denken, als mir plötzlich etwas einfiel.
Ich startete einen Aufruf auf Social Media, hängte selbst gemalte Plakate auf und informierte Personen über meine Idee. Im Kaufhaus ließ ich meine Botschaft über den Lautsprecher alle Leute hören, und eine Schule besuchte ich, um Kinder zu informieren. Schließlich konnte ich nur noch hoffen. Der Tag endete und ich fiel in einen unruhigen Schlaf. Als ich schließlich erwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Einem Blick auf meine Armbanduhr zufolge war es schon 10:30 Uhr. Schnell wusch ich mich, aß und wartete, darauf, das es endlich 12 Uhr sein würde. 11:30 Uhr. „Ist es normal dass erst fünf Leute da sind? Oh Gott, was ist, wenn niemand kommt, oder es schief geht?“ Etwas nervös stand ich am Ort des Geschehens und hoffte, dass alles gut gehen würde, als eine Meute aus mehr als zwanzig Personen angehetzt kam. Aus zwanzig wurden dreißig, vierzig, achzig, immer mehr. Um Punkt 12:00 Uhr waren wir auf unseren Positionen und es trudelten immer noch ganz viele Nachzügler ein.
Zehn Minuten später kamen die Bauarbeiter an, ihre erschrockenen Stimmen hallten laut durch den Wald. Kein Vogel zwitscherte, kein Kleinkind weinte, es wurde totenstill. Auf einmal brüllte der Chef der Truppe los: „Das gibst doch gar nicht! Diese Leute haben eine Menschenkette gebildet! Wie können wir denn jetzt baggern, sie versperren den Weg!“ Eine Frau schrie den Chef an: „Sie dürfen das nicht, dieser Fleck Natur muss unberührt bleiben!“ Alle, das waren bestimmt 200 Leute, stimmten ihr lauthals zu. Der Chef des Teams guckte blöd. „Wieso sollten wir das hier denn stehen lassen?“ Einer der Baggerfahrer schaute verlegen zu Boden. „Meine Kinder spielen hier oft. Und mir gefällt der Wald, ich schließe mich den Anderen an“, sprach er. „Du bist gefeuert!“, schrie der Chef, doch die anderen sechs Baggerfahrer stemmten sich hoch. „Dann musst du uns alle entlassen, wir kämpfen für den Wald!“
Die Menge wiederholte den Satz: „Wir werden um den Wald kämpfen!“ Und ich? Ich sah zufrieden zu und war stolz auf mich. Die Menschen hatten sich so verändert! Fröhlich nahm ich den Stock und spürte gleich darauf das vertraute Kribbeln. Eine Minute später stand ich wieder in Joshs Haus im Jahre 2033, von dem aus ich in den Wald blicken konnte.
Einfach nur glücklich sah ich mich um und genoss das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Ich musste schmunzeln. Gerade kam Joshs Mutter mit einem eingekauften veganen Brotaufstrich in der Hand vorbei, statt wie früher immer Fleisch zu essen. Die Menschen hatten sich durch den Zeitsprung total verändert und das fühlte sich verdammt gut an! Und das Beste, was mir auf dieser Reise gezeigt wurde, ist, dass jeder, auch du, etwas verändern kann!