Warum macht Musik Gänsehaut?
Forschung: Der Schauer, der uns bei bestimmter Musik über den Rücken läuft, ist auch im Gehirn sichtbar
Bestimmt kennt ihr diesen Moment, wenn irgendwo unverhofft euer Lieblingssong gespielt wird und ihr dann genau wisst, dass gleich diese eine Stelle kommt, bei der euch immer ein wohliger Schauer über den Rücken läuft und ihr Gänsehaut bekommt.
Aber warum kriegen wir überhaupt einen Schauer durch Musik, warum fühlt er sich so gut an und ist dieses merkwürdige körperliche Musik-Erlebnis messbar und nachweisbar? Diesen Fragen sind Forscher_innen um Thibault Chabin von der Université de Bourgogne Franche-Comté nachgegangen.
In ihrer Studie erfassten die Wissenschaftler_innen musikalische Gänsehautmomente von 18 Testpersonen mit Hilfe einer Elektroenzephalografie, mit der die elektrische Aktivität des Gehirns aufgezeichnet werden kann. Die Testpersonen waren solche, die regelmäßig diesen wohligen Schauer bei ihren Lieblingsliedern erleben und sollten beim Hören von Musik angeben, an welchen Stellen es geschah und wie angenehm sie das empfanden. Die Forscher_innen konnten dabei beobachten, dass bei jedem Schauer drei Gehirnregionen besonders aktiv waren: der orbitofrontale Kortex, eine Region im Gehirn, die u.a. bei emotionalen Prozessen beteiligt ist, der supplementär-motorische Cortex (beteiligt an motorischen Prozessen) und der rechte Schläfenlappen (beteiligt beim Hören und beim Musikgenuss).
Diese drei Bereiche arbeiten zusammen, um Musik zu verarbeiten und das Belohnungssystem des Gehirns anzuregen und das Feel-good-Hormon Dopamin freizusetzen. Kombiniert mit der Vorfreude auf den Lieblingsmoment im Lieblingslied sorgt diese Zusammenarbeit für den Schauer-Moment (wobei der Schauer nicht zwangsläufig an der erwarteten Stelle stattfinden muss).
Für die Forscher_innen sind die angenehmen Gefühle, die Musik verursachen kann ein interessantes Phänomen, das man sogar messen kann. Die Forscher_innen rätseln mit vielen anderen an der Frage, warum sich Musik entwickelt hat und warum der Mensch Freude an ihr hat, obwohl er auf den ersten Blick keinen biologischen Vorteil davon hat. Dass der Körper den Musikgenuss aber auf diese Weise belohnt, ist ein Hinweis darauf, dass es doch irgendeinen evolutionären Vorteil gibt. Dieses Rätsel sei es wert, auch in Zukunft genauer erforscht zu werden.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung Eurekalert.org - Stand: 5. November 2020