Umwelt? Was ist Umwelt?
Wenn ich dieses Wort höre, dann denke ich an Bienen, Gänseblümchen, Rosen, Schmetterlinge und alles andere, was mit Natur, Pflanzen und freilebenden Tieren zu tun hat.
Aber war das schon alles? Wikipedia sagt: „Umwelt bezeichnet etwas, mit dem ein Lebewesen […] in kausalen Beziehungen steht.“
Das bedeutet, alles was mein Leben in irgendeiner Weise beeinflusst, gehört zu meiner Umwelt. Was ich damit sagen will ist, nicht nur der Wald vor meiner Stadt oder die Wiese vor meinem Haus gehört dazu. Nein. Umwelt ist alles.
Dieser gesamte Planet ist unsere Umwelt und zwar die Einzige, in der wir leben können. Umweltschutz ist also weit mehr als das tägliche Wassersparen und der Umschwung vom Auto aufs Fahrrad. Umweltschutz ist die Fürsorge und Nachsorge für alles, was ich sehe, höre, schmecke und fühle. Denn all das beeinflusst mein Leben und gehört somit zu meiner Umwelt.
Da ich das jetzt weiß, werde ich die Geschichte von einer Freundin erzählen, denn sie gehört genauso zu meiner Umwelt, wie zu der Umwelt von allen anderen Menschen...
„Ich hatte nie einen richtigen Namen, direkt nach der Geburt wurde ich meiner Mutter weggenommen. Sie hatte keine Zeit gehabt mir einen Namen zu geben.
Ich weiß nicht mehr genau, wie alles passierte, doch trotzdem will ich euch meine Geschichte erzählen.
Meine erste Erinnerung ist der Geruch, stechender Ammoniak-Geruch, so hat es mein ganzes Leben lang gerochen.
Die zweite Erinnerung ist die Enge, diese fürchterliche Enge. Ich hatte nie Platz für mich alleine, überall war irgendjemand.
Auch den Schmerz werde ich wohl nie vergessen, er hat sich in mir festgebrannt, als wäre er ein Teil von mir.
Es begann kurz nachdem ich das Licht der Welt erblickt hatte - mir wurde etwas abgeschnitten. Ich weiß nicht, was es war, aber ich weiß, dass es höllische Schmerzen waren. So viel Blut, tagelang hat es geblutet, immer und immer wieder.
Ich wurde älter, konnte aber nie von meinem Geburtsort weg, sie hielten mich dort fest.
Freunde hatte ich keine, alle die dort mit mir lebten interessierten sich nicht für mich, sie hatten zu viel Angst und Stress. Mir ging es nicht besser, doch ich wusste, es hätte anders sein können. Ich wollte sie alle kennenlernen, doch die Gegebenheiten ließen es einfach nicht zu.
Je älter ich wurde, desto mehr hatte ich das Bedürfnis etwas zu tun, mich zu bewegen. Jeder Tag war gleich, alles bestand nur aus Dreck, Angst, Stress und Gestank.
Und obwohl wir so viele waren, war jeder für sich alleine, zu sehr beschäftigt mit seinem eigenen Leid.
Irgendwann passierte es dann das erste Mal, ich war noch sehr jung, doch alles begann damit, dass ich blutete. Sie kamen zu mir, viel zu nah zu mir und es waren zu viele als dass ich mich hätte wehren können. Ich erinnere mich an nicht viel, nur an Schmerzen, ihre Hände überall an meinem Körper und an die darauffolgende Dunkelheit.
Als ich danach erwachte, war ich nicht mehr an dem Ort, wo sie mich normalerweise festhielten. Alles war noch enger, überall um mich herum quiekte und stank es nach Blut und Exkrementen. Nach einer Weile bemerkte ich, wie ich dicker wurde. Zunächst verstand ich nicht, ich bekam dieselbe Menge an Essen wie sonst auch. Doch dann verstand ich es, ich war schwanger.
Der Stress und die Angst wurden schlimmer, ich war noch viel zu jung dafür und diese Enge, immer diese Enge, ich konnte mich nicht bewegen.
Ich weiß nicht, wie viele Kinder ich zur Welt brachte. Sie wurden mir immer direkt nach der Geburt genommen. Ich sah und hörte, was ihnen angetan wurde, doch ich konnte nichts tun. Um mich herum immer nur Enge und Gestank.
Sie kamen viel zu oft, manchmal waren es mehr, manchmal waren es weniger. Einige Male hatte es nicht funktioniert und ich wurde nicht schwanger. Doch sie gaben nicht auf, machten immer weiter und weiter, es war wie ein niemals endender Kreislauf.
Irgendwann jedoch wurde ich wirklich nicht mehr schwanger und sie kamen seltener bis es schließlich ganz aufhörte.
Ich kam zurück an den Ort, an dem ich gelebt hatte, als ich jünger gewesen war. Nichts hatte sich geändert, weiterhin beherrschte die Angst alles.
Ich bekam jedoch mehr Essen als früher, es wurde von Tag zu Tag mehr. Ich verschlang alles, war es doch das Einzige, das ich den ganzen Tag machen konnte. Es schmeckte nicht, immer war es dasselbe, immer geschmackslos und undefinierbar.
Dann aber kam ein Tag, an dem sich etwas ändern sollte.
Viele von uns wurden durch einen engen Gang getrieben, auch ich war dabei. Sie schlugen mit Stöcken auf uns ein, drängten uns immer weiter.
Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, versuchte wegzurennen, doch sie schlugen nur fester zu. Ich quiekte und grunzte in der Hoffnung es könne etwas bringen. Dann auf einmal wurde es hell, zum ersten Mal sah ich den Himmel, er war strahlend blau und die Sonne wärmte meine Haut.
Ich sog die Luft ein, sie roch nach Freiheit und der Geruch nach Ammoniak war verschwunden. Doch sie drängten uns immer weiter, hinein in einen riesigen LKW ohne jegliche Lichtquelle. Ich quiekte und grunzte so laut ich konnte, versuchte zu beißen, doch nichts half. Dann ging mein Blick noch ein letztes Mal hoch zum Himmel und es wurde schwarz.
Es war noch enger, als ich es gewohnt war, egal was ich tat, ich stieß mit jemandem zusammen. Nichts konnte mir mehr helfen.
Ich befand mich mit all den anderen vierzig Schweinen auf dem Weg zum Schlachthof. Denn die Menschen hatten beschlossen, ihr Geschmackserlebnis sei wichtiger als mein Leben.“