Zu wenig drüber nachgedacht

Einsendung von Theresa, 15 Jahre

Ich sitze am Frühstückstisch, esse mein Müsli und blättere gelangweilt durch unsere Tageszeitung. Ein neuer Präsident in Amerika, ein Bericht über die Marketing Firma um die Ecke, eine Doppelseite mit Horoskopen, ….
All dies interessiert mich eigentlich gar nicht. Ich frage mich, warum ich mir überhaupt die Mühe mache, jeden Tag Zeitung zu lesen, wenn mir der Inhalt eigentlich komplett egal ist. Ein Artikel über die Affen im Zoo - Gähnend blättere ich weiter. Als ich schon kurz davor bin, die Zeitung wieder zu schließen, um mich auf den Schulweg zu machen, sticht mir ein kleiner Artikel mit einem Bild darunter ins Auge. Der Text ist so klein und unbedeutsam, dass ich mir nicht die Mühe mache, ihn zu lesen. Doch das Bild darunter ist es, dass mich fesselt. Es macht mich nachdenklich. Das Foto zeigt die Abholzung eines Waldes. Das es um den Regenwald gehen soll, kann ich nur raten, denn das Bild zeigt so viel Zerstörung, Feuer und Rauch. Man kann nur schwer die etwa 2 Dutzend grau verkohlten Baumstämme am unteren Ende des Bildes erkennen. Aber das ist noch nicht alles. Dunkler Qualm macht das Bild zwar unscharf, doch trotzdem sehe ich im Hintergrund einen verschwommenen Bagger mit einem Firmenlogo darauf. Nun mache ich mir doch die Mühe, zumindest die Überschrift des Artikels zu lesen, um zu wissen, ob ich mit meiner Vermutung über den Auslöser des Brandes richtig liege. “Abholzung des Regenwaldes zur Gewinnung von Palmöl“, steht dort geschrieben. Ich reiße meinen Blick von dem Foto los und schaue betroffen auf mein Frühstück. Ich hole mir die Packung, drehe sie um und sehe auf die Zutatenliste. PALMÖL steht da. Nun habe ich gar keine Lust mehr auf Müsli. Wie auch, nach so einem Anblick. Ich sehe auf die Uhr. Wenn ich nicht in fünf Minuten das Haus verlasse, versäume ich noch meinen Bus zur Schule. Doch ich kann meinen Blick nicht von dem Bild wenden. Irgendetwas auf dieser zugegeben schlechter Fotografie fesselt mich so, dass ich weitere zwei Minuten darauf starre. Und schließlich fällt es mir auf. Dieses winzig kleine Detail, dass ich unterbewusst die ganze Zeit gesucht habe. Es ist etwas kleines Grünes, dass unter einem der verbrannten Baumstämme hervorlugt. Vielleicht ein Grashalm oder ein Blatt. Oder aber ich bilde mir das alles nur ein, weil ich irgendetwas Gutes in der ganzen Zerstörung sehen will. Egal was es ist, es macht mich schlagartig wieder glücklich. Vielleicht, denke ich mir, vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung. Ich springe auf, stürme in mein Zimmer, schnappe mir ein weißes Blatt Papier und schreibe in Großbuchstaben “KEIN PALMÖL MEHR“.

-Und das war erst der Anfang der Geschichte.-




Autorin / Autor: Theresa, 15 Jahre