Ich atme tief ein. Heute ist mein erster Arbeitstag bei meinem neuen Job. Ich weiß nicht, was ich machen werde, jedoch weiß ich, dass es etwas mit Tieren zu tun hat. Ich freue mich. Ich mag Tiere.
Ich ziehe mich an, gehe zu meinem Auto und mache mich auf den Weg. Zwei Stunden fahre ich, dann bin ich am Hafen angekommen. Ich hole meinen blauen Reisekoffer aus dem Wagen und laufe zu einem kleinen Häuschen am Steg. „Guten Tag, ich fange heute hier an zu arbeiten“, sage ich. Die Dame hinter dem Tresen schaut mich gelangweilt an. „Name?“, fragt sie. Na das kann ja heiter werden. „Schmidt“, sage ich, „Robert Schmidt“
Die Frau tippt etwas in ihren alten Computer und lässt mich anschließend durch ein kleines Tor zum Schiff gehen. Ich bin aufgeregt.
Als ich auf dem Schiff bin, sehe ich ich gespannt um. Ob es hier wohl einen Hinweis auf meinen zukünftigen Arbeitsplatz geben wird? Früher war ich Sekretär, jedoch musste das kleine Unternehmen, in dem ich arbeitete, kurzfristig schließen.
Na dann, denke ich und setze mich an meinen neuen Schreibtisch. Ich fahre den Computer hoch und richte mich erst mal ein; Passwort und Konto sind schnell erstellt und jetzt möchte ich mich über den Betrieb schlau machen.
Ich öffne die Datei 'Informationen' und bin geschockt.
Plötzlich spüre ich einen kleinen Ruck und ein lautes Brummen ertönt. Das Schiff macht sich bereit zum ablegen!
Ich überlege fieberhaft, wie ich aus dieser Nummer wieder herauskomme, doch mir fällt kein Ausweg ein. Ich bin auf diesem illegalen Tiertransporter gefangen.
Dieser Transporter wird von Deutschland übers Mittelmeer bis in die Türkei fahren und durch die massiven Abgase die Umwelt und auch das Meer und seine Bewohner verpesten. Wie kann das gehen, nur, damit diese Kühe hier geschlachtet werden? Wenn wir so weitermachen, wird in ein paar Jahren die Umwelt durch solche illegalen Transporte verpestet sein. Und ich bin mitschuldig!
Ich stehe auf und suche jemanden, der mir etwas mehr über diesen Job hier erklären kann. Auf dem Gang sehe ich einen Mann. „Entschuldigung“; rufe ich, „Können Sie mir helfen?“ „Ja bitte?“, fragt der Mann. Ich frage ihn, was ich hier mache und was hier vor sich geht. Der Mann holt tief Luft. Er erzählt mir, dass ich auf einem Tiertransporter bin, der Kühe über die Meere zu ihrem Schlachter bringt. Er sagt auch, dass ich für die Koordination der Ein- und Ausladungen verantwortlich bin und immer die genaue Anzahl der geladenen Kühe im Blick haben soll. Genauso wie die Tode.
Ich, ein Veganer und Tierschützer aus Überzeugung, soll ab heute auf einem Tiertransporter arbeiten, der Kühe unter des schlimmsten Bedingungen in den Tod bringt? Ich bin fassungslos.
Auf einmal höre ich einen langgezogenen Ton. „Das Signal! Das Vieh kommt“ höre ich. Okay, es geht los. Ich gehe in mein kleines Büro, um das alles nicht aus der Nähe mitansehen zu müssen, doch natürlich gibt es Kameras, die alles überwachen. Ich muss alles beaufsichtigen, also schalte ich pflichtbewusst meinen Computer ein und aktiviere die Sicherheitskameras. Was ich sehe, lässt mich erschaudern und ich hoffe, das mein Magen das mitmacht. Hunderte Kühe, zusammengepfercht auf einem kleinen Lastwagen stehen bereit. Jetzt öffnet sich die Verladerampe und die Kühe werden mit Schlägen auf das Schiff getrieben. Ich versuche, jede der Kühe zu zählen, doch schon bald bin ich gegen den großen Ansturm machtlos. Ich sehe, wie Kühe, die zu schwach zum gehen sind, mit einem Kran an einem Huf nach oben gehoben werden. Die völlig entkräfteten Tiere sinken an Bord des Schiffes erschöpft zu Boden, jedoch werden sie sofort nach unten in den Bug getrieben. Ich möchte mir gar nicht erst vorstellen, wie es dort unten zugehen mag. Ich versinke in Gedanken....
Plötzlich fällt mir auf, wie wenig ich überhaupt über die Auswirkungen solcher Transporte auf die Umwelt weiß! Klar, ich kenne mich gut über die Zustände oder Funktionsweisen solcher Transporte aus, doch über den Aspekt der Umweltverschmutzung habe ich noch nie nachgedacht.
Ich setze mich an meinen Computer und recherchiere ein bisschen. Ich finde heraus, dass der Kot der Tiere in den Ozean geleitet wird, genauso wie tote Kühe. Diese werden extra nach dem Tod verletzt und zerschnitten, damit Haie angelockt werden und die Kadaver fressen. Außerdem steigt der CO2-Gehalt der Erde durch solche Transporte massiv, nicht nur durch die Abgase der Schiffe, sondern auch durch die Blähungen der Kühe.
Ich bin entsetzt!
Diese Transporte müssen sofort verhindert werden!
Nur wie?
Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück und schließe meine Augen. In was für eine Lage bin ich hier nur hineingeraten?
Ich höre einen lauten Knall und schrecke aus meinen Überlegungen. Was war das? Ich laufe schnell nach draußen, doch dort ist niemand. Wo sind denn alle?
Ich höre leise Stimmen und sehe, dass die Tür zum Kuhstall, wenn man da Loch da unten so nennen kann, offen steht. Ich atme tief durch und steige die schmalen Treppenstufen hinab, den Stimmen entgegen. Unten angekommen erwartet mich stickige Luft und der Lärm von hunderten eingesperrten Kühen. „Was ist denn los?“, frage ich, „Warum hat es eben so geknallt?“ Ich bekomme keine Antwort, doch die Menschen vor mir bewegen sich und geben so den Blick auf ein kleines Kalb frei, das blutüberströmt da liegt. Ich kann mir vorstellen, was passiert ist.
Ich halte das hier nicht mehr aus, ich muss hier weg. Ich laufe schnell die Treppen nach oben und versuche, eines der kleinen Boote loszumachen, die am Rand des Schiffes hängen. Endlich schaffe ich es, da stellt sich mir plötzlich der Mann von vorhin in den Weg. „Sie gehen nirgendwo hin!“, sagt er, „Sie haben sich für diesen Job beworben und führen ihn nun auch aus! Und jetzt helfen sie mit, das da für den Abtransport fertig zu machen!“ Er deutet auf das tote Kalb und will mir ein Messer in die Hand drücken.
Niemals!