Wir wollen dafür sorgen, dass unser noch zumeist grün-blauer Planet so bleibt - und stehen daher längst vor der Frage: Wie machen wir das? Ganz klar, um den Klimawandel zu stoppen, brauchen wir einen Verhaltenswandel: weniger, klüger konsumieren, Emissionen sparen, nachhaltiger denken und leben, die jetzige Situation ernst nehmen. Gut zumindest, dass wir uns alle einig sind, dass wir handeln müssen… ach, sind wir gar nicht? Leider nein.
Genau an dieser Stelle beginnt für mich das Problem: Wir müssen handeln, verändern, umdenken und wandeln. Doch was nützen alle positiven Bemühungen, wenn zu wenige daran glauben und beteiligt sind? Was bringt eine Reduktion des Konsums, wenn ein noch zu großer Rest dafür umso mehr konsumiert? Was eine CO2-Steuer, wenn sie - wie in Australien einst - nach kurzer Zeit abgeschafft wird?
Müssen wir also alle von der Bedrohung durch den Klimawandel überzeugen? Leider werden wir das nie schaffen. Vielleicht hört man nicht gerne auf 99% der Wissenschaftler, vielleicht stehen „ein paar Bäume“ einfach hinter den eigenen Ängsten zurück oder andere große Themen sind wichtiger. Auch wenn ich gerne sagen würde: Wir Veränderungswilligen sitzen mit euch Handlungsunwilligen genauso im Boot, wie ihr mit uns im Boot sitzt. Also lasst uns gemeinsam eine Lösung finden, sonst läuft das Boot für niemanden wie gewünscht. Leider funktioniert das nicht. Auch Sprüche wie „der Klügere gibt nach - nur bitte nicht beim Klimaschutz“ helfen leider nicht. Weil wir uns alle immer für die Klügeren halten. Dabei sind wir nicht selten gleichermaßen die Dummen und würden beide Seiten bescheidener und offen in eine Diskussion gehen, wären wir erfolgreicher. Kein Ausweg aus dieser kläglichen Pattsituation?
Eine allumfassende Lösung habe ich nicht. Aber dennoch, eine Erkenntnis, die die Konsumbranche schon vor Jahren hatte, sollten auch wir uns mehr zu Herzen nehmen: Nicht nur das Produkt zählt, auch die Verpackung macht’s. Der notwendige Wandel hat natürlich nicht nur rosarote, tolle Seiten. Umgekehrt aber sollte eine Reaktion auf Umweltprobleme nicht rein negativ mit Verzicht, Angst und Kosten assoziiert werden. Da lässt sich der Wandel besser verkaufen, ohne Lügen. Und wie die Konsumbranche sich hoffentlich bald von den Verpackungen trennen kann, so sind wir in der Zukunft für Umweltschutz hoffentlich auch nicht mehr darauf angewiesen. Viel Hoffnung in nur einem Satz.
*Vorteile beleuchten*
Wir haben so viele Möglichkeiten zu Verbesserungen, dass wir einige wählen können, die mit wenigen Nachteilen verbunden sind. Möchten wir zum Beispiel den Stromverbrauch in Städten senken, könnte man bei der nächtlichen Beleuchtung sparen. Das wird sich realisieren lassen, ohne, dass jeder nachts im Dunkeln nach Hause laufen muss. Das lässt sich einfach begründen, selbst wenn man den Umweltfaktor durch geringeren Stromverbrauch außer Acht lässt: Weniger Lichtverschmutzung freut die Astronomen und wohl auch so den ein oder anderen, wenn man ein paar mehr Sterne sieht, Kinder voran. Vielleicht verbessert sich auch das ein oder andere Schlafverhalten. Nicht zuletzt spart die Stadt Geld. Geld, das an anderer Stelle sinnvoll eingesetzt werden kann. Im besten Fall ist das schon vorab geklärt und kommuniziert.
*Andere Sachen sind doch wichtiger…*
Das Beispiel von eben soll zeigen: man muss alle positiven Aspekte in Betracht ziehen - und vermitteln. Das gilt im Kleinen wie im Großen. Habe ich zuvor angedeutet, dass andere Dinge vielleicht für manchen bedeutender zu sein scheinen als „ein bisschen kühlere Luft“, so sollten wir den Umweltschutz mit diesen Themen einfach besser verknüpfen:
Ein grüner Planet nützt wenig, wenn die Menschen darauf im Krieg verderben. Aber auch Frieden bringt wenig, wenn der Mensch ihn nicht mehr genießen kann, weil er seinen Planeten kaputt gemacht hat. Der Staat kann jeden Euro nur für entweder Außenpolitik oder Umweltschutz ausgeben, doch können sich die Ziele gegenseitig fördern. Krieg vermeiden liegt im Interesse der Umwelt. Denn Krieg schafft neben Innovation sehr viel Ressourcenverbrauch,… und ach ja, macht viel kaputt. Gleichweg fördert eine gesunde Umwelt den Frieden, denn ist die Umwelt nicht intakt, sorgt sie für riesiges Konfliktpotential, das in gewaltsamen (und teuren) Auseinandersetzungen enden kann.
Dieser Blick auf vermeintliche unabhängige Probleme lässt sich in vielen Bereichen finden. Sehr stark ist offensichtlich zum Beispiel auch der Zusammenhang von Umweltschutz und Gesundheit.
*Auf’s Verzichten verzichten*
Konsumreduktion habe ich bereits erwähnt. Oh, wie ungemütlich: verzichten, egal worauf, klingt nicht nach etwas, worauf man Lust hat. Dabei geht es nicht rein darum, weniger zu haben. Nur darum, die Sachen, die wir besitzen, länger zu behalten. Wir verlieren nichts, wenn wir das, was wir schon haben, einfach mehr zu schätzen lernen. Wenn wir nichts neues kaufen wollen, weil wir das Alte gerne behalten. Es ist also viel mehr ein Schätzenlernen. Eher ein „weniger ersetzen“ als ein Verzichten. Wenn sich die Werte wandeln ist eine Änderung im Konsumverhalten mit weniger „Schmerzen“ verbunden.
Sollen wir also nur noch verändern, was wir in möglichst gutem Licht erscheinen lassen können? Nein. Nur sollen wir den Wandel nicht schlimmer darstellen als er ist. Wir können viel Gutes daraus mitnehmen. Es wird dabei immer auch Veränderungen geben, die für viele negativ klingen und für manche auch sein werden. Ein Preis auf CO2 oder Treibhausgase allgemein, hebt die Preise von Gütern. Das ist für alle erst einmal unschön (auch wenn das eingenommene Geld noch verwendet werden kann!). Und dennoch müssen wir auch solche Dinge anpacken. Denn die Wahrheit ist, dass der jetzige Preis für Treibhausgasemissionen schlicht unfair ist. Wir sollten uns nicht davor scheuen für Fairness zu sorgen.