Lilli: Sollen wir etwas vom Chinesen bestellen?
Ich: Nein, ich möchte nichts. Ich koche mir selbst etwas.
Lilli: Aber du hast Chinesisch doch immer so gern gegessen?
Ich: Ja schon, aber wenn ich darüber nachdenke, weiß ich eigentlich gar nicht, was ich dabei esse. Ich weiß nicht, welche Zutaten verarbeitet worden sind. Ich weiß auch nicht, wo diese herkommen und außerdem ist alles dreifach in Plastik verpackt.
Lilli: Und ist das schlecht?
Ich: Was ist schon schlecht? Was ist gut? Ich kann dir nur sagen, Lilly, ich kann es nicht mit mir vereinbaren, dass ich meinem Körper etwas zuführe, wovon ich nicht weiß, was es enthält und daher auch nicht abschätzen kann, welche Folgen es für meine Gesundheit hat. Außerdem kann ich nicht mit mir vereinbaren, etwas zu essen, dass nicht aus biologischer Landwirtschaft stammen könnte, oder in Bezug auf das Fleisch, ziemlich sicher in Massentierhaltung gezüchtet worden ist. Ich kann auch nicht mit mir vereinbaren, die Verwendung einer Verpackung zu unterstützen, die aus nicht nachwachsenden Rohstoffen gefertigt wird, daher nicht verrottet sondern nur in kleine Teile zerfällt. Und diese landen dann sowohl im Grundwasser, im Boden als auch im Meer.
Lilli: Aber kann man nicht herausfinden, welche Zutaten verarbeitet wurden und woher sie stammen?
Ich: Versuchen wir es.
Lilli: Okay, lass mal sehen.
Lilly schaltet den Laptop ein.
Lilli: Ich habe hier die Online-Speisekarte von unserem Lieblingsrestaurant. Pekingsuppe, Frühlingsrollen, Gebratene Nudeln, Gebratener Reis, …. Da stehen keine Zutaten. Und schon gar nicht, wo sie herkommen. Muss die Gastronomie das eigentlich angeben? Hier wird man nur über das Vorkommen der Hauptallergene informiert. Wenigstens etwas. Stell dir vor, da bekommt jemand einen allergischen Schock, weil er nicht gewusst hat, dass in seinem Gericht Nüsse gewesen sind…
Ich: Ich weiß nicht, wozu die Gastronomie verpflichtet ist. Sie müssen bestimmt hohe Auflagen erfüllen, vor allem in der EU, um überhaupt aufsperren zu dürfen.
Lilli: Hmm… Hier steht, dass Gastronomen neben Allergenen auch noch Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Süßungsmittel, Geschmacksverstärker und ein paar andere Stoffe sowie Gentechnik in der Speisekarte angeben müssen. Aber wo die Zutaten herkommen …? Warte, ich schreib meiner Freundin. Die arbeitet in der Gastronomie und müsste das wissen.
Ich: Ich stelle einmal Wasser für meine Nudeln auf.
Lilli: Also rein theoretisch: Wärst du zufrieden, wenn alle Zutaten biologisch und hier in der Region produziert wären?
Ich: Ja, mehr kann ich wirklich nicht verlangen. ABER ich möchte es in meine eigene Box geben und nicht in irgendeine Plastikbox. Aber seien wir uns ehrlich, das ist doch Wunschdenken. Selbst wenn sie es schaffen würden, ihre Speisen so zu produzieren, können sie sie nie zum gleichen Preis anbieten. Ich meine, ich wäre bereit, mehr für gutes, biologisches, regionales Essen auszugeben, aber das sind sicher nicht alle. Und manche haben nicht einmal die Mittel dazu.
Lilli: Also nie wieder chinesisches Essen?
Ich: Wir können es uns doch auch selbst kochen. Ich habe letztens einen regionalen, biologischen Anbieter gefunden, der Wok-Nudeln herstellt und wir nehmen Gemüse dazu, das hier wächst.
Lilli: Und was ist mit Fleisch?
Ich: Es gibt genügend Biobauern, die Fleisch anbieten. Obwohl immer noch die ethische Frage bleibt, ob wir das Recht haben, andere Lebewesen zu essen.
Lilli: Aber das haben die Menschen doch schon immer gemacht. Denk nur an all die Ureinwohner.
Ich: Früher haben die Menschen Tiere gegessen, um zu überleben. Aber heute sind wir auf diese Nährstoffquelle keinesfalls mehr angewiesen, also warum töten wir sie immer noch? Vielleicht sollten wir uns einmal eine Schlachtung ansehen und danach entscheiden, ob wir bereit sind, weiter Fleisch zu essen.
Lilli: Hey! Die Wok-Nudeln sind aber in Plastik verpackt!
Ich: Ich weiß. Und ich bin nicht glücklich darüber, aber es hat sie nicht anders gegeben. Ich habe eh mit der Verkäuferin gesprochen, ob es nicht möglich wäre, sie unverpackt anzubieten.
Lilli: Und? Was hat sie gesagt?
Ich: Sie hat gesagt, sie redet mit ihrer Chefin.
Lilli: Aber wie soll das eigentlich gehen? Das mit dem Unverpackt-Anbieten?
Ich: Naja, es gibt sie ja schon, die Unverpacktshops. Die machen es uns vor. Du nimmst deinen eigenen Behälter mit, wiegst ihn leer ab. Dann befüllst du ihn mit was auch immer du gerne hättest. Die Lebensmittel befinden sich im Shop alle in großen, nachfüllbaren Behältern. Daraufhin gehst du zur Kassa. Dein voller Behälter wird nun noch einmal abgewogen und du bezahlst nach Gewicht.
Lilli: Nicht schlecht. Aber woher weißt du, dass die Ware dort nicht auch verpackt angeliefert wird und nur in die großen Behälter umgefüllt wird?
Ich: Weil ich gefragt habe. Zusätzlich ist in dem Shop, zu dem ich immer gehe, alles bio.
Lilli: Nimmst du mich einmal mit?
Ich: Gerne. Okay, könntest du mir vielleicht beim Gemüse-Schneiden helfen?
Lilli: Sicher. Wieso ist Plastik eigentlich so schlecht?
Ich: Naja schlecht… An sich ist es ein sehr praktisches Material. Aber es wird aus Erdöl hergestellt und die Entsorgung ist mehr als problematisch. Alles Plastik, das jemals produziert wurde, ist immer noch da. Das sind bis jetzt über 8000 Milliarden Tonnen. Laut Global2000 ist Plastik nach heutigem Stand gar nicht gänzlich zersetzbar. Ein Teil des Plastiks wird recycelt, der Großteil verbrannt. Außerdem gelangt es als Mikroplastik überall hin und damit schlussendlich auch auf unsere Teller. Wusstest du, dass wir pro Woche eine Kreditkarte an Mikroplastik essen?
Lilli: Was??
Ich: Außerdem stellt Plastik im Meer eine riesige Gefahr für Tiere dar, da auch sie es essen oder sich darin verfangen können und sterben. Bist du fertig mit dem Gemüse?
Lilli: Ja, hier bitte.