Ist es nicht wundervoll?

Einsendung von Chris, 20 Jahre

Schau nur, wie wundervoll eure Welt ist.

Oh hörst du nicht die Vögel in den Bäumen?
Wie schön sie singen. Hör nur diese unglaublichen Melodien.
Wie mächtig sie aussehen, wenn sie sich durch die Luft schwingen. Die Flammen flackern an ihren Flügeln.
Das Knistern und Knacken der brennenden Wälder begleitet das Singen der Vögel. Eine wundervolle Melodie, gar so voller Harmonien.
Wie ein Phönix erheben sie sich aus den brennenden Wäldern und fliegen hoch, immer höher, bis hin zur Sonne. Und so bald stürzen sie hinab in die brennenden Wälder.


Oh sieh nur, das wundervolle Blau. So tief und still liegt es da. Mächtig und unnahbar.
Das Meer, so klar und unberührt sieht es aus.
Dort, wo einst Massen aus Eis das Wasser bedeckten, ist nun nichts als unendliches Blau.
Sieh nur wie schön sich die Sonnenstrahlen darin spiegeln. Sie funkeln wie Edelsteine. Etwas wertvolles, findest du nicht?
Lass mich nur schnell ein Bild machen, von diesem ewigen Wasser.


Oh schau, dort, wie der Wind durch die Bäume fährt. Wie kraftvoll und unaufhörlich die Wirbelstürme über die Welt ziehen.
Schau nur wie sie all das zerstören, was in ihrem Weg liegt. Nichts und niemand kann sie aufhalten.
Eine Naturgewalt.
Hörst du nicht das Flüstern und Zetern des Windes? Er erzählt Geschichten. Lausche ihnen doch. Lass dich mitreißen von den kräftigen Stürmen und werde ein Teil von ihnen.
Ist ihre pure Kraft nicht beindruckend?
Es werden immer mehr und mehr, sie fressen sich durch das Land.

Oh sag, spürst du sie auch?
Diese wunderschöne Hitze? So warm, kein Leben ist hier mehr möglich. Doch ist das nicht faszinierend? Wie die Welt vor deinen Augen flimmert? Jeder noch so kleine Tropfen an Wasser einfach verschwindet?
Sieh nur wie die Sonne brennt. So ein wundervoller Stern. Hier können wir ihn gut beobachten, seine Kraft spüren.

Oh dort, kannst du es auch sehen?
Das letzte Lebewesen seiner Art. Großartig nicht wahr? Dass wir das letzte Exemplar sehen können. So weit abseits seines natürlichen Lebensraum streift es umher.
Was es vertrieben hat?
Das ist einfach, all die Veränderungen in der Natur natürlich. Sein alter Lebensraum ist zerstört. Es hat kein Zuhause mehr.
Aber ist es nicht großartig, dass es gerade uns in die Arme läuft? Wir können seine Schönheit noch bewundern. Wir sollten uns glücklich schätzen.

Oh, wie sie laufen.
Menschenmassen wandern durch die Welt. Warum fragst du? Nun sie haben ihre Heimat verloren.  Sie ging in Flammen auf, wurde vom Meer verschluckt, Wirbelstürme zerfressen das Land, es ist zu heiß um dort zu leben.
Es gibt viele Erklärungen, mein Kind.
Aber ist es nicht beeindruckend? Wie viel Kraft sie haben? Wie sie sich durchkämpfen?
Sie sind wohl wirklich am stärksten wenn sie in Not sind.

Oh siehst du nicht wie wundervoll eure Welt ist? So voller faszinierender Dinge und unerwarteter Stärke.
Was sagst du da?
Es ist nicht wundervoll?
All das sei eine Tragödie?
Nun das ist es wohl, eine menschengemachte Tragödie. So muss ich doch sagen, ihr wart schon immer gut darin eure eigenen Tragödien zu schreiben.

Ach, weine nicht mein Kind. Deine Tränen werden nichts ändern.
Für Reue ist hier kein Platz.
Na na, kein Grund mich so anzusehen. Ich trage keine Schuld an all dem. Ich beobachte nur, auch ändern kann ich nichts.
Bin ich doch kein Gott, der eingreifen könnte.
Doch du kannst es, du kannst etwas verändern.
Also husch husch, steh auf und schreibe die Tragödie um.
Husch husch, die Zeit rennt.