Seit Jahrhunderten bevölkerten die Menschen die Erde, hatten ihr Leben dort aufgebaut und sich angepasst. Sie haben sich vermehrt, mehr Land eingenommen und Kriege geführt. Nur, um ein Stück Land ihr Eigen zu nennen, welches nie ihnen gehört hatte. Dort, wo einst die Natur Einzug genommen hatte, stehen nun moderne Häuser. Nur noch selten bekam die Natur noch Luft zum Atmen, denn wir Menschen hatten alles eingenommen und entschieden darüber, wo die Geschenke von Mutter Natur zum Vorschein kommen durften. Mit der Zeit wurde alles modernisiert und wir haben uns ein sehr bequemes Leben gestaltet. Wir mussten nicht mehr ums Überleben kämpfen, um unsere Daseinsberechtigung zu erhalten. Wir haben uns das Recht herausgenommen, uns über die Natur und die Götter hinwegzusetzen, denn wir Menschen sind es, die denken, dass sie Götter sind. Dass wir etwas Neues erschaffen haben, wenn wir etwas Dagewesenes zerstört und mit Füßen getreten haben. Wir sollten schon recht bald erfahren, dass wir zu weit gegangen sind. Zunächst bemerkten wir es durch die Tiere. Die Vögel sangen nicht mehr, hockten nur noch auf ihren Ästen und beobachteten uns, lauerten. Unsere geliebten Haustiere griffen uns an, mit all der Wut der jahrlangen Unterdrückung und des Eingesperrtseins. Wir verjagten die Tiere, die auf einmal so verrückt schienen und schoben es auf Tollwut oder eine andere Krankheit oder streckten manche Tiere nieder, die sich an dem Tod ihres früheren Besitzers labten. Doch das war noch nicht das Ende. Stürme zogen auf, wie sie noch nie gesehen wurden. Hochhäuser wurden dadurch niedergerissen und so manche ganz zerstört. Selbst unsere neueste Technik konnte uns nicht helfen und so kam es, dass wir zusehen mussten, wie unschuldige Menschen schreiend zu Grunde gingen. Die Stürme zogen fort und wir erholten uns langsam wieder. Wir bauten das wieder auf, was wir verloren hatten. So machten es die Menschen schon immer. Die Warnung der Natur nahmen sie nicht wahr und so setzten sie sich über den Willen der höheren Gewalt hinweg. Wir hätten diese Warnung ernst nehmen sollen, denn es sollte noch nicht enden. Als nächstes erhob sich das Meer und verschlang ganze Länder und Kontinente. Wir konnten nicht flüchten, wohin denn auch? Die Natur und die Götter würden uns so oder so finden und Vergeltung einfordern. Die verbliebenden Länder zückten ihre Waffen und suchten nach einer Lösung. Dachten, dass sie etwas mit ihren Maschinengewehren ändern konnten. Aber wie sollte man etwas bekämpfen, was man nicht voraussehen konnte? Nach der großen Flut wurden Dämme errichtet, die mehr der Beruhigung des Volkes dienen sollte, denn im Grunde war sich jeder bewusst, dass die Dämme einer zweiten Flut nie Stand halten würden. Für viele befanden wir uns im Krieg und sahen in jedem von uns einen Feind. Eine Armee wurde aufgestellt, die nicht mehr die glorreiche Größe und Kraft von früher besaß, mit der wir uns so gerühmt und zerstört hatten. Für uns Menschen war das der richtige Weg, doch wie sollte man gegen einen Feind kämpfen, der nicht greifbar war? Wir hatten immer noch nicht daraus gelernt und so wachten wir eines morgens auf und all das Grün war verschwunden. Die Pflanzen, von denen wir so abhängig waren, waren eingegangen. Nur noch verkümmerte Halme und Zweige erinnerten uns an die prachtvolle Erscheinung der Natur. Voller Schock mussten wir bemerken, dass wir mit unseren Vorräten nicht lange durchhalten würden und irgendwann verhungern würden. Daraufhin gab es kein Halten mehr. Tiere wurden verfolgt und gejagt, bis wir die letzten Tiere ausgerottet hatten. Der Hunger machte uns zu Monstern und so wandten wir uns gegen unsere eigene Spezies und bekämpften uns, um an Nahrung zu kommen. Gefühlte Wochen des Mordens und Zerfleischens vergingen, bis die Erde erbebte. Erdbeben kannten wir schon aus früheren Zeiten und verkrochen uns in den übriggebliebenen Ruinen, um uns in Sicherheit zu wägen. Das war jedoch reines Wunschdenken. Das Beben erreichte eine nie dagewesene Stärke und riss Länder und Meere entzwei. Die Natur holte sich das zurück, was wir ihr einst genommen hatten. Nur noch wenige von uns Menschen hatten überlebt und waren dazu verdammt, ihrem Ende langsam entgegen zu schreiten. Es gab nichts mehr zu Essen und kein Wasser, denn durch die Risse, die die ganze Welt bedeckten, ist das Meer verschwunden und unsere letzte Hoffnung mit ihm. Die Welt, die wir kannten, existierte nicht mehr. Wir lebten in einer Einöde, die aus Sand und Ruinen bestand. Uns blieb nur noch unser Glaube, den wir nur in unseren Nöten wiederfanden. Und so beteten wir und sangen zu Mutter Natur und den Göttern und flehten um Erbarmen. Doch es war längst zu spät. Erst in den letzten Tagen wurde mir bewusst, dass wir die Welt benutzt und verschmutzt hatten. Das wir kein Wunder gewürdigt und respektiert hatten. Stattdessen haben wir es zerstört und nur unserem Untergang entgegen gelebt. Denn wer sollte sonst daran Schuld haben, wenn nicht wir? Wir waren keine unschuldigen Menschen und mussten nun unser Schicksal ertragen. Die Luft um uns herum flirrte vor Hitze, die uns nun befiel. Vielen von uns wurde diese unerträgliche Hitze zum Verhängnis, sie hatten keine Kraft mehr weiterzugehen und blieben einfach liegen. Als würden sie sich ausruhen, die Augen schließen und diese nie wieder öffnen. Die Sonne rückte immer näher und wir sollten für unsere Sünden brennen. Eins wurde mir in der Zeit klar: Trotz unserer technischen Erfolge und all den Waffen, waren wir doch im Grunde hilflos und klein. Nun stehe ich in den Trümmern, die ich einst mein Zuhause genannt habe, mit nichts als meiner Kleidung am Körper. Mein Name ist Lina und ich bin einer der letzten Menschen, der den Untergang dieser Welt miterlebt hat und werde in den nächsten Tagen meine Erlösung finden. Denn die Welt fordert einen Neuanfang. Aber ohne uns
Autorin / Autor: Luise R.