US-Studie untersuchte, inwieweit Freundschaften und Beliebtheitswettbewerbe Mobbing im Jugendalter fördern
Gemobbt werden ist wahrlich nicht schön, wie schlimm ist es aber erst, wenn die eigene Freundin, der eigene Freund einen vor den anderen bloßstellt und schikaniert? Eine neue Studie hat ergeben, dass das sogar häufiger vorkommt als Mobbing durch Klassenkamerad_innen, die man nicht so gut kennt.
Für die Studie verwendeten Diane Felmlee, Professorin für Soziologie an der Penn State University und ihre Kolleg_innen Daten von mehr als 3.000 Schüler_innen. Das Team befragte die Jugendlichen über mehrere Schuljahre hinweg von der sechsten bis zur zehnten Klasse. Die Forscher_innen erstellten sogenannte "Aggressionsnetzwerke", indem sie die Schüler_innen baten, bis zu fünf Klassenkamerad_innen zu benennen, die sie schikaniert hatten oder die gemein zu ihnen gewesen waren. So konnte das Forschungsteam sowohl Täter_innen als auch Opfer identifizieren. Die Jugendlichen sollten auch zu jedem Zeitpunkt angeben, mit wem sie gerade befreundet waren. Zusätzlich maßen die Forscher_innen ihre Angstzustände, Depressionen und das Verbundheitsgefühl der Schüler_innen mit ihrer Schule.
Die Analyse der Daten ergab, dass die Aggressionsrate unter Freund_innen und Freunden von Freunden höher war als unter denjenigen, die keine engere Bindung hatten. Einer der Schüler, der berichtete, Opfer eines Freundes geworden zu sein, bemerkte: "Manchmal schikanieren dich deine eigenen Freunde. Ich verstehe nicht, warum meine Freunde mir das antun."
Darüber hinaus waren Jugendliche, die im Herbst-Schuljahr befreundet waren, im Frühjahr desselben Schuljahres mehr als dreimal so häufig bereit, den anderen zu mobben oder zu schikanieren. Von einem Freund gemobbt zu werden, war auch mit einem signifikanten Anstieg von Angstzuständen und Depressionen sowie einem niedrigeren Niveau der Schulbindung verbunden.
Warum das so ist, erklären sich die Forscher_innen damit, dass dieses Freund-gegen-Freund-Mobbing möglicherweise mit der Konkurrenz um den sozialen Status zu tun hat. "Diese Konflikte entstehen wahrscheinlich zwischen Jugendlichen, die den gleichen Platz im Team oder im Verein anstreben oder um den gleichen besten Freund oder die Liebespartnerin wetteifern", so Felmlee. "Diejenigen, die im sozialen Netzwerk der Schule eng miteinander verbunden sind, kommen eher in Situationen, in denen sie Rivalen um identische Positionen und soziale Bindungen sind."
"Viele Jugendliche sind sich vielleicht nicht bewusst, wie verbreitet Mobbing innerhalb von Freundschaften ist", sagte Felmlee. "Zu wissen, dass sie mit einer solchen Erfahrung nicht allein sind, kann beruhigend sein. Außerdem könnte ein besseres Verständnis der sozialen Prozesse, die der Aggression unter 'Frenemies' zugrunde liegen, Eltern und Schulberater_innen dabei helfen, jungen Opfern und ihren Mobbern zu helfen."
Könnte aber das Ergebnis nicht auch darauf zurückzuführen sein, dass befreundete Jugendliche einfach mehr Zeit miteinander verbringen, oder es sich um Feindseligkeit zwischen ehemaligen Freund_innen handelt? Nach den Erkenntnissen der Studie ist das offenbar nicht so, denn es waren besonders diejenigen, deren Freundschaft über das Schuljahr hinweg anhielt, die ihre Freund_innen mobbten.
Laut dem National Center for Education Statistics berichten etwa 20 Prozent der Schüler_innen zwischen 12 und 18 Jahren von Mobbing-Erfahrungen. Es gäbe zwar viele Anti-Mobbing-Programme, aber diese seien nicht immer effektiv. Ein Grund dafür sei, dass sie sogenannte Beliebtheitswettbewerbe, die in höheren Klassen üblich seien, außer acht ließen. Und genau diese würden Mobbing unter Gleichaltrigen fördern, so Felmlee. "Mobber, die beliebt sind, nutzen Grausamkeiten, um Aufmerksamkeit und Status zu erlangen, und diese Form des Mobbings ist besonders schwer einzudämmen."
Die Ergebnisse wurden kürzlich im American Journal of Sociology veröffentlicht.
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 24. Februar 2021