Zu kurz, zu lang oder beides

Studie: Gespräche enden selten dann, wenn die Beteiligten es wollen

Das Gespräch will einfach nicht enden und dein Gegenüber findet immer neue Dinge, die unbedingt beredet werden müssten? Und du willst einfach nur die Flucht ergreifen? Oder andersherum: Es gäbe so viel zu sagen und dein_e Gesprächsparter_in wippt die ganze Zeit ungeduldig mit dem Fuß?

Forscher_innen um Adam Mastroianni von der Harvard Universität haben herausgefunden, dass das weit verbreitete Situationen sind. In den meisten Fällen enden Gespräche nicht in gegenseitigem Einvernehmen und einer oder eine möchte lieber früher oder später aussteigen.

In ihrer Studie haben die Wissenschaftler_innen 932 Gespräche zwischen zwei Personen analysiert. Die Personen kannten sich vorher nicht und wurden gebeten, mindestens 1 Minute und 45 Sekunden miteinander über beliebige Themen zu reden.
Dabei kam heraus, dass die meisten Testpersonen irgendwann einen Punkt erreicht hatten, an dem sie das Gespräch beenden wollten. Aber nur etwa zwei Prozent der Gespräche endeten, wenn beide Personen es wollten, so die Studie. Nur 30 Prozent der Gespräche endeten, wenn eine Person das wollte. Was so viel bedeutet, dass oft länger weitergeredet wurde, als es zumindest eine Person gewünscht hatte. Gleichzeitig wünschten sich die Teilnehmer_innen aber auch, dass die Gespräche im Durchschnitt eine Minute länger gedauert hätten. Offenbar gibt es hier also eine ziemliche Diskrepanz zwischen den Gesprächsteilnehmenden, bei der beide nicht gleich lang reden wollen, aber ein Gespräch aus Höflichkeit und Unwissenheit, was der oder die andere denn will, verlängert oder auch verkürzt wird. Tatsächlich schätzen die Testpersonen um 64 Prozent falsch ein, wie lange ihr Gegenüber das Gespräch noch führen wollte.

Auch in einer zweiten Studie mit rund 800 Testpersonen, die einander kannten (Ehepaare, Familienmitglieder Freund_innen) zeigten sich die Diskrepanzen. Die Teilnehmenden wünschten sich im Durchschnitt zwei Minuten längere Gespräche, vermuteten aber, dass  ihre Gesprächspartner_innen 6 bis 8 Minuten länger reden wollten als das Gespräch tatsächlich dauerte. Offenbar klappt es auch unter Bekannten und Verwandten nicht wirklich mit der aufeinander abgestimmten Gesprächskultur. 

Weil Kommunikation der Schlüssel für physisches und psychisches Wohlbefinden ist, untersuchen Forscher_innen immer intensiver, wie Kommunikation untereinander funktioniert. Der Studienleiter soll übrigens auf einer Party auf die Idee für diese Studie gekommen sein. Er hatte Angst in Gespräche verwickelt zu werden, aus denen er nicht mehr herauskommt 😉.

Die Ergebnisse der Studie sind im Fachmagazin PNAS erschienen.

Quelle:

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Autorin / Autor: Redaktion / Presseinformationen - Stand: 9. März 2021