Die Roboter-Dompteurin
Titanilla Komenda ist Robotik-Ingenieurin bei Fraunhofer Austria und hilft Firmen dabei, innovative Roboteranwendungen umzusetzen. Im Interview erzählt sie LizzyNet, was das Faszinierende an ihrem Beruf ist
Titanilla Komenda, Fraunhofer Austria
Robotik – das klingt auch 2021 für viele immer noch nach ScienceFiction. Ist das für Sie nachvollziehbar oder schütteln Sie darüber nur den Kopf?
Klingt absolut noch nach Science Fiction - aber vielleicht auch nur deshalb, weil wir mit Robotern meist Roboter von Filmen wie iRobot oder Transformers verbinden.
Wie würden Sie einer Grundschülerin oder auch einem Dompteur beschreiben, was Ihr Beruf ist und was sie an Ihrem Arbeitsplatz machen?
Ich versuche dem Roboter die Dinge beizubringen, die mich aufhalten würden bzw. die für mich zu langweilig oder beschwerlich wären. Vor allem will ich, dass der Roboter Dinge für mich erledigt, sodass ich selbst dann mehr Zeit habe, um mich mit Dingen zu beschäftigen, die mir Spaß machen. Im Grunde spiele ich Dompteur für den Robsi ;-)
Was fasziniert Sie an der Robotik?
Mich fasziniert die Robotik, weil sie in so vielen Bereichen des Lebens eingesetzt werden kann und das Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft ist. Vor allem kann sich jede Passion, jedes Interessensgebiet irgendwo in der Robotik wiederfinden. Roboter sind überall einsetzbar und könnten unser Leben und unseren Berufsalltag so viel spannender und aufregender machen.
Waren Sie schon immer an dem Thema interessiert oder wie hat sich Ihre Neigung entwickelt?
Nein. Eigentlich wollte ich immer Künstlerin werden. Zur Technik bin ich nur durch den vermeintlichen Vernunftzuspruch meiner Mama gekommen. Aber dann habe ich einen Roboter gesehen und war gleich fasziniert. Im Laufe meines Berufslebens habe ich dann zudem gesehen, dass es Roboter auf Modeschauen gibt, Roboter, die malen oder ein Instrument spielen, Roboter, die in Krankenhäusern arbeiten, Rasen mähen, Staub saugen oder Autos produzieren. Da habe ich gemerkt, dass Robotik für viele Menschen interessant sein kann - nicht nur für diejenigen, die technikaffin sind.
Was war Ihre lustigste, erhellendste oder überraschendste Erfahrung bisher in Ihrem Studium/ in Ihrer Berufstätigkeit?
Mit Robotern gibt es immer lustige, erhellende oder überraschende Momente. Aber das schönste an der Arbeit mit Robotern ist, dass man sehr viel Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten bekommt. Ich dachte immer, ich habe keine Ahnung von Technik oder Programmieren. Aber ein Roboter ist ein Instrument, das dir sofort Feedback gibt - du siehst sofort, was du programmiert hast, lernst daraus und verbesserst dadurch nicht nur dich sondern auch die Funktionsfähigkeit des Roboters.
Titanilla Komenda, Fraunhofer Austria
Kann man sich in einen Roboter verlieben?
Ich denke schon ja ;-)
Menschen haben ja eine zwiegespaltene Haltung zu allem, was nach Automatisierung riecht. Was sagen Sie denen, die Angst haben, dass Roboter ihnen den Arbeitsplatz wegnehmen?
Ich sage dann immer, dass ich durch die Roboter einen Job habe. Seit der Geschichte der Menschheit sind durch Innovation und Automatisierung nicht weniger Jobs entstanden, sondern viel mehr. Die Art der Arbeitsplätze hat sich nur geändert. Wer würde denn heute noch gerne Pflüge am Feld ziehen oder unbedingt jeden Tag Rasen mähen wollen? Wir haben auch nicht weniger Arbeitsplätze durch die Erfindung von Traktoren oder Autos. Ganz im Gegenteil. Außerdem glaube ich, dass wir durch die Reduktion von körperlich schwerer Arbeit unsere kreativen Leistungen erhöhen, was zu mehr Innovation führt.
An welches Projekt würden Sie sich am liebsten mal heranwagen, wenn Ihnen ein Unternehmen oder eine Hochschule 5 Jahre Zeit und Geld geben würde für eine Erfindung oder eine Entwicklung?
Oh, das ist sehr schwer zu beantworten, weil mir da so Vieles einfällt. Aber vermutlich hätte ich am liebsten einen richtig gut funktionierenden Haushaltsroboter, der kocht, Geschirr abwäscht, Wäsche wäscht, trocknet und bügelt und die Wohnung putzt. Da würde ich mir jeden Tag wirklich sehr viel Lebenszeit ersparen.
Titanilla Komenda, Fraunhofer Austria
Was raten Sie Mädchen und jungen Frauen, die gerne in dem Bereich arbeiten wollen?
Nehmt euer Interesse bzw. euer Hobby in die Robotik mit! Überlegt euch, wo Roboter die Arbeit oder den Alltag vereinfachen könnten und forscht daran. Sucht Lösungen! Stellt immer viele Fragen und habt keine Angst davor, mal etwas nicht zu wissen! Ich weiß viele Dinge nicht, aber da kommen dann meist die besten Ideen raus - weil man ja auch nicht weiß, dass etwas vermeintlich nicht funktionieren kann ;-)
Und: Es geht nicht, gibt es nicht!
Wir brauchen Roboter in so vielen Bereichen des Lebens - und sei es nur dafür, um unseren Haushalt zu führen oder für die Omi einkaufen zu gehen oder ihr die Schuhe zuzubinden - und das sind nicht mal so einfache Tätigkeiten. Da brauchen wir jeden schlauen Kopf, der uns dabei hilft, diese Probleme zu lösen!
Vielen Dank für das Interview!
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 1. Juli 2021