Ein wenig weiter

Einsendung zum Wettbewerb Acker, Algen, Algorithmen von Katharina, 15 Jahre

Nichts zu sehen, nichts zu hören
Ein kalter Wind weht über meine Haut
Ist dies der Anfang oder das Ende?
Schneller, immer schneller
Nicht zögern, nur laufen
Ölige Hände schießen aus dem Boden
Ziehen an mir
Hart komme ich auf dem Boden auf
Höher steigt das Öl, stärker wird der Griff
Schreie ertönen
Entsprungen meiner Kehle

Am Horizont, ein grünes Licht
Tänzelnd bahnt es sich einen Weg durch die Dunkelheit
Langsam sinkt das Öl, die Hände lassen von mir ab
Luft füllt meine Lungen
Wärme durchströmt meine Adern
Das Licht wird zur Frau
Elegant breitet sie ihre Arme aus
Ein grüner Schleier hinter ihr
Ihr Körper bedeckt von Blumen, zieht sie ihre Bahnen
Ich muss lachen
Sie kommt auf mich zu
Selig lächelnd öffnen sich meine Arme
Schlingen schießen aus dem Boden
Gierig winden sie sich um mich
Nach Luft verlangend schaue ich zu der Frau
Sie schießt auf mich zu
Die Schlingen halten an
Schreiend öffnet sich ihr Mund
Näher, lauter, näher

Und plötzlich bin ich in einer Stadt

Die Luft ist warm, riecht frisch, der Himmel blau
Gleich einer Symphonie ertönt das Summen von Bienen
Ich schaue hinunter
Eine Straßenbahn zieht vorbei, Solarzellen überziehen sie
Und plötzlich ist alles klar
Lachen ertönt, Kinderlachen
Lebensmittel aus Laboren in ihren Händen
Die Kleidung aus Pflanzenschalen, streichen sie erfreut darüber
Eine Mutter wirft eine Verpackung in Wasser
Sie löst sich auf
Der Park unter mir ergrünt, Vögel schrecken auf
Mein Blick folgt ihnen
Sie fliegen am Gewächshaus vorbei, rote Tomaten leuchten mir entgegen
Ein Fisch springt ihnen aus dem alten Schiffscontainer entgegen
Ein Hund bellt ihnen nach
Unbeirrt fliegen sie weiter, ein Zwitschern entflieht ihnen
Ein junger Mann auf einem Holzfahrrad schaut ihnen nach
Geschickt weicht er einem Wasserstoff-Auto aus
Welche Musik ihm wohl in den Ohren dröhnt?

Ich nehme einen Schritt
Leicht, beinahe federnd, bewege ich mich über das Dach
Ein Imker springt mir ins Auge
Freudig winkt er mir zu
Gelbe Punkte ziehen Kreise um ihn
Ein Flugzeug fliegt über meinen Kopf
Leise, keine weißen Streifen sind zu sehen
Sollte es denn nicht schon immer so gewesen sein?
Meine Seele so leicht, wende ich meinen Blick ab
Grün springt mir entgegen
Mooswände und vertikale Gärten schmücken die Fassaden der Hochhäuser
Ist das Grün nicht an der Seite, erspähe ich einen Garten auf den Dächern
Biomüll vor den Türen wird abgeholt
Eine Tür nach der anderen wird von ihm befreit
Voller Neugier spähe ich dem Wagen nach
Treibstoff, Wärme und Energie transportiert er
Ich atme tief ein, die Luft in meinen Lungen rein
Ein bunter Schmetterling erscheint
Ich strecke meine Hand aus

Nichts zu sehen, nichts zu hören

Ich will zurück
Zurück in die Sonne und zum Lachen
Lass mich ins Leben
Ich schreie
Dort sitzt sie, schaut mich an
Ich will zurück
Sie lacht
Ich wusste es
Für einen Moment wusste ich alles
Ich will es nicht vergessen, das Glück, die Freude, das Leben
Bin ich tot?
Sei nicht albern
Sie hält inne, kommt auf mich zu
Es ist viel schlimmer
Es ist die Zukunft…
Öl steigt auf, verschlingt meine Beine
Ich schreie
Ich habe getan, was ich konnte, doch die Entscheidung ist nicht meine alleine
Sie bietet ihre Hand an
Öl an meiner Brust
Ich strecke meine Hand aus…

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Autorin / Autor: von Katharina, 15 Jahre