Der stille Wecker

Einsendung zum Wettbewerb Acker, Algen, Algorithmen von Robin Alejandro Huß Ayala, 19 Jahre

Ich starre auf den Fernseher und kann mich nur ärgern
Nimmst deinen Mundschutz ab und setzt eine andere Maske auf
Redest zu deinen Bürgern und schon nimmt es seinen Lauf
Versprichst Zukunft, Veränderung und Klimaneutralität
Bis 2045 ist es dafür bestimmt nicht zu spät.

Neben mir klingelt mein Handy
Kein Anruf, sondern meine Pizza ist soweit
Vielen Dank lieber Wecker aber ich bin noch nicht bereit
Bin ganz wo anders mit meiner Aufmerksamkeit

Du redest von Wachstum und willst unseren Wohlstand sichern
Dabei können wir auf Kohle einfach nicht verzichten
Dass dabei auch mal ein paar Dörflein versickern
Und sich die Gase in der Atmosphäre verdichten
Hat uns doch nicht zu stören

Es riecht sogar schon leicht verkohlt
So sehr hat uns der Klimawandel eingeholt!

Aber warum sollte dich das auch empören?
Schließlich hast du doch alles was du brauchst
Antibiotika-Fleisch als Medizin,
Plastik in den Meeren und unter der Haut
Billigflüge von München nach Berlin
Und zwischendurch Mal eine rauchen
Man wird sich ja wohl noch was gönnen dürfen!
Während Kinder seltene Erden schürfen
Ist es für dich eine Selbstverständlichkeit
Dass der Dieselpreis nicht über 2€ steigt.

Noch immer klingelt mein Handy
Ich bin hier gerade schwer beschäftigt mit Wut abladen
Bei all den nervigen Rauchschwaden
Kann ich nicht mal den Fernseher richtig sehen

Wir müssen das Rad doch nicht immer wieder neu drehen
Sondern einfach die richtigen Wege gehen
Du sprichst doch selbst von Innovationen
In Windkraft, Wasser und Solarenergien
Stopp doch erstmal deine Kohle-Subventionen
Und mach den schwarzen Strom doch endlich grün!

Lass all die Autos nicht nur Tempo 130 fahren
Sondern schraub direkt an ihrem Tank
Denk an Treibstoff aus Algen und Getreide
Statt an den begrenzt fossilen Trank

Wir sollten unsere Ressourcen nicht einfach so verwenden
Dass sie mit jedem Schritt immer mehr an Wert verlieren
Damit wir nicht aus Plastik-Gegenständen
Am Ende unsere Straßen asphaltieren

Wir brauchen einen Kreislauf
Der so lang wie möglich am Leben hält
Wo nachwachsende Rohstoffe
Mehr wert sind als Geld

Jetzt hör ich noch ein lautes Piepen
Man meint es könnte der Feuermelder sein
Aber ich sage euch es ist das Fiepen
Von einem Massentierhaltungsschwein!

Klingt es denn ökonomisch
Wenn kiloweise Getreide
in einem Kilo-Rindfleisch steckt
Obwohl all das Fleisch allein
Nicht mal unseren Hunger deckt
Nur weil der Verzicht nicht wirklich jedem schmeckt

Warum programmieren wir keine Algorithmen
Die unseren Bedarf bestimmen
Und unsere übermäßige Produktion
Auf die maximale Effizienz trimmen?

Wir sollten Handeln und nicht Reden
Oder den ganzen Tag auf den Bildschirm starren
Denn der Klimawandel wird nicht
Einfach so im Stillstand verharren!

Plötzlich platzt der Bildschirm
Was ist hier eigentlich los?
Reiße mich von meinem Sofa
Die Fernbedienung fällt mir aus dem Schoß
Ich rase in die Küche und muss bedrückend sehen,
dass Ofen, Schrank und Essenstheke
In hitzewallend flammen stehen

„Wie kann das sein?!“, rufe ich
Und versuche den Ofen auszudrehen
Ohne zu merken, dass die Flammen
Nicht nach meinem Willen wehen

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Autorin / Autor: Robin Alejandro Huß Ayala, 19 Jahre