Vom Wissen zum Teller
Informationen führen nicht zu weniger Fleischkonsum. Studie der Universität Bonn findet keinen Hinweis auf Verhaltens-Effekte
© Foto: Volker Lannert/Studierendenwerk
Jede_r kann heutzutage wissen, dass Fleischkonsum ungesund ist und Klima und Umwelt schädigt. Was aber nützen die Informationen? Ändern sie die Einstellung zu Schnitzel, Steak und Co? Gibt es messbare Auswirkungen auf das Verhalten, wenn wir wissen, was der Fleischkonsum anrichtet? Diese Fragen untersuchten Forscherinnen der Universität Bonn in einer Feldstudie mit knapp 200 Studierenden.
Nina Weingarten, Manuela Meraner, Leonie Bach und Monika Hartmann vom Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik (ILR) hatten an der Mensa Flugblätter verteilt und Studierende darin eingeladen, an einer Online-Umfrage teilzunehmen. In der Umfrage erfuhr ein Teil der Teilnehmer_innen auch, welche Umweltprobleme mit der Fleischerzeugung einhergehen. Eine zweite Gruppe erhielt stattdessen Informationen dazu, welche Gesundheitsfolgen Fleischkonsum hat. Die Proband_innen einer Kontrollgruppe wurden dagegen gar nicht zum Thema Fleisch informiert.
Danach gaben alle Versuchspersonen ihre Einstellung zu Fleischprodukten zu Protokoll. Außerdem sollten sie angeben, ob sie sich in Zukunft vegetarischer ernähren wollten. Weil Antworten auf solche Fragen nur begrenzt aussagekräftig sind, da die Befragten ihr Kreuzchen oft dort hinsetzen, wo sie es für sozial erwünscht halten, haben die Forscherinnen auch das tatsächliche Verhalten gemessen.
Informationen hatten kaum Einfluss
Dazu kooperierten die Wissenschaftlerinnen mit dem Studierendenwerk in Bonn. Die Teilnehmenden hatten in der Umfrage auch die Nummer ihrer Mensa-Karte angeben müssen, womit sie in sämtlichen Bonner Mensen bezahlen. Die Käufe werden für einige Wochen gespeichert, sodass die Forscherinnen nachvollziehen konnten, welche Gerichte die Proband_innen vor und nach der Umfrage gekauft hatten.
Das Ergebnis fiel allerdings ernüchternd aus: Weder die Infos zu den Umwelt- noch zu den Gesundheitsrisiken hatten offenbar einen messbaren Einfluss auf den Fleischkonsum. Zwar aßen sämtliche Versuchspersonen nach der Umfrage etwas weniger Fleisch als davor. Das betraf aber auch diejenigen, die keinerlei fleischbezogene Informationen erhalten hatten. Die Forscherinnen vermuten, dass die Fleischgerichte, die nach der Umfrage angeboten wurden, einfach weniger beliebt waren. Im Vergleich der drei Gruppen gab es keinerlei Unterschiede.
Auch der Einfluss der Informationen auf die Einstellung zu Fleisch und die Intention, künftig weniger zu konsumieren war wohl sehr gering. „Wir konnten lediglich bei denjenigen Studierenden einen kleinen Effekt feststellen, die zuvor angegeben hatten, wenig über die schädliche Wirkung des Fleischkonsums zu wissen“, sagte Weingarten. „Sie beurteilten Fleisch etwas negativer, nachdem sie die Umweltinformationen erhalten hatten.“ Verhaltens-Effekte gab es aber auch bei ihnen nicht.
Nüchterne Texte oder emotionale Bilder?
Das Fazit der Forscherinnen: Allein durch nüchterne Informationen lassen sich Konsumgewohnheiten also offenbar nur schwer ändern - zumindest, wenn sie nur einmal gegeben werden. „Es könnte zudem sein, dass Bilder, Videos oder auch einfach emotionalere Texte eine größere Wirkung entfalten“, sagt die Wissenschaftlerin. An diesen Punkten sieht sie noch Forschungsbedarf. „Das sind Zusammenhänge, die wir in Zukunft detaillierter untersuchen wollen.“
Die Daten zeigen aber auch, dass eine Absicht nicht unbedingt etwas über das Verhalten aussagt. Noch gebe es nur sehr wenige Studien, die den Einfluss von Informationen auf tatsächliche Konsumentscheidungen unter die Lupe nehmen, bedauert Weingarten. „Das müssen wir unbedingt ändern, wenn wir wissen möchten, wie effektiv Info-Kampagnen tatsächlich sind.“
Die Ergebnisse sind nun in der Fachzeitschrift "Food Quality and Preference" erschienen.
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung