Hilft Ironie gegen FakeNews?

Dänische Studie über Corona-Diskussionen auf Twitter

Demokratie bedeutet, dass wir offen miteinander diskutieren können und uns dabei um Wahrhaftigkeit bemühen sollten. Aber was macht es mit der demokratischen Debatten, wenn einige Leute Fake News und Fehlinformationen verbreiten? Wie reagieren Menschen vor allem im Netz auf solche Beiträge? Dieser Frage gingen Forscher_innen der Universitäten Kopenhagen und Aarhus nach. Sie analysierten auf Twitter dänischsprachige Fake News über das Maskentragen während der Covid-19-Pandemie und die Reaktionen darauf.

Aus der Perspektive einer demokratischen Debatte seien die Ergebnisse nicht ermutigend, sagt Professorin Rebecca Adler-Nissen, eine der fünf Forscher_innen, die hinter der Studie stehen: "Wir neigen zu der Annahme, dass Menschen, die darauf bedacht sind, Fehlinformationen zu korrigieren, sehr faktenorientiert sind. Unsere Studie zeigt jedoch, dass diese Gruppe von Menschen in der Regel diejenigen, die Fehlinformationen verbreiten, ins Lächerliche zieht. Anstatt Wissenslücken zu schließen oder die Menschen aufzufordern, ihre Meinung zu ändern, indem sie ihr Wissen auf den neuesten Stand bringen, reagieren sie auf Fehlinformationen mit besserwisserischen Bemerkungen, die darauf abzielen, ihr Gegenüber zu bevormunden und sich selbst zu loben."

Die Mehrheit konzentriert sich nicht auf die Fakten

Für ihre Studie untersuchten die Forscher_innen 9.345 dänischsprachige Tweets über Gesichtsmasken und COVID-19, die zwischen Februar und November 2020 gepostet wurden. Ihre Analysen zeigen, dass etwa drei Prozent aller Tweets und Retweets über Gesichtsmasken Fehlinformationen enthielten. Darunter unhaltbare Argumente, wie zum Beispiel Gesichtsmasken seien gefährlich, weil sie den CO2-Wert der Träger_innen erhöhen, oder sie seien überflüssig, weil COVID-19 eine reine Erfindung sei.

Nur sehr wenige Personen - etwa zwei Prozent der 471 Tweets - widersprachen den Fehlinformationen. Und, was die Forscher_innen überraschte, nur ca. ein Drittel der Widerprechenden nutzte dabei faktenbasierte Gegenargumente. In 62 Prozent der Fälle wurden die Absender_innen der Fehlinformation lediglich verhöhnt, lächerlich gemacht oder stigmatisiert. Das Mittel der Wahl dabei: Humor, Ironie und Satire.

Geht es bei den Corona-Diskussionen nur um die eigene Position unter Gleichgesinnten?

Daraus schließen die Forscher, dass viele der Personen, die Fehlinformationen verbreiten oder zurückweisen, eigentlich dasselbe wollen: nämlich ihre eigene soziale Position unter Gleichgesinnten verteidigen. In diesem speziellen Fall gehe es ihnen mehr um ihren eigenen Status als um die Vor- und Nachteile von Gesichtsmasken. Dadurch könne aber die Debatte entgleisen, erklärt Doktorand Nicklas Johansen.

"Der Umgangston in den sozialen Medien war schon immer heftig, und natürlich kann es sein, dass Menschen falsche oder absurde Behauptungen offen korrigieren wollen - auch auf Twitter. Aber das Ergebnis kann eine große Polarisierung sein, wenn Menschen beginnen, andere als verrückt zu stigmatisieren. Und eine Gesellschaft, die keine Gräben überbrücken kann, hat keinen Zusammenhalt", so Johansen.

Ist Humor das richtige Mittel gegen Fake News?

Laut den Studienautor_innen zeigt die Studie, dass wir offenbar nicht gut in der Lage sind, Fehlinformationen in den sozialen Medien zu diskutieren und zu korrigieren. Stattdessen würden diejenigen, die es eigentlich besser wissen müssten, sich oft lieber über andere lustig machen, anstatt sie zu informieren. Das könnte sich auch darauf auswirken, wie wir mit Hassreden und der Verbreitung von Fehlinformationen umgehen und sie regulieren, so Rebecca Adler-Nissen.

"In den USA hat Twitter damit experimentiert, Freiwillige mit der Überprüfung von Behauptungen zu beauftragen. Unsere Analyse zeigt, dass dies eine komplexe Aufgabe ist. Denn die Menschen gehen nicht nur online, um Informationen auszutauschen, sondern auch, um ihren eigenen Status und ihre Identität zu festigen. Wenn Menschen sich dem Kampf gegen Fehlinformationen verschreiben, ist dies auch eine Möglichkeit, sich für Gleichgesinnte sichtbar zu machen. Und dieser Dynamik müssen wir uns bewusst sein", so die Forscherin.

Natürlich ist es besser, Fehlinformationen auf faktenbasierte Art und Weise zu kommentieren, angesichts der Ungeheuerlichkeit so mancher Behauptung fällt es vielen natürlich aber auch zunehmend schwerer, nicht mit Ironie darauf zu reagieren. Trotzdem sollten wir diese Kommunikationsweise im Blick behalten. Vielleicht wäre ja die goldene Mitte gut: Faktenbasiert UND augenzwinkernd ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung