Laudatio

von Aygen-Sibel Çelik, Kinder- und Jugendbuchautorin, Schreib-Coach und Mitglied des Beirats für Literatur der Stadt Düsseldorf

Sehr viele Texte haben mich bei diesem Wettbewerb begeistert, bewegt und inspiriert. Als ich jedoch „Das Märchen von einem, der auszog, das schwarze Gold zu graben“ gelesen habe, musste ich innehalten. Ich wusste sofort, dieser Text ist ganz besonders. Umso glücklicher war ich darüber, dass auch meine Mitjuroren Ähnliches empfunden haben, denn Banu Altun hat einen wundervollen Text geschrieben, der im 60. Jahr des Anwerbeabkommens mit der Türkei einen Abriss jener Geschichte liefert, die nun über rund vier Generationen andauert. Märchenhaft und poetisch projiziert sie ihre Zukunft in die Geschichten, die sie ihren Kindern erzählen wird und liefert dabei gleichzeitig eine rührende Innensicht, die von dem stets hoffnungsvollen Selbstverständnis eines Daseins berichtet, welche mir und Millionen mit ähnlicher Geschichte sehr bekannt ist. Und nicht nur darüber, nicht nur von Hoffnung, die sich immer wieder aufrichtet, um das Überleben zu sichern, sondern auch von Mut und unvergleichlichen Freundschaften. Sie berichtet von großen Herzen, die vieles in sich vereinen können und nicht immer alles trennen und in Schubladen aussondern müssen.

Vieles hat sich über die Generationen verändert, was sie verbindet ist jedoch die Hoffnung auf ein Happy End, aber auch Angst und Hass, die die Jahrzehnte durchziehen wie ein Faden, unverblasst rot, und nach wie vor so lebendig sind. Es stimmt mich unglaublich traurig, dass sie noch genauso intensiv im Leben der dritten und vierten Generation wahrgenommen werden.
Ich wünsche Banu Altun und uns allen ein Happy End für all die Märchen, die wir leben. Dass wir alle, auch die Übriggebliebenen lernen, was die „Kraft unserer Buntheit“, wie es Banu Altun nennt, bedeutet. Was es bedeutet, das Gold in uns selbst auszugraben.