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In unseren Hautporen leben winzige Milben. Ein Forscherteam hat untersucht, wie sie sich durch ihr sehr begrenztes Dasein entwickeln.

Abb. 1: Mikroskopische Aufnahme einer in einer Hautpore steckenden Demodex folliculorum-Milbe (© Alejandra Perotti)

Dachtet ihr, ihr kennt euren Körper? Dann könnte euch die folgende Studie vielleicht ganz neue Einblicke gewähren. Den meisten ist sicher bewusst, dass die menschliche Haut ein Paradies für Bakterien aller Art ist, und dass viele davon eine wichtige Rolle für unsere Hautgesundheit spielen. Vielleicht habt ihr auch schon gehört, dass Pilze die Haut besiedeln oder Parasiten sich dort breitmachen können - von Läusen und Flöhen über Milben und Zecken. Die meisten machen sich unangenehm bemerkbar, aber von manchen kriegen wir kaum etwas mit. In diese Kategorie gehört eindeutig die Demodex folliculorum-Milbe.

*Ein Leben in den Haarfollikeln von Gesicht und Wimpern*
Ein internationales Forschungsteam hat die DNA der Demodex folliculorum-Milbe erstmals vollständig untersucht, um die Lebensweise des winzigen Parasiten zu erkunden. Die Demodex folliculorum-Milben leben in den Gesichts-Haarfollikeln, einschließlich der Wimpern, und an den Brustwarzen nahezu jedes Menschen. Sie sind etwa 0,3 mm lang und ernähren sich vom Talg, der von den Zellen in den Poren abgegeben wird. Sie werden nachts aktiv und bewegen sich zwischen den Follikeln, um sich zu paaren. Außerhalb der Poren können sie jedoch nicht überleben.

*Die Milbe passt sich an und wird vom Parasit zum Symbiont*
"Aufgrund dieser engen und dauerhaften Verbindung zum Menschen hat die Milbe enorm an Größe und zahlreiche Gene verloren. Sie überleben mit einem minimalen Repertoire an Proteinen – der geringsten Anzahl, die je bei dieser und verwandten Arten beobachtet wurde", erklärt Alejandro Manzano Marín, Co-Erstautor der Studie und Mikrobiologe am Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft. "Erstaunlicherweise zeigte unsere Untersuchung, dass die Milben in jungen Jahren viel mehr Zellen als im Erwachsenenstadium haben. Dies widerspricht der bisherigen Annahme, dass parasitische Tiere ihre Zellzahl schon früh in der Entwicklung reduzieren. Wir folgern daraus, dass sich die Milben von einem externen Parasiten zu einem permanenten Symbionten des Menschen entwickeln", berichtet Manzano Marín. Inwieweit dies für den Menschen vorteilhaft ist, könne man bisher aber noch nicht sagen.

Die Forscher_innen drangen für ihre Studie mittels einer vollständigen Aufschlüsselung der Erbgutinformation ("Genomsequenzierung")  tief in die Biologie des winzigen Organismus ein. Aus der Art, dem Umfang, der besonderen Anordnung der Gene und dem ermittelten Genverlust konnten sie Informationen über ungewöhnliche Körpermerkmale und Lebensweisen der winzigen Organismen ziehen.

So haben sie herausgefunden, dass die Milben unter anderem ihr UV-Schutzgen verloren haben und darum nachtaktiv sind. Und, dass sie vermutlich nicht schuld sind, wenn unsere Haut sich entzündet: "Einige Forscher_innen waren bisher davon ausgegangen, dass die Milben keinen Anus haben und daher im Laufe ihres Lebens ihren gesamten Kot ansammeln müssen, bevor sie ihn beim Absterben freisetzen und dadurch Hautentzündungen verursachen", sagt Alejandro Manzano Marín. "Unsere Studie bestätigte jedoch, dass sie doch einen After haben und daher zu Unrecht für viele Hautkrankheiten verantwortlich gemacht werden."

*Milben in der evolutionären Sackgasse*
Da die Milben so isoliert existieren, sind sie keinen äußeren Bedrohungen ausgesetzt, sie müssen nicht um den Befall von Wirten konkurrieren und sie treffen auch nicht auf andere Milben mit anderen Genen. Der fehlende Kontakt zu potenziellen Partnern, die ihren Nachkommen neue Gene hinzufügen könnten, könnte die Milben in eine evolutionäre Sackgasse führen. "Die Inzucht hat eine Anhäufung schädlicher Mutationen zur Folge, schlechte Genvarianten verbreiten sich schließlich schnell", erklärt Manzano Marín. "Dieser evolutionäre Weg wurde bereits bei in Zellen lebenden Bakterien beobachtet, bei einem Tier jedoch noch nicht klar nachgewiesen." Diese Entwicklung könnte die Milben möglicherweise zum Aussterben bringen.

Ob das gut oder schlecht für den Menschen wäre, ist noch nicht abschließend geklärt. Vermutlich würden wir sie aber nicht sonderlich vermissen. ;-)

Quelle:

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung: Bild: © Alejandra Perotti - Stand: 27. Juni 2022