Studieren im Schwarzen Wald

Ulfinchen hat's mit Sternranking versucht. Was das ist? Lest selbst!

Eigentlich wollte ich überhaupt nicht studieren. Vor überfüllten Hörsälen, trockenen Vorlesungen und uralten Professoren grauste mir. Außerdem kenne ich mich doch, wenn keiner zu mir sagt, heute setzt du dich aber hin und lernst dies oder jenes, dann mach ich es sowieso nicht. Also wollte ich was schön praktisches und realitätsnahes, kreatives, aber nicht abgehobenes, technisches, aber nicht zu trockenes machen. Irgendwas, womit ich mich ernähren kann - und unter Umständen auch noch 'ne kleine Familie. Ja das waren die Voraussetzungen für meine Berufsfrage als ich mein Abitur mit LK Kunst und Mathe endlich in den Fingern hatte. Einen Ausbildungsplatz hatte ich leider nicht bekommen. Mediengestalter wollten einfach irgendwie alle werden und außerdem war ich auch verdammt spät dran und hab mich nur so halbherzig im Abiturstress beworben. Naja, dann hab ich es halt versucht, wie wohl alle anderen auch.

2 Stehordner voll Material
Ich war auf Berufsorientierungsmessen und hab diese Heftchen "Wie bewerbe ich mich richtig" von Versicherungen oder Arbeitsamt gesammelt (hab immer noch 2 Stehordner voll davon). Natürlich hab ich auch die Telefonrechnung meiner Eltern in unendliche Höhen getrieben, weil ich alles, was ich nur gefunden hab, mal angesurft bin. War auch die zeitsparendste und einfachste Möglichkeit auch nachts Informationen zu bekommen. Denn ich hatte noch ziemlich genau 2 Wochen Zeit bis zum Bewerbungsschluss an den Unis und Fachhochschulen. Irgendwie bin ich auf die Idee mit einer Fachhochschule gekommen. Ist doch auch viel praktischer orientiert als eine Uni - und viel geregelter. Und nach ewig vielen Online- Berufsfindungstests, "was passt zu mir", etc... hab ich mir den Studienführer vom Arbeitsamt geholt. Ein richtig dicker Schinken in dem alle Studiengänge und Studienorte drin stehen, meine Buntstiftsammlung geholt und los gings. Alle in Frage kommenden Studiengänge angemalt, also die ohne Vorpraktikum, Mappe oder sonstigen Voraussetzungen. Dann anhand des Sternrankings die schlechtesten aussortiert und Bewerbungsunterlagen ausgedruckt. Die Telefonrechung wurde höher, mein Drucker brauchte neue Patronen, aber was tut man nicht für seine Zukunft.

Ab in den Schwarzwald

Ich hatte mir ungefähr 20 FHs ausgesucht mit unterschiedlichen Studiengängen. Die erste war noch die anstrengendste und deshalb war sie so bisschen mein Übungsobjekt. Also hab ich mir die beste FH rausgesucht, die aber mitten im Schwarzwald liegt, außerdem Medieninformatik - ob das wirklich so toll ist? Die nehmen mich eh nicht, und außerdem will ich da auch nicht hin, waren meine Gedanken. Mit der Zeit wird das Ausfüllen echt Routine. So hab ich ungefähr 20 Stück losgeschickt und das innerhalb einer Woche, war echt schon Akkordarbeit. Prompt bekam ich meine erste Zusage aus dem Schwarzwald und war baff. Doch ich wollte in eine Großstadt, auf dem Land war ich jetzt lang genug. Nachdem es aber immer mehr Absagen regnete, informierte ich mich doch mal genauer über Furtwangen und den Studiengang Medieninformatik (kleiner Tipp: besser vor Ausfüllen der Unterlagen machen!). Aus Langeweile setzte ich auch irgendwo im Netz eine Anzeige: "suche wg in furtwangen." Mehr nicht. Schwups bekam ich schon eine Stunde später eine genauso knappe Antwort: "Hab ne Zweizimmerwohnung, sollen wir zusammenziehen?" So hab ich meinen Mitbewohner kennengelernt, die Geschichte glaubt uns niemand, aber es war wirklich so. Irgendwie hat mich das Sternranking beeindruckt, so schlecht kann es da ja auch nicht sein. Die anderen FHs verloren immer mehr an Reiz, weil mein Mitbewohner mir auch immer mehr davon vorschwärmte, wie toll die FH doch sei. Durch ihn hatte ich praktisch keine andere Wahl mehr. Er hatte eine wirklich super schöne Wohnung, er fing auch mit Medieninformatik an, und so war ich nie alleine. Außerdem wollte er unbedingt zum WebTV, das sei so toll, er kennt da jemand. Zwar hatte ich keine Ahnung, von was er redete, aber es hörte sich total interessant an.

Man hat ja keine andere Wahl

Tja und so bin ich dann doch in den Schwarzwald (www.furtwangen.de) gezogen, zum WebTV (www.radioglf.de) und eigentlich auch verdammt froh drüber. Was ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist, sind die wenigen Mädels, der viele Schnee, und dass es eben nix gibt zum Weggehen. Was aber natürlich nicht heißt, dass es einem dort langweilig wird. Die Freundschaften, die man dort knüpft, schweißen einen wirklich zusammen, weil man ja auch irgendwie keine andere Wahl hat. Der Fachbereich (www.dm.fh-furtwangen.de) ist echt gut ausgestattet, wenn man sich mal so umhört. Und wenn ich mich jetzt wieder dem Programmierenskript zu wende, dann auch nur, damit ich vielleicht doch mein Vordiplom bekomme.

Ob ich mir den richtigen Studiengang rausgesucht habe, weiß ich noch nicht, aber mir ist eben auch noch nichts Besseres eingefallen. Und solange werde ich weiter studieren im schwarzen Wald.

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Autorin / Autor: Ulfinchen - Stand: 24. Oktober 2003