Praktisches Verkehrsrecht
Am zweiten Tag sollten wir schon um 7:15 Uhr in Kempten dastehen. Allerdings waren wir nur noch zu acht, zwei nämlich wurden krank. Auf dem Weg nach Königsbrunn nahmen wir noch weitere zehn Praktikanten aus einer anderen Stadt mit. In Königsbrunn ist die Polizeischule, auf der man zweieinhalb Jahre lang theoretisch und praktisch ausgebildet wird, wenn man denn Polizist werden will. In Königsbrunn angekommen, wurden wir in vier Klassen aufgeteilt, ich war in einer Fünfer-Gruppe (nur Mädels waren in dieser Gruppe) in Klasse 3. Jede Gruppe hatte zwei Tutoren, Schüler aus der jeweiligen Klasse. Unsere Tutoren hießen Herr Lorenz und Herr Rosenberger, das waren die besten Tutoren, die man nur kriegen kann, glaube ich jedenfalls. Die beiden sind ungefähr 18 und waren echt cool drauf, man glaubt kaum, dass das mal Polizisten werden können ;-) Zuerst hatten wir zwei Stunden Verkehrsrecht, was eigentlich ziemlich cool war, weil der Lehrer hat uns auch miteinbezogen, also nicht nur so teilnahmslos hinten sitzen lassen. Jetzt waren wir halt die angefahrenen Schüler, der Fahrer, der einen Unfall verursacht hatte ...
*Sachbearbeitung und Selbstverteidigung*
Danach war von 11:30 bis 12:30 Mittagspause. Es gibt dort eine Kantine, da die Schüler in dieser Schule die ganze Woche lang leben und dort ja auch versorgt werden müssen. Das Essen war eigentlich sehr gut für eine Kantine, also mir hat es geschmeckt, und das will was heißen ;-) Nach der Pause hatten wir eine Stunde SB (Sachbearbeitung), dort waren wir auch mal wieder die Opfer, die Verbrecher oder sonstwas. Anschließend hatte die Klasse zwei Stunden lang Selbstverteidigung, also so Art Judo bzw. Karate. Wir durften auch die erste halbe Stunde mitmachen, also das Aufwärmen und kleinere Übungen zur Wiederholung. Danach mussten wir uns an den Rand setzen, was auch sehr interessant war. Dort geht es schon hart zur Sache, ein Polizist hatte eine blutige Nase, der andere musste seinen Fuß kühlen ... also darf man nicht so zimperlich sein. Unsere zwei Tutoren (zur Erinnerung: Hr. Lorenz und Hr. Rosenberger) kamen zwischendrin immer wieder mal her und erklärten uns dies und jenes näher. Nach SV war eine kurze Erholungspause und danach wäre eigentlich KK gewesen, das sei sowas ähnliches wie Religion, hat Lorenz zu uns gesagt. Aber „extra“ wegen uns, ließen sie diese Stunde für sich sausen ... sind halt auch nur Schüler ;-) .
*Polizeiautos und abhanden gekommene Pistolen*
Stattdessen zeigten sie uns den Fuhrpark dort, also die Polizeiautos, aber es gab auch noch einen kleinen Panzer, naja klein ist ein bisschen untertrieben, er war doppelt so groß wie ich. Anschließend zeigten die Tutoren uns auch ihr Zimmer (sie müssen zu zweit in einem Zimmer schlafen). Es war – man glaubt es kaum – sehr ordentlich. Herr Lorenz wollte uns auch noch in seinem Schrank zeigen, wo die Pistole aufbewahrt wird, mit den Worten: „In diesem Fach muss immer die Waffe sein, wenn man nicht gerade Schießübungen macht, unbedingt!“ Er sperrte den Schrank auf, aber da war die Pistole leider nicht ... naja jedem passieren mal Fehler. Rosenberger meinte dann: „Typisch, das ist immer so bei ihm, irgendwann weiß er nicht mal mehr, wo sein Zimmer ist!“ Dann wurde es leider Zeit zu gehen. Zum Abschied gaben die Zwei uns noch die Hand mit den Worten: „Wir hoffen, man sieht sich wieder mal hier!“, schließlich antworteten wir fast wie im Chor: „Aber sicher doch, wir werden kommen!" Zurück in Kempten, erhielt noch jeder von Herrn Wild eine Teilnahmebescheinigung und einen grünen Schlüsselanhänger der Polizei, der jetzt übrigens an meinem Schulranzen hängt =).
*Mein Fazit*
Das Praktikum hat mir sehr gut gefallen, da man nicht nur als „Aushilfe“ benutzt wurde, sondern es ein sehr abwechslungsreiches Programm war, das jedem gefallen hat. Die Polizisten waren sehr nett und erklärten uns alles, was wir wissen wollten. Es waren zwei wunderschöne und vor allem informative Tage! Also, mein Berufswunsch steht jetzt fest, nämlich Polizistin. Und warum? Ich will nicht nur den ganzen Tag in einem Büro sitzen und das 50 Jahre lang oder so, sondern auch Abwechslung und Bewegung haben. Außerdem weißt du als Polizist nie, was in der nächsten Stunde auf dich zukommt, vielleicht ein Überfall oder vielleicht auch „nur“ einer Person den Weg zeigen, egal, hauptsache nicht immer das Vorhersehbare, sondern auch ein kleines Stück Abenteuer im Leben. =)
Autorin / Autor: stillergirl - Stand: 8. März 2007