Primzahlen, Erlkönige und andere Männerdomänen
Eine Woche lang Uni-Luft schnuppern
Hallo ich heiße Katharina, komme aus Berlin und gehe nach den Sommerferien in die 11. Klasse. Eine Idee, was ich später mal studieren will, habe ich eigentlich noch nicht und so kam mir die Sommeruniversität in Duisburg-Essen ganz gelegen. Dort hatte ich die Möglichkeit, mich über verschiedene Studiengänge im naturwissenschaftlich- technischen Bereich zu informieren und auch Vorlesungen zu Themen zu besuchen, die in der Schule noch behandelt werden. Schon bei der Anmeldung musste ich aus einer breiten Auswahl an Fächern drei Prioritäten angeben. Nach dieser Wahl wurden dann alle Teilnehmerinnen in Gruppen mit den gleichen Stundenplänen eingeteilt. Diesen Stundenplan bekamen wir zwei Wochen vor Beginn der Sommeruni zusammen mit einem dicken Informationspaket zugeschickt.
Etwas mehr als die Hälfte der 170 Teilnehmerinnen war in der Woche vom 24. bis zum 28. 07. in der Jugendherberge in Essen-Werden untergebracht. So war es sehr einfach, erste Kontakte zu knüpfen und es gab immer jemanden, der wusste, wie man am Morgen fahren muss. Das war vor allem am ersten Tag von großem Vorteil. Der Busfahrer hat zwar etwas erstaunt geguckt, als da so eine Mädchen-Horde an der Haltestelle stand, aber wir haben alle problemlos zur Uni gefunden.
Und da ging es auch gleich los. Die Einführungsveranstaltung war meiner Meinung nach entschieden zu lang. Es waren viele Gäste aus Wirtschaft und Politik anwesend, die uns etwas zu ausführlich ermutigt haben, uns für technische oder naturwissenschaftliche Berufe zu entscheiden. Unter anderem haben der Bürgermeister von Essen, der Präsident der Universität sowie Vertreter diverser Firmen und Ministerien geredet. Im Anschluss lernten wir unsere Tutorinnen kennen. Das waren Studentinnen der Universität Duisburg-Essen, die uns während der ganzen Woche zu den einzelnen Veranstaltungen führten und uns auch für alle Fragen zur Verfügung standen.
Nach dem Essen in der Mensa stellten sich noch die einzelnen Fachbereiche vor und die zwar sehr freundlichen, aber manchmal erschreckend langweiligen Professoren erklärten uns ausführlich, wie gut doch die Berufsaussichten gerade in ihrer Fachrichtung seien. Nun, diese Einführungsveranstaltung mit den viel zu langen Einzelbeiträgen war eigentlich das einzig Negative an der ganzen Woche.
Die vielen verschiedenen Veranstaltungen, die jetzt im Laufe der Woche folgten waren eine gelungene Mischung aus entweder informativen Vorträgen zu inhaltlichen Themen wie z.B. Primzahlen oder Einführungen in verschiedene Studiengänge. Durch die immer wechselnden Dozenten hatte man einen guten Überblick über die verschiedensten Vorlesungsarten und auch einen Einblick in das Uni-Leben. Etwas ganz besonderes an dieser Sommer-Uni war das Kontaktikum am Mittwoch. Dabei hatten wir die einmalige Möglichkeit, einen ganzen Tag in einem von sieben führenden Betrieben aus Industrie und Wirtschaft im Ruhr-Gebiet zu verbringen. Dieses Kontaktikum besuchten wir unabhängig von unseren Gruppen und haben so auch andere Tutorinnen kennen gelernt.
Ich war zusammen mit ca. 20 anderen Mädchen bei der TÜV Nord AG und dort haben wir uns die TÜV-Prüfstellen für Prototypen angesehen, erfahren, dass ein „Erlkönig“ ein neues Auto ist, von dem noch keine Photos existieren, und wie diese Nachts auf großen Teststrecken getestet werden. Im Anschluss hat uns noch eine der wenigen Ingenieurinnen beim TÜV von ihrem Werdegang und ihren Erfahrungen in einer solchen „Männerdomäne“ erzählt.
*Mein Fazit*
Für mich war es eine unvergessliche Woche, in der ich viel gelernt habe und in der ich auch meinen Wunsch nach einem naturwissenschaftlichen Studium festigen konnte. Obwohl ich immer noch nicht genau weiß, was ich studieren werde, bin ich mir sicher, dass ein solches Probestudium auf jeden Fall eine lohnenswerte Erfahrung ist, die ich nach Möglichkeit im nächsten Jahr wiederholen werde.
Autorin / Autor: Katharina B. - Stand: 10. August 2006