Fachinformatiker ist nicht gerade ein Frauenberuf
Am Anfang hatte ich die Befürchtung, das einzige Mädchen in der Klasse zu sein
Welche Vorrausetzungen braucht man denn für diesen Beruf?
Vom Schulabschluss her sollte man mittlerweile schon das Abitur oder Fachabitur mitbringen, jedenfalls ist dies bei den meisten Unternehmen der Fall. Das ist jedoch nicht alles was zählt. Man sollte auf jeden Fall logisches Denken mitbringen. Sorgfältigkeit ist ebenso wichtig wie Durchhaltevermögen, denn die Programme sollten oder besser gesagt müssen fehlerfrei sein und viele Probleme sind komplex und benötigen daher viel Zeit und Anstrengung. Aber ein Fachinformatiker sollte auch soziale Kompetenz mitbringen. Schließlich hat man auch Kundenkontakt und muss sich mit dem Kunden und seinen Wünschen auseinandersetzen und versuchen, genau herauszufinden, was er haben möchte. Lernbereitschaft und eine Neugier sollte man auch mitbringen, denn man muss sich „Werkzeuge“ aneignen, um Software entwickeln zu können und besonders im IT-Bereich kann und muss man immer etwas Neues dazu lernen, denn dieser Bereich entwickelt sich sehr rasant und gerade hier lernt man nie aus.
*Wie viele Mädchen sind in deiner Berufsschulklasse, die einen Beruf in dieser Richtung erlernen?*
In meiner Berufsschulklasse sind noch vier andere Mädchen, die denselben Beruf erlernen wie ich. Außerdem habe ich eine Lehrerin in dem Fach Anwendungsentwicklung. Meiner Meinung ist das schon ziemlich viel, besonders weil ich damit nicht gerechnet hätte. Ich hatte sogar anfangs die Befürchtung, das einzige Mädchen in der Klasse zu sein. Allgemein trifft man an meiner Berufsschule nicht besonders viele Mädchen an, was allerdings auch schade ist. Jedoch komme ich trotzdem mit meiner Klasse gut klar. Ironischerweise war ich auch schon mal auf einer Mädchenschule, daher kann ich sagen, dass ich mit solchen Umständen keine Probleme haben.
*Welche Erfahrungen machst du als Mädchen in dem Beruf? Ist es schwer in so einem traditionellen Männerberuf?*
In meinem Betrieb habe ich bis jetzt keine schlechten Erfahrungen gemacht oder Nachteile gehabt, weil ich ein Mädchen bin und diesen Beruf mache. Ich wurde von Anfang an gleichberechtigt behandelt. Von meiner Berufsschule aus haben bestimmt einige Mitschüler gedacht, dass ein Mädchen in diesem Gebiet nicht so fit ist. Aber ich glaube, dass sie auch schnell gemerkt haben, dass die Fähigkeiten für diesen Beruf nichts mit dem Geschlecht zu tun haben. Im Allgemeinen glaube ich, dass Mädchen sich in der Berufsschule noch mehr beweisen müssen als Jungs, denn an der Anzahl der Mädchen sieht man auch, dass sich noch nicht viele Mädchen diesen Beruf zutrauen, und der Beruf immer noch eher als „Männerberuf“ gesehen wird.
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Autorin / Autor: Heike Beckmann, Rosi Stolz - Stand: 2. April 2008