Angst vor Neid macht hilfsbereit
Studie: Lieber teilen als unverdient gewinnen
Erfolg macht sexy, wie es in der Werbung so schön heißt. Die Kehrseite davon ist der Neid der Anderen, der den eigenen Erfolg ganz schön mies machen kann. Die Angst vor dieser Eifersucht kann aber dazu führen, dass erfolgreiche Menschen hilfsbereiter werden. Dies belegen neue Forschungsergebnisse die in der Zeitschrift Psychological Science veröffentlicht wurde.
"Gutartiger und bösartiger Neid"
Um den Mechanismus zu verstehen, weisen bisherige Forschungsergebnisse von Niels van de Ven von der Universität Tilburg und seine KollegInnen darauf hin, dass es Neid sozusagen in zwei Geschmacksrichtungen gibt: die "gutartige" und die "bösartige" Variante. Sie untersuchten Menschen mit diesen zwei unterschiedlichen Gefühlslagen und fanden heraus, dass Menschen mit "gutartigem" Neid deshalb besser sein möchten, weil sie so gut werden wollen wie die Person, die sie beneiden. Menschen mit "bösartigem" Neid möchten dagegen nichts anderes, als die beneidete Person herabzusetzen. Van de Ven und seine Kollegen fragten sich, wie sich dieses Verhalten auf jene auswirkt, die Ziel dieses Neids sind. "In der Anthropologie sagt man, dass ein Mensch sozialer wird, wenn er beneidet wird, weil er hofft, dass er die Neider so beschwichtigen kann", sagt van de Ven.
Das 5 Euro-Experiment
Um diese These zu überprüfen, führten die PsychologInnen ein Experiment durch, indem sie ProbandInnen mitteilten, sie erhielten 5 €, manchmal als Verdienst für das Lösen eines Quiz, andere Male einfach so. Die Forscher gingen davon aus, dass die gerechte Belohnung zu unbedenklichem Neid führen, die unverdiente Auszeichnung bösartigen Neid auslösen würde. Dann wurden die Freiwilligen gebeten, potenziellen Neidern eine zeitaufwendige Beratung zu geben.
Das Ergebnis deckte sich tatsächlich mit Beobachtungen aus der Anthropologie. Die ProbandInnen, die bösartigen Neid befürchten mussten, nahmen sich eher die Zeit für die aufwändige Beratung als die, die keine Angst vor Neidern haben brauchten, weil sie ihren Preis verdient hatten.
Dieses Verhalten sei eine nützliche Funktion für die Gruppe, erklärt van de Ven. "Natürlich denken alle, dass es besser sei zu teilen, aber das machen wir nicht automatisch." Seltsamer Weise kann ausgerechnet die Angst vor Neid uns dabei helfen, das soziale Verhalten untereinander zu verbessern.
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 6. Dezember 2010