Machen Tagträume unglücklich?
Studie: Wer nicht bei der Sache ist, ist leichter unzufrieden
Hätte ich nur.., könnte ich bloß..., was wäre wenn? Menschen neigen dazu, ständig an alles Mögliche zu denken, nur nicht an das, was sie gerade in dieser Situation tun. Die Fähigkeit, über Vergangenes, Zukünftiges oder Mögliches nachzudenken, macht den Mensch dem Tier geistig überlegen. Doch dafür zahlt er auch einen Preis: seine Zufriedenheit. Das zumindest meinen die Forscher Matthew A. Killingsworth und Daniel T. Gilbert von der Havard University, die mithilfe einer speziellen iPhone-Applikation die Gedankenwanderungen und die Zufriedenheit von 2250 Freiwilligen zwischen 18 und 88 Jahren erfasst haben.
Um die Gedankenwanderungen zu ermitteln, hatten die Forscher die Testpersonen über ein iPhone-App in zufällig gewählten Abständen kontaktiert. Sie sollten angeben, was sie gerade machten, woran sie gerade dachten und wie glücklich sie gerade wären. Es kam heraus, dass die Gedanken der Testpersonen 46,9 Prozent der Zeit in Tagträumen gefangen waren. Auch wenn die meisten sich wahrscheinlich eher schönen Luftschlössern hingeben, als schlimmen Befürchtungen, war doch die Zufriedenheit gering, wenn die ProbandInnen sich nicht auf das konzentrieren, was sie gerade taten. Glücklichste Momente, bei denen die meisten auch gedanklich bei der Sache blieben, waren der studie zufolge die körperliche Liebe, Trainingssituationen oder aktive Gespräche. Besonders tagtraumverdächtig hingegen waren die Arbeit oder Tätigkeiten am Computer.
Die Forscher glauben, dass das Vorhandensein oder Fehlen von Gedankenwanderungen besser vorhersagen lassen, ob jemand gerade guter Stimmung ist als die Tätigkeit, die jemand gerade verrichtet. Denn selbst wenn man etwas Schönes macht und innerlich überhaupt nicht bei der Sache ist, kann man miese Laune kriegen.
Wenn ihr also selbst bei den tollsten Anlässen niedergeschlagen seid, dann zwingt euch einfach mal zurück ins Hier und Jetzt. Dann könnt ihr das Leben möglicherweise mehr genießen!
Sind iPhone-Nutzer unzufriedener ? ;-)
Allerdings könnte man böswilligerweise auch vermuten, dass das für der Studie verwendete App maßgeblich zur Unzufriedenheit der Testpersonen beigetragen hat. Schließlich wurden die Probanden ständig aus dem Hier und Jetzt gerissen, um über ihre aktuelle Stimmung zu sinnieren. Und der Verdacht kommt auf, dass die Testpersonen per se solche sind, die sich gerne mal ablenken lassen. Denn wer sich selbst beim Sex dazu verleiten lässt, an seinem iPhone herumzuspielen, der ist wohl nie so ganz bei der Sache ;-).
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Autorin / Autor: Redaktion / Havard Gazette - Stand: 12. November 2010