Gaming ist sozial
Neue Studie: Viele Spieler spielen lieber gemeinsam
Immer noch halten sich hartnäckige Klischees über Computer- und KonsolenspielerInnen: sie seien hauptsächlich männlich, im Jugendalter und sozial isolierte Mitmenschen. Diese Vorurteile aus der Frühzeit des Gaming sind jetzt nicht mehr haltbar, wie die aktuelle Studie der Universität Hohenheim zeigt. Die Ergebnisse der repräsentativen Telefonbefragung belegen, dass sich auch unter den Erwachsenen überraschend viele GamerInnen finden.
*Isolierte Einzelspieler sind nicht die Regel*
Ein weiteres Vorurteil räumt die Hohenheimer Studie aus: Computer- und Videospielen ist oft keine sozial isolierte Tätigkeit. Im Gegenteil: Viele Spieler spielen lieber gemeinsam als im klassischen „Single Player“-Modus. Zwar spielt ein Großteil der Gamer auch manchmal allein gegen den Computer (81 Prozent), aber ausschließlich tun dies nur 29 Prozent der Befragten.
Ruth Festl, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Hohenheimer Forschergruppe, sieht darin eine Veränderung des Spielverhaltens: „Wir haben es nicht mehr nur mit dem klassischen ‚Hardcore’-Spieler zu tun, der allein vor dem Rechner sitzt und ein Spiel nach dem anderen durchzockt. Die Zahlen belegen, dass viele Befragte gemeinsam mit anderen spielen.“
*Gemeinsames Spielen vor der Konsole beliebter als Online-Gaming*
Gemeinsames Spielen findet über das Internet oder vor einer Spielkonsole statt. 39 Prozent der Gamer spielen online mit anderen menschlichen Mitspielern, aber 55 Prozent tun das gemeinsam mit Freunden und Bekannten im häuslichen Wohn- oder Jugendzimmer. „Dieses sogenannte co-located gaming wurde in bisherigen Studien zum Multiplayer-Spielen kaum beachtet“, erläutert Studienleiter Quandt die Ergebnisse. „Dabei schlägt es in der Beliebtheit das viel diskutierte Online-Gaming. Da sind auch viele Party-Spieler dabei, die nicht in das klassische Bild vom Computerspieler als isoliertem Einzelgänger passen.“
Computerspielen hat soziale Komponenten
Nahm man bisher an, dass hauptsächlich Jüngere die Alleinspieler sind, ergibt die Befragung ein ganz anderes Bild: Es sind die älteren Spieler, die Singleplayer-Varianten bevorzugen, während 14 bis 29- Jährige eher die sozialen Formen spielen. „Das mag auf den ersten Blick überraschen, deckt sich aber mit anderen Ergebnissen der Medienforschung“, erklärt Festl. „Jugendliche und junge Erwachsene sind sehr stark an sozialer Interaktion interessiert – das zeigt sich auch im Medienverhalten.“
Spieler höher gebildet und eher männlich
Wer Computer- und Videospiele spielt, hat übrigens ein relativ hohes Bildungsniveau: Unter SpielerInnen finden sich anteilig mehr Personen mit Abitur als in der Gesamtbevölkerung (29 vs. 22 Prozent). Ein Blick in die Bildungsgruppen zeigt: Unter den Personen mit einem niedrigen Bildungsabschluss (unterhalb mittlere Reife) finden sich nur 19 Prozent Computer- und Videospieler, unter denen mit mittlerer Reife 22 Prozent, unter jenen mit Abitur 29 Prozent. Erst Personen mit Hochschulabschluss spielen wieder deutlich weniger. Ihr Anteil liegt bei 19 Prozent.
Eins der klassischsten Voruteile kann die Studie hingegen nicht ganz widerlegen: Die Gamer sind immer noch in der Mehrzahl männlich. Allerdings gibt es inzwischen durchaus bemerkenswerte Anteile an Spielerinnen: So spielen 30 Prozent aller befragten Männer Computer- und Videospiele, bei den Frauen sind es immerhin 19 Prozent.
*Frauen spielen weniger gemeinschaftlich als Männer*
Bei Spielerinnen und Spielern zeigen sich allerdings überraschende Unterschiede: Während das klassische Singleplayer-Spielen unter Männern wie Frauen gleich beliebt zu sein scheint (etwa 81 Prozent der Spielerinnen und Spieler spielen allein gegen den Rechner oder die Konsole), ist das gemeinschaftliche Spielen unter den Männern weiter verbreitet. Besonders deutlich wird dies beim Online-Spielen: 48 Prozent der männlichen, aber nur 25 Prozent der weiblichen Gamer spielen über das Netz.
Zur Studie
Die Untersuchung „GameStat“ ist Teil des Projekts „The social fabric of virtual life“, das der Europäische Forschungsrat im Rahmen des Exzellenz-Programms „Starting Grants“ über einen Zeitraum von fünf Jahren fördert. Für die telefonische Befragungsstudie wurden in den vergangenen beiden Monaten 4.506 zufällig ausgewählte Personen über 14 Jahren befragt.
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 13. August 2010